Hamburg. Schiffe ohne Crew, umfassende Vernetzung aller Akteure und automatisierte Terminals bringen Hamburg in eine Führungsposition.
Der Hafen ist Jobmotor und Touristenmagnet in Hamburg. Seefahrerromantik, derbe Sprüche an der Kaikante – da und dort gibt es davon noch ein bisschen. Mehr als 800 Jahre nach seiner Gründung ist der Hafen aber vor allem ein Vorreiter in der digitalen Abwicklung von Geschäft und Logistik.
Das machte während des Gipfels die Diskussionsrunde zum Thema „Smart Port“ deutlich. Es ging um Automatisierung und Informationstechnik in den maritimen Branchen. Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg, nahm eine internationale Einordnung vor. „Hamburg muss sich da auf keinen Fall verstecken“, sagte er. Mit Altenwerder habe die Stadt nicht nur eines der modernsten Terminals, in Hamburg würden auch etliche neue maritime Technologien entwickelt. Aktuell beispielsweise Schiffe, die völlig ohne Crew über die Weltmeere fahren können. „Solche Schiffe werden auf der Ostsee bereits getestet“, sagte Bonz.
Johann Killinger, Geschäftsführer der Hamburger Buss Group, erinnerte an das IT-Unternehmen Dakosy, das praktisch ein gemeinsames Unternehmen der Hamburger Seehafenwirtschaft ist und bereits heute eine umfassende digitale Vernetzung vieler Akteure im Hafen bietet – vom Zoll über den Lkw-Spediteur bis zur Reederei. In der digitalen Vernetzung sei der Hamburger Hafen damit führend, mittlerweile habe man sogar weitere Kunden wie den Frankfurter Flughafen für die in Hamburg entwickelten Systeme gewinnen können, sagte Killinger.
Jens Meier, der Chef der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) nahm den Bogen auf, den der stellvertretende Abendblatt-Chefredakteur Matthias Iken als Moderator der Runde zuvor zur Olympiabewerbung gespannt hatte. Die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele würde auch einen Investitionsschub in die Infrastruktur der Stadt bedeuten und damit auch in einen Ausbau der digitalen Netze, sagte Meier.
Eine mögliche Verlagerung von Hafenbetrieben zugunsten von Olympiaflächen im heutigen Hafen bezeichnet er als „Chance“, die Firmen zur Modernisierung nutzen könnten. Auch Gunther Bonz argumentierte in diesem für die Hafenwirtschaft heiklen Punkt nicht gegen die Bewerbung, sondern gab sich entspannt. „Der Hafen nimmt, der Hafen gibt – das war schon immer so“, sagte er. Also müsse ihm an anderer Stelle etwas gegeben werden, wenn er irgendwo abgeben müsse.
Der Fachsprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion für die Themen Hafen und Wirtschaft, Joachim Seeler, konnte ihm da gleich etwas in Aussicht stellen. Es gebe – wie etwa in Moorburg – noch reichlich Erweiterungsmöglichkeiten. „Nicht in fünf Jahren, aber mittelfristig“, sagte der SPD-Politiker. Hafen und Olympia seien im Übrigen keine Gegensätze: „Das ist eine unbezahlbare Werbekampagne für die Stadt und den Hafen.“