Hamburg. Die weltweit modernste Anlage in Reitbrook unterstützt die Energiewende im Norden. 13,5 Millionen Euro sind investiert worden.

Umwelt- und Energiesenator Jens Kerstan (Grüne) nennt sie einen „wichtigen Baustein für die Energiewende in Hamburg; Gasversorger HanseWerk schwärmt von der „weltweit modernsten Anlage“. Am Donnerstag nahm die E.on-Tochter HanseWerk in Reitbrook eine Anlage in Betrieb, die höchst effizient mithilfe von Strom Wasserstoff produziert. Dies ist eine Schlüsseltechnologie, damit überschüssige Windenergie nicht verpufft, sondern sinnvoll genutzt werden kann.

Wenn es im Norden kräftig bläst, laufen die Windenergieanlagen auf Hochtouren. Oftmals kann mehr Strom erzeugt werden als nachgefragt wird. Da die Netzstruktur nicht ausreicht, um den Überschussstrom weitläufig abzuleiten, müssen einzelne Rotoren vom Netz genommen werden. Der Betreiber bekommt auch für diesen nicht produzierten Strom seine Einspeisevergütung, die dann den Strompreis erhöht. Ökonomisch wie ökologisch macht es deshalb Sinn, die überschüssige Energie zu verwerten.

Eine Möglichkeit ist die Zerlegung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff mithilfe von Strom (Elektrolyse). Der Wasserstoff kann in das Erdgasnetz eingespeist werden und so den fossilen Energieträger ersetzen. Er kann industriell verwendet werden oder Autos und Busse antreiben.

Die Elektrolyse geschieht mit Anlagen, die wie umgekehrte Brennstoffzellen funktionieren. Bislang waren diese Anlagen sehr groß und teuer in der Herstellung. Auch nutzten sie höchstens 60 Prozent des eingesetzten Stroms. Auf dem E.on-Betriebsgelände in Reitbrook, auf dem bereits ein Erdgasspeicher und ein Algenreaktor betrieben werden, steht nun eine solche sogenannte Power-to-Gas-Anlage, die in einen 40-Fuß-Container passt und den Strom mit einem Wirkungsgrad von 72 Prozent in den Energieträger Wasserstoff umwandelt.

„Wir sind noch in der Anlaufphase. Ich rechne damit, dass der Wert noch etwas steigt“, sagt René Schoof von der E.on Gas Storage GmbH. Er leitet das Projekt, in das 13,5 Millionen Euro investiert worden sind. Der technologische Stand müsse zwar weiter verbessert werden, reiche aber bereits aus, um den Sprung vom – teuren – Prototypen zu einem standardisierten Produkt zu schaffen, so Schoof. Höhere Stückzahlen und entsprechend niedrigere Produktionskosten seien der Schlüssel zur Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen.

Noch steckt die Anwendung in den Kinderschuhen. Schoof: „ Unsere Anlage wird wie ein Stromverbraucher behandelt. Dabei geht es darum, das Netz zu stabilisieren und überschüssigen Strom zu verwerten.“

Internetseite zum Projekt: www.windgas-hamburg.de