Hamburg/Boston. Boston galt als Hamburgs härtester Olympia-Konkurrent. Als Alternative für die Sommerspiele 2024 könnte Los Angeles einspringen.
Hamburg hat zunächst einen Konkurrenten weniger um die Bewerbung der Austragung der Olympischen Sommerspiele 2024. Der mögliche Mitbewerber Boston, dem Experten bislang die besten Chancen für die Austragung von Olympia eingeräumt hatten, zieht seine Bewerbung zurück. Dies teilte das nationale Olympische Komitee der USA (USOC) am Montagabend mit. "Wir waren nicht dazu in der Lage, die Mehrheit der Bevölkerung für die Bewerbung zu begeistern", sagte Scott Blackmun, Geschäftsführer des USOC. Als möglicher Ersatz für Boston gilt Los Angeles.
Zuvor hatte Bostons Bürgermeister Martin Walsh auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Montag gesagt, er werde eine geforderte Garantieerklärung zur Übernahme der Kosten nicht unterschreiben.
„Wenn diese Unterschrift am heutigen Tag gefordert wird, um weiterzumachen, dann wird Boston die Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele nicht weiterverfolgen“, sagte Walsh: „Ich werde nichts unterschreiben, wodurch das Geld der Steuerzahler für die Kosten der Olympischen Spiele benutzt werden kann.“
Los Angeles für Boston?
Bereits seit Wochen halten sich Gerüchte, dass für den von internen Problemen und Widerständen in der Bevölkerung gebeutelten Kandidaten Los Angeles einspringen könnte. Die kalifornische Stadt war in der US-Vorauswahl an Boston gescheitert. Für den deutschen Bewerber Hamburg wäre auch Los Angeles, Gastgeber der Spiele 1932 und 1984, ein äußerst ernstzunehmender Konkurrent.
Seit der Ankündigung der Kandidatur galt Boston eigentlich als Favorit. Vor allem, weil der US-Mediengigant NBC dem IOC für die Medienrechte an Olympia 7,65 Milliarden Dollar für den Zeitraum von 2021 bis 2032 bezahlt hat und die USA bereits seit 1996 in Atlanta keine Sommerspiele mehr ausgerichtet haben. Dies gilt natürlich auch für einen möglichen US-Ersatzkandidaten.
Allerdings begleiteten die gesamte Bostoner Bewerbung bisher Pleiten, Pech und Pannen. Vor allem an der Frage, ob für die Spiele Steuergelder genutzt werden dürfen, entspann sich erbitterter Streit zwischen Befürwortern und Gegner der Spiele. Nach letzten Umfragen ist mehr als die Hälfte der Einwohner Bostons gegen eine Bewerbung.
Erst Ende Mai hatte es an der Spitze des Bewerbungskomitees ein Stühlerücken gegeben. Steve Pagliuca, Mitbesitzer des NBA-Klubs Boston Celtics, sollte für frischen Wind in der Bewerbung sorgen. Dies gelang ihm jedoch offenbar nicht.
Zudem hatte auch das Finanzgebaren des Bewerbungskomitees für Unmut in der Bevölkerung gesorgt. Vor allem als bekannt wurde, dass Boston2024 dem ehemaligen Gouverneur des US-Bundesstaates Massachusetts, Deval Patrick, 7500 Dollar pro Tag für Lobbydienste beim IOC zahlen wollte. Erst nach öffentlichem Druck hatten die Organisatoren einem Referendum zugestimmt. Dies soll allerdings - wenn überhaupt - erst am 8. November 2016 stattfinden.
Die Kandidaturfrist beim Internationalen Olympischen Komitee endet am 15. September, über die Vergabe der Sommerspiele in neun Jahren wird im Sommer 2017 beim 130. IOC-Kongress in der peruanischen Hauptstadt Lima entschieden. Neben Boston und Hamburg haben bislang Paris, Rom und Budapest offiziell ihr Interesse hinterlegt.