Bahrenfeld. Kredit-Versicherer Euler Hermes reißt Verwaltungsbau an der Grenze von Bahrenfeld und Ottensen ab und baut neu
Gewerbebetriebe und Büros prägten lange den Grenzbereich der beiden Altonaer Stadtteile Bahrenfeld und Ottensen. Nun entwickelt sich das Gebiet zu einem neuen Schwerpunkt des Wohnungsbaus in Hamburgs westlichstem Bezirk. Mehr als 1000 Wohnungen werden dort in Kürze gebaut, fast so viele wie im ersten Abschnitt in der Neuen Mitte Altona. Am Montag entschied sich eine Jury um Oberbaudirektor Jörn Walter für die architektonische Gestaltung eines der größten Projekte dort: Das weithin sichtbare Hermes-Hochhaus soll dazu um 2019 abgerissen werden.
Auf dem Gelände des erst 1981 fertiggestellten Verwaltungsbaus des Kredit-Versicherers Euler Hermes plant das Unternehmen Quantum Immobilien AG einen Komplex mit rund 450 Wohnungen. Wie in Hamburg üblich, sollen ein Drittel davon öffentlich geförderte Sozialwohnungen sein. „Der Wettbewerb hat ein städtebauliches hervorragendes Ergebnis hervorgebracht“, sagt der baupolitische Sprecher der Altonaer SPD-Bezirksfraktion, Gregor Werner.
Dieses neue Quartier werde ein Gewinn für die Bürger Altonas sein. Auch Quantum-Geschäftsführer Frank Bohlander zeigt sich überzeugt. Der Entwurf habe eine „besondere Sensibilität“ zu dem angrenzenden Kolbenschmidt-Areal. Quantum hatte das Hochhaus-Grundstück bereits im Frühjahr erworben und baut für die rund 1200 Mitarbeiter von Euler-Hermes in unmittelbarer Nachbarschaft an der Gasstraße einen neuen Hauptsitz.
Der aktuelle Zeitplan sieht nun den Bau dieses neuen Bürogebäudes bis 2018 vor. Anschließend wird das 23 Stockwerke hohe Hochhaus abgerissen, das zu den höchsten Gebäuden der Stadt gehört. Der markante weiße Bau hat nach Angaben von Quantum einen hohen Energieverbrauch und eine „unter heutigen Gesichtspunkten ungünstige Ökobilanz.“ Eine Sanierung hatte zuvor schon Euler Hermes mit diesem Argument verworfen und sich zum Verkauf entschieden.
Allerdings soll das markante Bürogebäude nicht gesprengt werden – wie 1995 noch das Iduna-Hochhaus am Millerntorplatz. Geplant sei vielmehr ein „sanfter“ Abtrag von oben nach unten, heißt es bei Quantum.
Die Entwürfe für den Neubau an der Stelle stammen von dem Büro Schenk+Waiblinger. Zwölf Architekten-Büros hatten sich am Wettbewerb beteiligt. Die Jury, in der auch der Bauherr sowie Bezirkspolitiker saßen, entschied sich schließlich einstimmig für den Siegerentwurf. Er sieht eine Gliederung des Grundstücks in mehrere fünf- bis sechsgeschossige „Wohnhöfe“ vor. Zudem ist ein Riegel zum Kolbenschmidt-Areal geplant, wo direkt nebenan eine Gewerbehalle für kleine Betriebe entstehen soll.
Die Dachform des Riegels mit schrägen Sheddächern erinnert an alte Fabrikgebäude und soll so eine architektonische Verbindung zum Nachbargrundstück schaffen. Im Inneren des neuen Wohngebiets ist ein großer Spielplatz und eine Grünanlage als Treffpunkt geplant.
Miet- und Kaufpreise stehen Quantum zufolge noch nicht fest, auch über den Verkaufspreis für das Grundstück machten beide beteiligten Unternehmen keine Angaben. Für das Hermes-Gelände, das Kolbenschmidt-Areal sowie für das Grundstück des ebenfalls benachbarten Shampoo-Herstellers Schwarzkopf arbeitet der Bezirk Altona zurzeit Bebauungspläne aus: Noch bis 2010 hatte die Rheinmetall AG auf dem Kolbenschmidt-Gelände produziert und die Hallen später an kleinere Gewerbebetriebe vermietet.
Der neue Bebauungsplan sieht dort eine Kombination aus Gewerbe und Wohnen vor, knapp 500 Wohnungen könnten nach Schätzungen von Politikern auch dort noch in absehbarer Zeit entstehen. Ebenso soll es zum Teil Wohnungsbau auf dem Schwarzkopf-Gelände geben.