Hamburg. Historie xxxx
Dass sich die nationalsozialistische Diktatur die Chance auf eine glorifizierende Selbstdarstellung durch die Olympischen Spiele 1936 in Berlin nicht entgehen lassen würde, war zu erwarten. Schon kurz nach Hitlers „Machtergreifung“ 1933 gab es im Ausland deshalb kritische Stimmen, die laut über einen Boykott oder eine Verschiebung der 1931 vergebenen Spiele nachdachten. Insbesondere in den USA, Frankreich, Großbritannien und den skandinavischen Ländern formierte sich Widerstand. Ein im Dezember 1935 in Paris gegründetes „Internationales Komitee zur Verteidigung der olympischen Idee“ sollte die Aktivitäten gegen die Austragung koordinieren.
Am Ende erfolglos. Eine große Rolle dabei spielte der Präsident des US-amerikanischen Olympischen Komitees, Avery Brundage, ein entschiedener Befürworter einer Teilnahme in Berlin. Der spätere IOC-Präsident setzte sich bei der Meinungsfindung in seinem Land intern – durchaus mit Wahltricks – durch. Nach der Zusage der USA schlossen sich die meisten anderen Nationen an. Nur die Sowjetunion nahm an Hitlers sportlicher Propagandaschau nicht teil. Brundage sorgte in Berlin auch dafür, dass vor dem Finale der 4x100m-Staffel die jüdischen Läufer Marty Glickman und Sam Stoller aus dem US-Team genommen wurden.
Die deutschen Sportler waren auf ihre Wettkämpfe natürlich bestens vorbereitet. Die vermeintliche Überlegenheit einer Rasse oder eines politischen Systems durch Sporterfolge zu demonstrieren, gehört bis heute zum Repertoire totalitärer Regime. Dementsprechend erfolgreich war die deutsche Mannschaft. Mit insgesamt 33 Goldmedaillen, 26 Silber und 30 Bronze gewann sie die Nationenwertung klar vor den USA, die in Sprinter und Weitspringer Jesse Owens allerdings den herausragenden Sportler stellten.
Auch Hamburger Athleten konnten in Berlin glänzen. Hammerwerfer Karl Hein vom SV Polizei holte Gold mit 56,49 Metern. Die Turner Walter Steffens und Paula Pöhlsen wurden im Mehrkampf mit ihren Mannschaften Oympiasieger. Weltrekordler Erwin Sietas vom Hamburger Schwimmclub musste sich über seine Paradedisziplin 200m Brust mit Silber begnügen. Boxer Richard „Riedel“ Vogt unterlag im Finalkampf im Halbschwergewicht dem Italiener Luigi Musina. Der gelernte Landwirt besiegte als Profi nach dem Krieg 1948 vor 20.000 Zuschauern in Berlin den 43 Jahre alten Max Schmeling in dessen letztem Kampf.