Hamburg . Marktführer Kühne aus Hamburg setzt auch wegen der starken Konkurrenz auf innovative Produkte wie den „Katerkiller“.
Sieben Gläser Gurken verzehrt der deutsche Durchschnittsverbraucher in jedem Jahr, das sind zusammengerechnet rund 100 Gurken. Am häufigsten greift er zum Standardglas Gewürzgurken mit 720 Millilitern Inhalt – und das wird nun teurer. „Wegen des Mindestlohns sind unsere Kosten für die Rohware gestiegen“, sagte Stefan Leitz, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Carl Kühne KG. Kühne bezieht seine Gurken überwiegend aus Deutschland, zum Beispiel aus Franken oder vom Niederrhein, wo auch entsprechende Produktionswerke seines Unternehmens stehen. Und dort müssen die Landwirte ihren Erntehelfern mehr zahlen.
Sonderangebote von 99 Cent für ein Glas Gurken wird es deshalb in den Supermärkten weniger geben, eher von 1,11 Euro. Der übliche Preis für ein Glas Gurken im Lebensmittelhandel beträgt 1,59 oder 1,69 Euro. Zu wenig, findet Leitz. „Wir stehen unter einem sehr hohen Wettbewerbsdruck“, so Leitz. Rund 50 Hersteller konkurrieren darum, in den Regalen der mächtigen und großen Handelskonzerne aufzutauchen. Hohe Renditen sind da nicht drin, zumal die Eigenmarken von Rewe, Edeka und Co. nach Menge allein den halben Markt ausmachen. Kühne hat sich mit rund 24 Prozent Marktanteil (nach Wert) vor allem wegen seiner bekannten Marke als Marktführer behaupten können, vor Hengstenberg (16 Prozent) und gefolgt von Spreewälder (neun Prozent).
„Wir bemühen uns, die Marke durch innovative Produkte zu verjüngen“, sagte Leitz. Da werden zum Beispiel Gurken als „Katerkiller“ im Alkoholregal vermarktet, vor allem zu Silvester und Karneval. Das bringt zusätzlichen Absatz, doch sind die Lebensmittelmärkte in Westeuropa bei stagnierender Bevölkerung weitgehend gesättigt.
Kühne steht jedoch auf mehreren Beinen: Das Hamburger Unternehmen mit 1400 Mitarbeitern, das vor beinahe 300 Jahren als Essigbrauerei in Berlin gegründet wurde, verkauft auch viele Produkte an die Systemgastronomie wie Burger King, Subway und Vapiano. Und exportiert seine Produkte in mehr als 80 Länder.
„Mehr als 40 Prozent des Umsatzes von gut 300 Millionen Euro erwirtschaften wir im Ausland“, sagte der Kühne-Chef. Große Märkte seien zum Beispiel Russland, China, die USA und Kanada. Leitz, der vor zwei Jahren zu dem Familienkonzern kam und zuvor für Unternehmen wie Procter&Gamble oder Unilever arbeitete, setzt für die Zukunft verstärkt auf das Ausland und will dort schneller wachsen als im Inland. Ein Rückschlag in Russland, wo der Umsatz wegen der Krise um rund ein Viertel zurückging, ändert daran nichts: „Ich glaube fest daran, dass sich das Geschäft wieder belebt, und wir werden uns von diesem Markt nicht zurückziehen.“