Hamburg . Bewegende Trauerfeier mit viel Musik: 2000 Menschen nehmen im Michel Abschied von dem „größten Bandleader aller Zeiten“
Es waren ja nie die großen Gesten, die James Last auf seinen zahllosen Konzerten auf der ganzen Welt als Bandleader ausgezeichnet hatten. Sondern bloß dieses lässige Schnippen, mit dem er seinem Orchester in vornehmer Zurückhaltung den Groove vorgab, der Millionen Menschen mit seinem legendären „Happy Sound“ zum Swingen und „Non Stop Dancing“ animierte.
Ein großer Violinschlüssel aus weißen Rosen lag beim Altar
Und so hätte diesem genialischen Ausnahmemusiker und Arrangeur, der vor einem Monat in seiner Wahlheimat Palm Beach in Florida starb (die Beisetzung fang am 25. Juni bereits im engsten Familienkreis auf dem Ohlsdorfer Friedhof statt), vermutlich auch seine eigene Trauerfeier in der St. Michaeliskirche gefallen, die beinahe spärlich geschmückt war: ein großer Violinschlüssel aus weißen Rosen rechts vom Altar, ein noch dezenteres Blumengebinde davor und dazwischen ein großformatiges Foto, auf dem James Last ein Hemd trägt, das mit lauter kleinen bunten Gitarren bedruckt war – seine zweite Ehefrau Christine und seine beiden Kinder Caterina und Ronald hatten in seinem Sinne statt Blumen um eine Spende für die DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei gebeten.
Es wurde dennoch eine äußerst bewegende Trauerfeier, die zum einen von viel Musik, zum anderen jedoch vor allem von warmherzigen Worten geprägt war, „die bei vielen von uns alten Kameraden, die heute hier versammelt sind“, wie es der ehemalige „Mr. Schlager“, Rainer Holbe, ausdrückte, „wehmütige Erinnerungen hervorgerufen haben dürften“. Aber neben seinen „alten Kameraden“ – wie etwa dem Konzertmanager Hans-Werner Funke, Otto Waalkes (immerhin auch schon 66) oder Alfred Biolek („Es gibt nur ganz wenige Gäste aus meinen Sendungen, die ich später auch privat besucht habe – Hansi war einer von ihnen!“), konnten und wollten sich auch jüngere Trauergäste gut an „Hansi“ erinnern, wie Last am liebsten genannt werden wollte: Darunter war auch Radio-Hamburg-Mann John Ment, dessen Vater Jochen 20 Jahre lang in Lasts Orchester fürs Bandoneonspielen zuständig gewesen war: „Als Kind war ich öfter zu Hause bei den Lasts“, sagte Ment, „und ich kann sagen, dass er ein unwahrscheinlich liebenswürdiger und großzügiger Gastgeber gewesen ist.“
Das bestätigte wenig später auch Dieter Semmelmann, Lasts langjähriger Konzertmanager, in seiner sehr emotionalen Rede: „Wenn wir nach den Konzerten irgendwo in der Hotelbar noch einen Absacker nahmen, dann hat Hansi bezahlt.“ Semmelmann sagte, dass James Last für zwei Familien das „Oberhaupt“ gewesen sei: für die eigene und für die „Tourneefamilie“.
Im ersten, dem geistlichen Teil der rund 75-minütigen Trauerfeier, bezeichnete der Hauptpastor der St. Michaelis-Gemeinde, Alexander Röder, James Lasts Leben ebenfalls als „eine großartige Tournee – eine Tournee in der Gemeinschaft vieler geliebter Menschen“. Und er zitierte einen Tweet aus dem Internet: „Die Engel dürfen sich nun freuen, einen so großartigen Kapellmeister zu haben.“
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), der mit seiner Ansprache den weltlichen Part der Zeremonie eröffnete, umschiffte elegant die Klippe, dass James Last ja eigentlich in Bremen geboren wurde und in Hamburg „nur“ seine erfolgreiche Karriere ab den 50er-Jahren gefestigt hatte, indem er vom „hanseatischen Weltbürger“ sprach. „98,7 Prozent aller Deutschen kennen James Last“, sagte Scholz, „im Schnitt hat jeder Deutsche mindestens eine Schallplatte von ihm.“ Er erinnerte aber auch an den Songwriter James Last, der zum Beispiel Stücke für Petula Clark und Elvis Presley geschrieben habe und damit ein Portfolio besaß, das weit über Easy Listening, Schunkeln und Polonaisen hinausging.
James Last bekam 17 Platin- und 208 Goldene Schallplatten
Frank Briegmann, Präsident von Lasts Plattenfirma Universal, bezeichnete Last als ein „musikalisches Genie, dessen Schaffenskraft und Kreativität noch für mindestens zwei Leben gereicht hätte – ein Weltstar.“ Mit 17 Platin-Schallplatten und 208 Goldenen gilt Last als einer der erfolgreichsten Musiker. „Es gab eine Zeit, da hat ein Drittel der Polyphon-Leute für James Last gearbeitet!“, sagte Briegmann.
Bevor die Trauerfeier mit einem stimmgewaltigen „Amazing Grace“ der Sängerin Ingrid Y. Arthur zu Ende ging, erinnerte auch Dr. Bodo Eckmann, Lasts Manager und Arzt, an einige der bewegenden Momente auf den Tourneen. Er hielt seine Rede auf Englisch – „für die vielen Gäste aus aller Welt. Denn in Hansis Band haben schließlich Musiker aus bis zu 20 Nationen gespielt.“ Doch letztlich sei es ja vollkommen egal, in welcher Sprache man sich verständigte – es war immer seine Musik, die uns alle verbunden hat, eine Musik, die bleiben wird.“