Hamburg.

Noch ein paar Schritte und die junge Frau hat den Bus erreicht. Die letzten Meter war sie gesprintet. Doch dann schließt sich vor ihren Augen die Tür und der Linienbus startet. So mancher der Fahrgäste der Hamburger Hochbahn hat bereits Ähnliches erlebt und sich anschließend mächtig geärgert.

Das Hamburger Abendblatt hat zwölf dieser Ärgernisse zusammengetragen, die viele Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs so oder ähnlich erlebt haben. Die Liste ist aus persönlichen Erlebnissen gespeist, sicher nicht repräsentativ und wohl auch nicht vollständig. Sie soll keinesfalls verdecken, dass – im Vergleich zu anderen Großstädten – vieles bei der Hochbahn sehr gut läuft.

Nichts desto trotz sind die Ärgernisse von Bedeutung, auch deshalb, weil die Fahrgastzahlen Jahr für Jahr steigen. Zudem kennen auch die Fahrpreise nur eine Richtung: nach oben. In diesem Jahr stiegen sie um durchschnittlich 3,2 Prozent. Ferner musste die Stadt im vergangenen Jahr die Verkehrsunternehmen mit rund 81,7 Millionen Euro bezuschussen. Womöglich sind die Ärgernisse daher auch eine Anregung, es besser zu machen.

1. Unkundiges Wachpersonal: Das zahlreich vorhandene Wachpersonal kann oft keine Auskunft zu Verbindungen oder zur Nutzung des Fahrkartenautomaten geben. Am Bahnhof Schlump beispielsweise waren Mitarbeiter wiederholt nicht in der Lage, einfache Fragen zu beantworten, zum Beispiel ob die Strecke zwischen Schlump und Jungfernstieg eine Kurzstrecke ist.

2. Fahrkartenzahlung im Bus: Fahrscheine muss man beim Fahrer kaufen, wobei bitte möglichst passend gezahlt werden sollte. Ein 20-Euro-Schein ist schon ein Problem. Die Zahlung mit Geldkarte ist nicht möglich. Zudem verursacht das Zahlen der Fahrkarte im Bus Verspätungen. Warum gibt es kein modernes Bezahlsystem?

3. Nicht funktionierende Fahrstühle an den Haltestellen: Immer wieder sind Fahrstühle an den Haltestellen defekt. Für Radfahrer, Rollstuhlfahrer oder ältere Menschen ist der Weg über die Treppen beschwerlich und ärgerlich.

4. Busfahrer schließen die Tür vor der Nase: Man will mit einem kurzen Sprint noch den Bus erreichen und steht dann vor verschlossener Tür, weil der Busfahrer die drei Sekunden nicht mehr warten will. Besonders ärgerlich ist das bei Schnellbussen, die in größeren Abständen fahren.

5. Tarifsystem ist unverständlich: Das Tarifsystem ist ohne abgeschlossenes Studium in Nahverkehrslogistik kaum zu verstehen – Zonen, Sektoren, Kurzstrecken.

6. Kontrolleure sind für Schwarzfahrer weithin sichtbar: Die Fahrkartenkontrolleure tragen Uniformen und sind dadurch für Schwarzfahrer frühzeitig zu erkennen. In anderen Städten erfolgt die Kontrolle diskreter. Da setzt sich ein Pärchen zu den anderen Fahrgästen und gibt sich als Kontrollinstanz erst dann zu erkennen, wenn der Zug fährt.

7. Zu teure Fahrkarten für Kinder und Jugendliche: Jugendliche müssen, sobald sie 15 Jahre alt sind, für Einzelfahrten eine Erwachsenenkarte kaufen. Eine Monatskarte lohnt sich nur, wenn Kinder mit Bus und U-Bahn zur Schule fahren und nicht mit dem Fahrrad. Zudem gibt es keine echten Kindertageskarten, die den ganzen Tag gelten.

8. Fahrten in die Innenstadt sind besonders teuer: Wer in die Innenstadt will, muss tief in die Tasche greifen. Steigt man an der Hoheluftbrücke in den 5er- Bus ein, kommt man mit dem Nahbereichsticket für 2,10 bis zum Stephansplatz – eine Station weiter bis zum Gänsemarkt kostet es 3,10 Euro.

9. Ruppiger Fahrstil: Vor allem in den Bussen geben die Fahrer manchmal ruckartig Gas oder bremsen scharf ab. Selbst wer sich festhält, benötigt Kraft und Balance, um nicht zu stürzen. Ältere Menschen berichten, dass sie auf Grund abrupter Bremsmanöver in Bussen gestürzt seien und sich verletzt hätten. Auch die Einfahrt der Busse in die Haltebuchten ist oftmals sehr rasant.

10. Erst kein Bus, dann zwei, drei: Vor allem zur Rushhour kommt manchmal längere Zeit kein Bus, dann kommen zwei hintereinander. Besonders betroffen scheinen hier die Linien der Me trobusse 5 und 6. An den Wochenenden sind Busse dagegen oft zu früh und selbst für jene nicht zu erreichen, die pünktlich an der Haltestelle sind.

11. Überfüllte Hadag-Fähren: Vor allem zur Sommerzeit sind die Fähren nach Finkenwerder oftmals mit Touristen überfüllt, die die Fähre als billigen Ersatz für eine Hafenrundfahrt nutzen. Der Pendler mit Fahrrad hat das Nachsehen. Bei schönem Wetter fällt das Schiff damit oft faktisch als Mittel des Nahverkehrs aus.

12. Fehlende Klimaanlagen in Bussen und Bahnen: Vor allem an heißen Sommertagen ist die Geruchsbelästigung in Bus und Bahn nur schwer zu ertragen. Warum kann man dem nicht mit Klimaanlagen entgegenwirken?

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