Berne. Schulbehörde will weiterreden, aber die Schule Lienaustraße trotzdem schließen. Bürgermeister Scholz lässt Brandbrief unbeantwortet.
Eine weitere Gesprächsrunde und die Zusicherung, dass die Schulsporthalle für den TuS Berne erhalten bleibt – das ist alles, was der Leiter des Amtes für Bildung, Thorsten Altenburg-Hack den wütenden Eltern der Schule Lienaustraße zugesagt hat. Die Schulbehörde will die sanierungsbedürftige Berner Grundschule zum Sommer 2016 schließen. In den denkmalgeschützten Klinkerbau aus den 1930er Jahren sollen möglicherweise Flüchtlinge einziehen. Altenburg-Hack war nach Berne gefahren, um die Wogen im direkten Gespräch vor Ort zu glätten.
Die Elterninitiative „Schule Berne muss bleiben“ und der Bürgerverein Farmsen-Berne kündigten am Ende aber massiven Widerstand an. „Warum hat Schulsenator Ties Rabe nicht den Mut, selber nach Berne zu kommen?“ fragte Initiativensprecher Niels Schulze den phasenweise genervt wirkenden Altenburg-Hack.
Die Eltern und weite Teile der gut 500 Doppelhaushälften umfassenden Siedlung Berne fühlen sich betrogen. Seit 2004 gehe das Gezerre um die Schule, die Schulbehörde habe die Unsicherheit um den Fortbestand des Fritz-Schumacher-Baus geschürt und den Standort gezielt verwahrlosen lassen, um jetzt das Argument der Sanierungskosten anführen zu können.
Altenburg-Hack wies das zurück und wiederholte die Position der Behörde, die die Sanierung des Standortes für unverhältnismäßig teuer hält und den Bedarf nicht sieht. Es gebe genügend Räume in den Schulen des näheren Umfeldes. Auch die Umschulung der Kinder sei „zumutbar“. Auf das Gebot des Denkmalschutzgesetzes, das die öffentliche Hand zu vorbildlichem Umgang mit ihren Denkmälern verpflichtet, ging er nicht ein.
Die Berner SPD-Distriktvorsitzende Monika Hauto hatte einen Brandbrief an Bürgermeister Olaf Scholz geschrieben und die Schulbehörde wegen der Schließungspläne scharf angegriffen (wir berichteten). Einer der Vorwürfe lautete, dass die Behörde die Schule schlecht rede und damit selbst eine Misere herbeiführe.
Altenburg-Hack sprach von 4,5 bis 5,5 Millionen Euro Sanierungskosten und zu geringen Schülerzahlen für die Schule. Mitte August hatte der Senat auf Nachfrage noch 4,2 Milliarden Sanierungskosten angegeben und auf ausdrückliche Nachfrage versichert, die Kostenschätzung sei aktuell. Bei ihren Angaben zur Vorschulklasse habe die Behörde fünf Schüler unterschlagen, sagten die Elternvertreter.
Der Schulentwicklungsplan, auf dessen Bedarfsprognosen sich die Schulbehörde beruft, sei „bekanntermaßen extrem ungenau“, schrieb Hauto in ihrem Brief an den Bürgermeister. Außerdem berücksichtige er nicht den Zuwachs an Flüchtlingskindern und die Notwendigkeit, sie zu unterrichten. Die Bezirksversammlung Wandsbek hatte deshalb einstimmig gefordert, zunächst keine Schulstandorte mehr zu schließen. Altenburg-Hack nahm es zur Kenntnis. Und fuhr nach gut drei Stunden abendlicher Dauerkritik nach Hause. Scholz hat bisher nicht auf den Brandbrief seiner Berner Genossin reagiert.