Hamburg. Der Schauspieler, der in der Türkei dreht, verfolgte die Hilfe der Hamburger im Internet
Stefan Walther
Einen Tag nach der Hilfsaktion des Hamburger Abendblatts für Flüchtlinge hat sich am Dienstag Til Schweiger aus Istanbul zu Wort gemeldet. In einem Telefon-Interview dankte er dem Hamburger Abendblatt für die Aktion. Schweiger, der wegen Dreharbeiten in der Türkei nicht persönlich spenden konnte, bat eine enge Freundin aus Hamburg darum, in seinem Namen mitzumachen.
„Als sie mir die Bilder von den gespendeten Sachen schickte, musste ich weinen“, sagte Schweiger dem Abendblatt. Unter den Sachen, die der Schauspieler und Regisseur spendete, waren einfachste Dinge wie Kleidung und Schuhe, aber auch Fußbälle und Malstifte. Bei der Frage, was am dringendsten gebraucht wird, orientierte sich die Freundin auch an der Liste, die das Abendblatt zuvor veröffentlicht hatte. Die Bekannte kaufte die Sachen erst in Geschäften ein und lieferte sie dann am Großen Burstah in der Innenstadt ab.
Der 51-Jährige verfolgte die Spendenaktion am Montag übers Internet. Er ist froh über den großen Erfolg der Aktion. Vor allem ist er aber erleichtert über die Hilfsbereitschaft der Hamburger. „Die Aktion hat mir wieder Hoffnung gegeben, dass es doch noch Menschen gibt, die Mitgefühl haben und nicht voller Hass sind“, sagte er. Diese Hoffnung hatte Til Schweiger am Wochenende fast verloren.
Als er am Sonntag via Facebook dazu aufgerufen hatte, die Abendblatt-Aktion zu unterstützen, löste er eine heftige Diskussion über Flüchtlinge auf seiner Internetseite aus. Unter den kritischen Kommentaren waren auch immer wieder rassistische Äußerungen zu lesen. Auf die reagierte Schweiger mit einem wütenden Eintrag. „Oh Mann- ich habs befürchtet!! Ihr seid zum Kotzen! Wirklich! Verpisst Euch von meiner Seite, empathieloses Pack! Mir wird schlecht!!!“ Sein Statement bereut der Schauspieler heute überhaupt nicht. „Ich würde immer wieder so reagieren“, sagt Schweiger. Er habe zwar mit unterschiedlichen Reaktionen gerechnet, die Vehemenz in diesem Fall habe aber auch ihn überrascht.
Schweiger sieht vor allem die Politik in der Verantwortung und fordert von Politikern eine klarere Positionierung und mehr Unterstützung für Flüchtlinge. In Deutschland dürfe es keinen Platz für solche Gedanken geben. Die hasserfüllten Kommentare im Internet seien aber auch auf das TV-Programm zurückzuführen.
Im Gespräch mit dem ARD-„Nachtmagazin“ sagte er in der Nacht zum Dienstag, viele säßen den ganzen Tag vor dem Fernseher und sähen sich in Reality-Shows an, „wie sich stumpfe Leute gegenseitig beleidigen, runtermachen, dissen. Und das prallt nicht an einem ab. Das deutsche Fernsehen trägt seinen Teil dazu bei, dass Leute so abgestumpft sind“, sagte Schweiger. Dass ihn die heftigen Reaktionen auch weiterhin nicht loslassen, zeigen seine Einträge, die er seit dem Wochenende auf Facebook veröffentlicht. Dort setzt er sich immer wieder für mehr Toleranz und mehr Mitgefühl ein.