Berlin. Mit dem iPhone 6S will der US-Konzern die Schwelle von einer Milliarde verkaufter Smartphones überschreiten. Was kann es?

Apple stellt neue Produkte vor, und seine Technik-Jünger stehen Kopf. So war es auch Mittwochabend in San Francisco – obwohl im Vorfeld bereits alles Wesentliche bekannt war. Wie erwartet, zeigten Apple-Chef Tim Cook und seine Mitstreiter mit dem iPhone 6S und dem iPhone 6S Plus die äußerlich kaum veränderten Nachfolger der aktuellen Smartphone-Generation. Außerdem gab es noch eine „aufgebohrte“ Neuauflage der Fernseh-Box Apple TV sowie das neue, große iPad Pro. Was können die Geräte? Und lohnt sich ein Umstieg?

Noch vor ein paar Jahren verkündeten Computer- und Mobilfunkhersteller solche Neuigkeiten per Pressemitteilung oder stellten sie auf ihrem Stand auf einer der zahlreichen Elektronikmessen aus. Apple hat Produktvorstellungen zu Events im Stile eines Rockkonzerts gemacht – und seine Produkten zu Stars. Mittlerweile macht es die Konkurrenz genauso: Huawei stellte sein neues Smartphone Mate S vergangene Woche in Berlin in der über 7000 Plätze fassenden Max-Schmeling-Halle vor, Samsung mietete für die Präsentation seiner Smartwatch Gear S2 das Berliner Tempodrom. Doch all das verblasst noch immer im Vergleich zu Apples Produkt-Events und vor allem angesichts des Superstars made in Cupertino: dem iPhone.

iPhone 6S und iPhone 6S Plus mit besseren Kameras und Force-Touch

Die nun vorgestellten neuen Hoffnungsträger iPhone 6S und das etwas größere iPhone 6S Plus müssen gewaltige Erwartungen erfüllen. Apple eilt mit seinen Smartphones von Verkaufsrekord zu Verkaufsrekord: Allein in den vergangenen zwei Quartalen setzte Apple seinen Megaseller über 100 Millionen mal ab, und das bei einer geschätzten Gewinnmarge von 70 Prozent pro Gerät. Sollten sich die Zahlen wie erwartet entwickeln, dann könnte das Unternehmen mit der neunten Auflage des High-Tech-Telefons im kommenden Jahr die Marke von einer Milliarde verkaufter Geräte knacken.

An der Börse ist man skeptisch, ob Apple auch mit dieser iPhone-Generation ein neuer Verkaufsrekord gelingt – nach gängigen Maßstäben beurteilt dürften auch die kommenden Quartale sehr erfolgreich für Apple verlaufen.

Wie erwartet, sehen die neuen iPhones ihren Vorgängern zum Verwechseln ähnlich. Eine neue Aluminium-Legierung soll dafür sorgen, dass die iPhones besser gegen Verbiegen geschützt sind. Der Vorgänger hatte da durchaus Probleme, was zu einem kleinen Skandal namens „Bendgate“ führte. Außerdem wird es neben den bekannten Gehäusefarben Grau, Silber und Gold auch noch einen Rosé-Goldton geben.

„3D Touch“ - der geheimnisvolle neue Bildschirm

Viel wichtiger aber sind die inneren Werte: Apple hat in der 6S-Generation den neuen Prozessor A9 verbaut. Der soll im Vergleich zum Vorgänger 70 Prozent mehr Rechen- und 90 Prozent mehr Grafikleistung bieten. Damit lassen sich zum Beispiel aufwendige Spiele flüssig darstellen.

Ebenfalls neu sind die beiden Kameras: Die Front-Kamera löst nun mit fünf Megapixeln (MP) auf, also mit gut viermal so vielen Punkten wie ihr Vorgänger. Die rückwärtige Kamera arbeitet mit zwölf MP und kann sogar Videos in 4K-Auflösung aufzeichnen, also grob in der Auflösung, die ein superscharfer UHD-Fernseher anzeigt.

Die große Neuerung des iPhones ist aber die besondere Druckempfindlichkeit des Bildschirms, genannt „3D Touch“. Eine Erweiterung von „Force Touch“, das seine Premiere bereits in der Apple Watch hatte. Bei den Smartphones kam der chinesische Hersteller Huawei Apple aber zuvor und kündigte bereits vergangene Woche ein eigenes Smartphone mit einem druckempfindlichen Bildschirm an.

Apples 3D Touch unterscheidet nun allerdings zwischen zwei Druckstufen, einer leichten und einer festeren, die wie das Drücken der rechten Maustaste am Computer erweiterte Funktionen anzeigt. Zudem scheint es deutlich tiefer ins System integriert zu sein,

Perfekt abgestimmter Mix aus Hardware und Software

Gleich bleiben die drei Speichervarianten: 16, 64 und 128 Gigabyte, die ab dem 25. September zu kaufen sein werden. Das 6S soll ab 739 Euro kosten, das 6S Plus ab 849 Euro. Das Update auf iOS 9 wird ab dem 16. September zum Download bereit stehen.

Ein erstes Fazit: Eine große Revolution sind die neuen iPhones nicht – aber damit hatte wohl auch niemand gerechnet. Wie in den vergangenen Jahren verbessert Apple mit der S-Klasse das Vorjahresgerät, ohne dabei das Design zu ändern. Hardwareseitig bieten die Amerikaner damit nichts, was nicht auch in wenigstens einem der Topgeräte von Samsung, LG oder Huawei vorhanden wäre.

Apples großer Trumpf ist nach wie vor der perfekt abgestimmte Mix aus Hardware und Software samt riesigem App-Angebot. Hier reichen Android und Windowsphone zumindest bislang noch nicht ganz heran. Wie gut sich die Neuerungen im Alltag bewähren und ob sich vielleicht sogar für Besitzer eines iPhones 6 der Umstieg lohnen könnte, muss ein ausführlicher Test zeigen.