Hamburg. Die Dermalog GmbH aus Pöseldorf entwickelt Fingerabdruck-Scanner und gewinnt als Aufsteiger.

Wenn Günther Mull von seinen Erlebnissen in exotischen Ländern erzählt, erinnern die Berichte an Geschichten aus dem Kriminalroman. Der Geschäftsführer der Sicherheitsfirma Dermalog reist beruflich nicht nur in die ganze Welt, er bekommt durch die detektivische Leistung seiner Produkte auch einen tiefen Einblick in manchmal haarsträubende Bedingungen vor Ort.

Als die Hamburger Firma im Jemen alle Beamte durch ihre Fingerabdruckgeräte eindeutig registriert hatte, kam zutage, dass sich dort 35.000 Staatsdiener mit zwei Identitäten ausgestattet hatten – also auch jeden Monat doppeltes Gehalt kassierten. In Nigeria enthüllten die Systeme von Dermalog, dass Millionen Bankkunden unter falschen Angaben ein zweites Konto führten, um illegal verdientes Geld zu waschen. In Brasilien lebten vor der Einführung der Hamburger Technologie unerkannt Tausende Einwohner mit zwei Personalausweisen. Auf diese Weise erschlichen sich die Südamerikaner doppelte Sozialleistungen. Die Dermalog GmbH mit Sitz in Pöseldorf macht die Welt ein wenig sicherer, mit Innovationen „made in Hamburg“. Für diese Leistung erhält die Firma den Gründerpreis in der Kategorie „Aufsteiger“.

Hamburger Gründerpreis 2015

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    Günther Mull bastelte am Ende seines Biologiestudiums in Hamburg einen Scanner für Fingerabdrücke. „Es gab jemanden, der mir das Gerät abkaufen wollte“, erzählt Mull bescheiden von den Anfängen der Firma. Heute beschäftigt er 170 Mitarbeiter und erlöste im vergangenen Jahr 37 Millionen Euro. Auch dank des Großauftrags aus Nigeria. Die Geldinstitute des westafrikanischen Landes kauften bei Dermalog ein System zur Identifikation aller 20 Millionen Bankkunden per Fingerabdruck. „Die Identifikation mit dem Fingerabdruck ist allen anderen biometrischen Systemen, die beispielsweise die Iris-oder Gesichtserkennung nutzen, überlegen“, sagt Mull. Ein weiteres Verkaufsargument der Hanseaten ist die Schnelligkeit ihrer Produkte. „Unsere Datenbank kann 130 Millionen Fingerabdrücke in einer Sekunde vergleichen“, sagt der Unternehmer.

    Für die Zukunft ist der 62-Jährige optimistisch: „Der nächste Schritt sind Fingerabdruckgeräte für Smartphones und Laptops“, sagt Mull. „Das wird das Ende der Passwörter und PINs bedeuten“. Ob diese Technologie auch in Deutschland bald das Auswendiglernen Dutzender Codes beendet, bezweifelt Mull allerdings. „Hier bremsen oft die Bedenkenträger“. Auch wenn Dermalog-Erfindungen in deutschen Einwohnermeldeämtern zum Standard gehören – die Firma verdient ihr Geld überwiegend im Ausland.