Hamburg. In der Hamburg-1-Sendung „2024 – Hamburg diskutiert die Spiele“ ging es um die Rolle der Hamburger Kultur bei der Olympiabewerbung

„Dass wir gefragt werden, ist auch vorsorgliche Aufstands­bekämpfung“, kommentierte Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard mit leicht amüsiertem Unterton die bisherigen städtischen Aktivitäten bei ihren Harmoniebestrebungen rund um die Bewerbungsplanung für die Olympischen Spiele in der Hansestadt. Und mit dieser Erkenntnis brachte sie das Dilemma der Frage „Wie viel und welche Kultur kann, darf, soll, muss sein?“ auf den Punkt. Denn momentan ist weder klar noch geklärt, wie und warum Hamburgs Kulturschaffende Beitragende sein werden.

Deuflhard war neben zwei weiteren Befürwortern – Kunsthallen-Geschäftsführer Stefan Brandt und CDU-Kultursprecher Dietrich Wersich – und dem Olympiagegner Schorsch Kamerun am Donnerstagabend eingeladen, um mit Hamburg-1-Politikchef Herbert Schalthoff an einer Klärung dieser Fragen zu laborieren. Die Rollen in dieser TV-Debatte waren klar verteilt, die Frontlinien sichtbar gezogen, die Antworten größtenteils entsprechend erwartbar.

Die Pro-Fraktion betonte mehrfach, wie wichtig Kultur im Rahmen des Gesamtkonzepts sei und wie kooperativ man schon über Ideen gebrütet habe. Nur mit einem guten Kulturprogramm könne man den olympischen Zuschlag erhalten. Diese „Jahrhundertchance“ wurde beschworen und ebenso die notwendige Einheit: „Wenn, dann geht es um die ganze Kulturszene in Hamburg“, postulierte Brandt.

Bei dieser Gelegenheit meldete er aber auch vorsorglich Mehrbedarf an: 30 Millionen Euro für das Konzept eines großen Kulturvor- und Begleitprogramms seien deutlich zu wenig, wenn man diese Summe mit den angedachten 60 Millionen Euro für die Eröffnung vergleiche. Wersich thematisierte als mögliches Aushängeschild die Pläne für ein Hafenmuseum, er sieht außerdem für den Olympiagastgeber Deutschland die Chance, international vom „Lederhosen-Image“ wegzukommen, und verwies auf den Kosten­aspekt. Man sei mit den Planung zwar viel früher dran als das Paradebeispiel London, dort jedoch habe viel mehr Geld zur Verfügung gestanden.

Deuflhard lehnte ein reines „Wohlfühl-Kunstprogramm“ ab. „Es gibt keinen Widerspruch zwischen einem Fest und kritischem Nachfragen. Natürlich müssen kritische Positionen rein“, sagte sie – und lieferte damit Kamerun eine ziemlich steile Kontervorlage: „Man kann nicht davon ausgehen, dass kritische Kultur immer integrierbar ist“, erklärte er, um anschließend noch grundsätzlicher zu werden. „Ich glaube nicht, dass ständiges Wachstum möglich ist, ich glaube nicht an Leuchtturmprojekte. Nachhaltig ist Beschiss. Da glaubt kein Mensch dran, das ist Blödsinn. Schon der Rahmen für diese Pläne ist ein Problem. Auch London hat verbrannte Erde hinterlassen.“ Außerdem kritisierte Kamerun die Art und Weise, wie die Kulturbehörde bislang zu Ideenfindungs-Debattenrunden eingeladen hatte: „Man hat ausgewählt. Ich nenne das autoritär.“