Tag für Tag kommen neue Flüchtlinge in die Stadt, die meisten Unterkünfte sind schon jetzt überfüllt. Der Stadt dürfte es schwerfallen, alle Menschen bis zum Beginn der kalten Jahreszeit aus den Zelten in feste Unterkünfte zu bekommen. Die Flüchtlinge brauchen aber ein festes Dach über dem Kopf, sie benötigen medizinische Versorgung, sie brauchen Beratung, warme Kleidung, Schulplätze für ihre Kinder, Spielzeug, Anteilnahme und vieles mehr.

Die Hilfsbereitschaft der Hamburger ist überwältigend groß, sie berührt und macht stolz auf diese Stadt. Doch an vielen Stellen läuft diese Bereitschaft, mit anzupacken und selbst etwas zu tun, ins Leere. Die Bürger werden mit ihren Hilfsangeboten nicht an die richtige Stelle geleitet oder schlimmstensfalls sogar abgewiesen. Die Bürger, die Ankommende aus Ungarn am vergangenen Wochenende im Bahnhof Harburg mit Kisten voller Äpfel und Bananen begrüßten, haben mit dieser Geste ein Signal des Willkommens gesetzt. Aber ihre Hilfsbereitschaft könnte mit Sicherheit noch sinnvollere Bahnen finden.

Das bisher nicht geschafft zu haben ist den Behörden, Wohlfahrtsverbänden und Vereinen nicht vorzuwerfen; sie sind schon mit der Bewältigung der Organisation des Flüchtlingslebens überfordert. Dennoch: Das riesengroße Potenzial bürgerschaftlichen Engagements muss effizienter als bisher genutzt werden. Darin liegt eine enorme Chance, eben weil Staat und karitative Einrichtungen den Problemen derzeit eher hinterherlaufen. Wenn es gelingt, eine zentrale Anlaufstelle als Forum zu schaffen, das die Bürger effizient bei der Bewältigung dieser gewaltigen Herausforderung einbindet, dann wäre sehr viel gewonnen – für alle Beteiligten. Und es zeigte nebenbei auf beispielhafte Weise, dass das gilt, was wir alle leicht vergessen: Der Staat, das ist keine fremde Organisation, die uns die Lösung der Probleme abnimmt. Sondern der Staat, das sind wir alle.