Othmarschen. Unterkunft am Holmbrook für 208 Menschen ist im Bau. Wenige Meter entfernt soll eine neue Erstaufnahme entstehen. Infoabend am Monntag.

Proteste in Jenfeld, eine Klage in Harvestehude, Anwaltsschreiben in Blankenese – das ist die eine Seite der Standortsuche für Flüchtlingsunterkünfte. Es gibt aber auch eine andere. An vielen bestehenden und geplanten Unterkünften finden sich Bürger, die helfen wollen.

Beispiel Altona: „Wir haben praktisch überall Initiativen“, sagt Monika Brakhage, die für das Bezirksamt Altona diese Hilfen koordiniert. Sportvereine, soziale Einrichtungen und sehr viele Kirchengemeinden sind in Hamburgs westlichem Bezirk aktiv.

„Die Holmbrooker“ nennt sich beispielsweise eine Gruppe, die sich um das geplante Containerdorf auf dem ehemaligen Zirkusareal am Holmbrook unmittelbar an der Autobahn in Othmarschen kümmern will. Man verstehe sich als Nachbarschaftsinitiative, „die ihren Teil dazu beitragen will, dass Menschen, die oft Entsetzliches erlebt haben, in Othmarschen ein menschenwürdiges Zuhause auf Zeit haben.“

Die Gruppe will gemeinsame Aktivitäten organisieren, Hilfen und Beratung anbieten. Noch werden am Holmbrook erst Sielleitungen für die Wohncontainer verlegt, aber mehr als 200 Bürger haben bereits ihre Mithilfe zugesagt – fast ebenso viele Flüchtlinge sollen dort in Kürze einziehen.

Allerdings dürfte es wohl keine Eins-zu-Eins-Betreuung geben, denn nur einen Steinwurf entfernt – nahe der Autobahnabfahrt an der Paul-Ehrlich-Straße – plant die Sozialbehörde noch eine weitere Unterkunft: Etwa 2017 soll dort für rund 600 Flüchtlinge eine zentra Flüchtlingsheim für 600 Menschen in Othmarschen geplantle Erstaufnahme entstehen.

Am Montag findet dazu in der Elbschule am Holmbrook 20 eine öffentliche Infoveranstaltung (Beginn 18 Uhr). statt. Mit rund 400 Bürgern rechnet das Bezirksamt bereits und hofft, dass sich die Welle der Hilfsbereitschaft hier fortsetzt.

Die CDU in Altona kritisiert die Informationspolitik der Sozialbehörde

Anders als in den 90er-Jahren, als es schon einmal so hohe Zahlen von Flüchtlingen gab, sei die Stimmung heute ganz anders, sagt Koordinatorin Brakhage. Damals seien viele in einfachen Pensionen oder auf Wohnschiffen untergekommen, es habe mehr Misstrauen bei den Bürgern gegeben. Die Gesellschaft habe sich aber verändert, Vielfalt ist selbstverständlicher, vermutet sie: „Und wir hoffen, dass es so bleibt.“ Das aber bezweifelt der Altonaer CDU-Politiker Andreas Grutzeck – sollte die Sozialbehörde weiter zu wenig auf Bürgerbeteiligung achten. Für eine neue Flüchtlingsunterkunft an der Notkestraße in Bahrenfeld mit rund 600 Plätzen etwa gab die Behörde der Bezirkspolitik nicht einmal einen Aufschub von sechs Wochen, um eine Infoveranstaltung nach den Sommerferien organisieren zu können.

Die große Hilfsbereitschaft werde dadurch „leichtsinnig aufs Spiel gesetzt“, befürchtet der Politiker. Auf anderen geeigneten Arealen hingegen ließe sich die Behörde hingegen viel Zeit: Als Beispiel nennt Grutzeck die Graf-Baudissin-Kaserne am Blomkamp in Osdorf, wo auf einem Sportplatz 145 Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Platz wäre dort aber für etwa 450 Menschen, sagt Bezirkspolitiker Grutzeck. (at)