Hamburg. Der Handel mit Russland bricht um 40 Prozent ein. Der Betriebsgewinn steigt dennoch, aber der Containerumschlag sinkt.
Der Verlauf des ersten Quartals hatte es bereits angedeutet, die Halbjahreszahlen bestätigen jetzt den Trend: Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) steht vor wirtschaftlich schweren Zeiten. Zwar konnte Deutschlands größter Hafenkonzern das Betriebsergebnis noch einmal leicht steigern, aber in seinem Kerngeschäft, dem Containerumschlag an den Terminals in Hamburg und Odessa, sind die Zahlen stark rückläufig. Der Umschlag verringerte sich um zehn Prozent auf 3,4 Millionen Standardcontainer (TEU), teilte die HHLA am Donnerstag in Hamburg mit. Der Umsatz ging um 1,8 Prozent auf 585 Millionen Euro zurück. Gleichzeitig stieg das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) um 1,5 Prozent auf 83 Millionen Euro und der Gewinn nach Steuern um 14 Prozent auf 50 Millionen Euro.
Ursache dafür seien die profitablen Bahntransporte der HHLA nach Mittel- und Osteuropa mit eigenen Lokomotiven, Waggons und Terminals. Der Containertransport erhöhte sich um 3,2 Prozent auf 654.000 TEU. „Das Betriebsergebnis dieses Segments verdoppelte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 26,8 Millionen Euro“, sagte HHLA-Chef Klaus-Dieter Peters.
Gleichwohl machte er deutlich, dass die Rahmenbedingungen für das Unternehmen weiterhin ungünstig sind: „Das Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft verliert an Dynamik, Russland und die Ukraine verharren in einer Wirtschaftskrise.“
Allein der Russland-Verkehr soll um fast 40 Prozent eingebrochen sein. In der Folge gaben auch der Umsatz der Containersparte um sechs Prozent und das operative Ergebnis um satte 27,3 Prozent nach. Hinzu kommt die Verlagerung von Ladung, weil einige Reeder inzwischen andere Häfen nutzen. So hat Hamburg Ladung an Rotterdam verloren, wo der große Containerhafen Maasvlakte II den Betrieb aufgenommen hat.
Schließlich macht dem Hafenkonzern auch die Schwäche der chinesischen Wirtschaft zu schaffen. Dem Branchendienst Alphaliner ist der gesamte Handel zwischen China und Nordeuropa im ersten Halbjahr um elf Prozent zurückgegangen. Die Reedereiallianz G6 hat wegen mangelnder Ladung und zu niedrigen Frachtraten zwei Dienste von China nach Hamburg für mehrere Rundfahrten gestrichen. Eine Abwertung der Landeswährung Yuan stützt zwar zwischenzeitlich den Export. Aber die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten sind in der Volksrepublik vorbei. Das Wachstum der Industrieproduktion lag im Juni nur noch bei 6,8 Prozent. Im Juli sank es auf sechs Prozent. Chinas Wirtschaft schwächelt in fast allen Bereichen. Industrieproduktion, Anlageinvestitionen wie auch der Einzelhandel schnitten im Juli schlechter ab als erwartet.
Das alles macht sich in Hamburg besonders bemerkbar. Denn China ist mit annähernd drei Millionen Containern jährlich der mit weitem Abstand größte Handelspartner des Hamburger Hafens.
Die HHLA hat auf die Rückgänge im Containerumschlagsgeschäft bereits reagiert und den Konzern vor einigen Wochen verschlankt. Eine Zwischenholding wurde abgeschafft, das Containergeschäft direkt der Verantwortung des gesamten Vorstands unterstellt. Der bisherige Containervorstand Stefan Behn soll sich aufs operative Geschäft konzentrieren und versuchen, die Ladungsverluste für Hamburg einzudämmen.
HHLA wird nicht mehr so stark wie vor der Schifffahrtskrise wachsen
Peters selbst räumt allerdings ein, dass sich an dieser schwierigen Situation vorerst nichts ändert: „Wir nehmen zur Kenntnis, dass die Dynamik unseres Wachstums unter diesen Konditionen nicht mehr das Niveau der Jahre bis 2008 erreichen kann.“ Seine Erwartungen hat der Vorstandschef nach unten geschraubt. Im Gesamtjahr rechnet Peters nun mit einem leichten Umsatzrückgang. Zuletzt hatte der Vorstand noch eine leichte Steigerung des Erlöses in Aussicht gestellt. Den Betriebsgewinn peilt die HHLA aber weiter auf Vorjahreshöhe an. Dabei verlässt sich die Firma auf ein starkes Transportgeschäft im Hinterland, das beim Ergebnis nun „stark“ statt bislang „deutlich“ zulegen soll.
Der HHLA-Aktie bekam die Ankündigung nicht gut. Das Wertpapier des im SDAX gelisteten Unternehmens verlor an der Börse zwischenzeitig um mehr als zwei Prozent. Am Nachmittag stabilisierte sich die Aktie bei 16,6 Euro. Die flaue Wirtschaftslage hat auch Bremerhaven die Halbjahresbilanz verhagelt. In der Seestadt ging der Umschlag von Januar bis Juni um 7,2 Prozent auf 30,3 Millionen Tonnen zurück, wie Bremens Hafensenator Martin Günthner (SPD) am Donnerstag mitteilte.