Neustadt .

Der sogenannte Squatting-Days-Prozess gegen sechs Angeklagte im Alter von 18 bis 31 Jahren, in dem es um Straftaten im Zusammenhang mit einer kurzzeitigen Hausbesetzung in Altona im August 2014 geht, muss wegen eines Formfehlers nach nur drei Verhandlungstagen komplett neu aufgerollt werden.

„Mit Beschluss vom 21. September hat die Große Strafkammer 27 die Hauptverhandlung ausgesetzt“, bestätigte Gerichtssprecherin Ruth Hütteroth am Dienstag dem Abendblatt.

Hintergrund ist ein Vorgang, der sich vor dem Beginn der Hauptverhandlung abspielte: Die Hauptschöffen hatten wegen Urlaubs ihre Verhinderung angezeigt. Daraufhin wurden als Ersatz sogenannte Hilfsschöffen zu dem Prozess hinzugezogen, ohne dass dies dem Vorsitzenden Richter zur Entscheidung vorgelegt worden war. „Dies sieht die Kammer als fehlerhaft an und hat daher die Hauptverhandlung ausgesetzt“, betonte Hütteroth. Der Neubeginn der umfangreichen Hauptverhandlung des Verfahrens, das auf insgesamt 30 Verhandlungstage angesetzt ist, wurde für den 2. November um 9 Uhr festgelegt.

Der Squatting-Days-Prozess hatte unlängst für Schlagzeilen gesorgt. Zum Auftakt des Prozesses gegen die sechs Hausbesetzer aus Altona war es am 25. August im Saal des Hamburger Landgerichts zu Tumulten gekommen. Den Angeklagten wird im Zusammenhang mit der Hausbesetzung versuchter Totschlag, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vorgeworfen. Vor dem Gerichtsgebäude hatten zum Prozessbeginn rund 50 Menschen gegen eine „profitorientierte Stadtentwicklung“ demonstriert. Nach Zwischenrufen von Sympathisanten der Angeklagten während der Verhandlung und Applaus für die Anwälte ließ der Vorsitzende Richter die Zuschauer aus dem Saal bringen.

Dass der Prozess bereits jetzt neu aufgerollt wird, hat auch sein Gutes: Wäre das Verfahren wie geplant fortgeführt worden und hätte es mit einer Verurteilung geendet, hätte der Formfehler als Grund für eine Revision ausgereicht.