Hamburg/Lima. Mein Traum von Olympia: Yvonne Li, 17, ist Deutschlands größtes Damentalent im Badminton

Yvonne Li hatte schon das Glück, just in ihrer Heimatstadt Hamburg zur jüngsten deutschen Nationalspielerin der Badminton-Geschichte zu werden. Das war im Oktober 2014 in der CU-Arena, Yvonne trat mit 16 gegen Japan an und fand das „Wow“ und „krass“. Und wie ist die Vorstellung, 2024 bei Olympia in ihrer Heimatstadt in den Messehallen zu schmettern? „Dann wäre ich im perfekten Badminton-Alter – 26. Boa, das wäre soo cool!“, sagt die Norderstedterin.

Noch ist Yvonne erst 17, aber amtierende U17-Europameisterin. 2014 holte der Deutsche Badminton-Verband sie vom Bundesnachwuchsstützpunkt Hamburgs in Dulsberg zum Bundesdamenstützpunkt nach Mülheim an der Ruhr aufs Sportinternat. Zurzeit schlägt sie in Perus Hauptstadt Lima bei der U19-WM auf. An diesem Mittwoch trifft sie zum Turnierauftakt mit dem gemischten deutschen Team auf Kolumbien und Ungarn. Wie stehen ihre Chancen im Einzel? „Das hängt von der Auslosung ab. Wenn ich Pech habe, lauert in Runde eins eine Chinesin.“ Es klingt lustig, wenn Yvonne über die fast unschlagbaren Chinesinnen mault. Ihr Vater Li Wen Jun und ihre Mutter Huang Xiao Mei zogen selbst als Studenten von Shanghai nach Hamburg. Yvonne aber ist hier geboren und schnackt Hamburgisch. Ihr Lieblingsgericht ist zwar Nudelsuppe, aber sie flog bisher nur ein Mal als Elfjährige nach China auf Verwandtenbesuch.

Mit fünf schlug Yvonne beim HSV ihre ersten Hightech-Federbälle und blieb dem HSV bis zur Vorsaison treu. Doch als die Spielgemeinschaft VfL 93/Farmsener TV/HSV den Zweitligaaufstieg verpasste, musste sie mangels guter Gegner in die Erste Bundesliga wechseln. Sie entschied sich für den Traditionsverein SC Union 08 Lüdinghausen. „In der Liga kann ich gegen die Topspielerinnen aus Europa spielen.“

Ein weiterer Karriereschritt war, dass sie seit diesem Jahr mehrheitlich Erwachsenenturniere spielt. Ein Event der niedrigsten Kategorie in Litauen gewann sie im April, eine Kategorie höher in Bulgarien kam sie ins Finale und strich 400 US-Dollar Prämie ein („Die liegen noch im Schrank.“). Die Dritte der deutschen Meisterschaf wurde zuletzt zurückgeworfen durch ein Patellaspitzensyndrom am Knie. Alles auf die Profisportkarte setzen will sie nicht. „Das wäre ja waghalsig im Badminton.“ Die Zwölftklässlerin (Notenschnitt: 1,8) will nach ihrem Abitur im Frühjahr etwas studieren, „das nicht zu stressig ist, also nicht Medizin oder Jura“. In ihrer knappen Freizeit liest sie mal ein Fantasybuch oder spielt Klavier.