Kopenhagen.

Wer in der Woche morgens gegen acht Uhr vor S-Bahnhöfen wartet, erlebt in Kopenhagen ein erstaunliches Schauspiel. Wie beim Zieleinlauf der Tour de France rauschen Pendler auf Rädern heran, stellen sie kreuz und quer ab und hasten zu Fuß weiter. Später kommen Mitarbeiter der Stadtverwaltung und sortieren das Radmikado wieder ordentlich.

Es sind kleine Bequemlichkeiten wie diese, die auffallen, wenn man dort selbst mit dem Rad unterwegs ist. Vor Ampelkreuzungen stehen beispielsweise kleine Fußbänkchen, wo Radler sich beim Warten gut mit dem Fuß abstützen können. Es gibt eine Grünewelleschaltung nur für Radfahrer, und die Papierkörbe an Radwegen sind so schräg zur Fahrtrichtung hingestellt, dass man als Radler während der Fahrt zielsicher seinen Abfall hineinwerfen kann.

Breite blaue Spuren markieren, wo Radler auf der Kreuzung fahren. Selbst bei Regen und kaltem Wetter sind es die Fahrradfahrer, die das Bild des Stadtverkehrs prägen. Einige fahren mit Helm, andere ohne. Radler im Anzug, Radler in Jeans, junge Frauen mit zum Mantel passendem Helm, Mütter mit Lastenrädern, in denen kleine Kinder sitzen, Rennräder, Trekkingräder, alte Räder, neue Räder – ein buntes Stadtvolk, das dort in sehr geordneten Bahnen rollt; rechts langsam, links zügig.

Die Radwege lassen es zu: Sie sind etwa 2,50 Meter breit – je Fahrtrichtung wohlgemerkt. Durch Bordsteine klar getrennt von Gehweg und Autostraße. Und klar: Im Winter wird auch in Kopenhagen Schnee geräumt – zuerst eben auf den Radwegen.

Seit den 90er-Jahren verfolgt die dänische Hauptstadt eine konsequente Radverkehrstrategie. Bis Ende dieses Jahres soll damit der Radverkehrsanteil von derzeit 40 auf dann 50 Prozent gesteigert sein. Überwiegend baute die Stadt Radwege (350 Kilometer) und eher weniger Radfahrstreifen (23 Kilometer). Besonders im Blickfeld hat man auch die Pendler und baut in Kooperation mit Umlandkommunen Radschnellwege in die Stadt.