Fuhlsbüttel. Der Flughafen lädt Bürgerinitiativen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft ein, um über die Umsetzung eines 16-Punkte-Plans zu reden

Hamburg bekommt eine „Allianz gegen den Fluglärm“. Flughafen, Lärmbetroffene, Verwaltung, Politik und Unternehmerverbände wollen jetzt am runden Tisch aushandeln, wie der im Januar in der Bürgerschaft beschlossene 16-Punkte-Plan zur Lärmreduzierung umgesetzt werden kann, sagen die Bürgerinitiativen.

Deutlich zurückhaltender ist der Flughafen, der zu den Gesprächen eingeladen hat: „Es geht um Information und das Herausarbeiten der unterschiedlichen Standpunkte“ sagt die Leiterin der Unternehmenskommunikation, Stefanie Harder, „die Allianz ist kein Entscheidungsgremium.“ Das bleibe auch weiterhin die Fluglärmschutzkommission. Den neuen runden Tisch moderieren will zunächst der Flughafen. Am Dienstagabend war die Auftaktveranstaltung, die bei Redaktionsschluss noch nicht beendet war.

Hintergrund sind der aus Sicht der Bürgerinitiativen wieder deutlich gewachsene Lärm, die wachsende Einsicht in die gesundheitsgefährdenden Wirkungen des Lärms auch auf das Herz-Kreislaufsystem sowie die Tatsache, dass der mehrheitlich der Stadt gehörende Flughafen ein für Hamburg und das Umland gleichermaßen unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor ist. Der Koalitionsvertrag von SPD und Grünen legt fest, dass alle Beteiligten an einen Tisch gebracht werden sollen.

Folgerichtig nehmen auch die Bürgerinitiativen aus Stormarn und aus Norderstedt sowie die Vertreter der innerstädtischen Lärmbetroffenen von der BIG-Fluglärm-Hamburg und der Alstertaler BAW teil. Behörden, Handelskammer und der Unternehmensverband Nord sitzen mit am Tisch, ebenso die Politik. Für Norderstedt ist es die Wählergemeinschaft „Wir in Norderstedt (WiN)“, die mit ihrer Kritik am Hamburger Flughafen den Sprung in die Stadtverordnetenversammlung geschafft hat. Für die Hamburger Koalition kommen die Fraktionschefs Andreas Dressel und Anjes Tjarks, für die CDU Dennis Thering, für die FDP Kurt Duwe, für die Linkspartei Sabine Boeddinghaus.

In Richtung City gibt es wegen des ­Unfallrisikos praktisch keine Starts

Laut BAW hat der Flugverkehr im Vergleich zum Vorjahr um gut sechs Prozent zugelegt, die Zahl der Fluglärm-Beschwerden sei um 35 Prozent gestiegen. Um 20 Prozent stieg die Zahl der Flugbewegungen zwischen 22 und 23 Uhr, die Verspätungen (Flugbewegungen nach 23 Uhr) hätten im sich Vergleich zu 2014 mehr als verdoppelt. BAW-Sprecher Martin Mosel forderte den Senat auf, umgehend für „Ruhe in der Luft zu sorgen. Er verspielt sonst jede Glaubwürdigkeit“.

Mosel regte eine externe Moderation des runden Tisches an. Der Flughafen will sich die Veranstaltung jedoch nicht aus der Hand nehmen lassen und den Verlauf der Gespräche zunächst abwarten. Vom 16-Punkte-Plan ist bisher – bis auf die Einrichtung des runden Tisches – nichts umgesetzt worden.

Der Plan sieht vor allem eine Stärkung der Fluglärmschutzbeauftragten vor. Sie soll durch einen gesetzlichen Auftrag Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten bekommen, um die immer wieder verletzten Bahnbenutzungsregeln durchsetzen zu können. Des Weiteren geht es um einen neuen Anlauf zur Verlängerung der Landeanflüge über Hamburgs Nordosten von derzeit sieben auf dann zehn nautische Meilen. Das würde Ahrensburg und Bargteheide entlasten.

Die Hauptlast des Lärms tragen Norderstedt, Quickborn und Langenhorn. Die Bahnbenutzungsregeln der theoretisch in vier Richtungen möglichen Starts legen den Löwenanteil auf die Bahnen, die in die bevölkerungsärmeren Regionen zeigen. In Richtung City (Alsterdorf und Hamm) gibt es faktisch keine Starts, weil das Unfallrisiko dagegen steht. Norderstedt drängt auf Entlastung – und will eine Öffnung der Bahn in Richtung City.