Hamburg.

Der Rudersport ist in Hamburg noch eine Männerdomäne. Das zeigen die Zahlen: 4212 der 5766 Mitglieder in den 20 Clubs der Hansestadt sind männlich, so der Stand 2014. Aber die Zeiten der reinen Herren-Ruderclubs und verschworenen Männergemeinschaften könnte schon bald der Vergangenheit angehören. Dafür gibt es in Hamburg mehrere Belege: Der 1836 gegründete „Hamburger und Germania Ruder Club“, der älteste seiner Art in Deutschland und bislang ein reiner Herren-Club, will künftig „uneingeschränkt Frauen aufnehmen“. Diesen Antrag bringt der Vorstand im September in die Mitgliederversammlung ein. Dass dieser beschlossen wird, gilt als sicher. Es habe zu diesem Thema im Club unterschiedliche Ansichten gegeben, sagte der Vorsitzende Dirk Wengler. Das habe zu kontroversen Diskussionen geführt, aber vor allem gebe es große Zustimmung.

So ganz freiwillig ist das Umdenken nicht: Denn wenn sich der Club nicht für Frauen öffnet, würde die Stadt wohl nicht für einen Bankkredit bürgen und einen Zuschuss von 200.000 Euro für das den Bau des neuen Clubhauses am Alsterufer bewilligen. Insgesamt werden bis zu vier Millionen Euro benötigt.

Das neue Gebäude – der marode Altbau musste abgerissen werden – soll im Sommer 2016 eingeweiht werden: „Natürlich stehen anders als in dem alten Gebäude dann auch Umkleidebereiche für Frauen zur Verfügung“, sagt Wengler.

In der Ruder-Gesellschaft „Hansa“ ist sogar der Vorstand bereits weiblich

Bereits auf der Mitgliederversammlung 2013 wurde laut Wengler mit großer Mehrheit beschlossen, den Club auch für Frauen zu öffnen: „Es wurden damals aber noch keine genauen Kriterien fest gelegt. Aber in einem ersten Schritt trainieren bei uns bereits zum Beispiel Betriebssportclubs mit weiblichen Mitgliedern“, sagt Wengler. Bereits jetzt gibt es einige Anwärterinnen für eine Aufnahme in den Club. Wenn die Mitgliederversammlung im September dem Antrag des Vorstandes zustimmt, wird über die Aufnahme entschieden.“ Diese müssen dann ebenso wie neue männliche Mitglieder beim Aufnahmeausschuss vorsprechen, der dann sozusagen die letzte Instanz ist.

Auch beim Traditionsclub „Favorite Hammonia“ am Alsterufer wird über Veränderungen nachgedacht: „Wir können uns durchaus vorstellen, künftig auch Frauen in unseren Reihen als Mitglieder aufzunehmen. Wir müssen mit dem Zeitgeist gehen, denn Rudern ist schon lange nicht mehr ein rein von Männern dominierter Sport“, , sagte der Vorsitzende Wolfgang Rauhut. Aber: „Natürlich würde diese Neuerung für Diskussionsstoff innerhalb des Clubs sorgen.“ Noch gibt es ein Problem: „Wir haben momentan nicht die Infrastruktur, um Frauen aufzunehmen. Dafür müssten wir unser Clubhaus erweitern, aber bislang konnte mit der Stadt noch keine Einigkeit über zusätzliche Flächen am Alsterufer erzielt werden“, so Rauhut.

Stärker mit der Zeit geht schon jetzt die Ruder-Gesellschaft „Hansa“ an der Schönen Aussicht. Dort wurde der Vorstand neu gewählt. Und nach 143 Jahren Vereinsgeschichte stehen nun zum ersten Mal zwei Frauen an der Spitze: Katharina von Kodolitsch wurde zur ersten Vorsitzenden gewählt und Claudia Niendorf zur zweiten Vorsitzenden.

Nicht unerwähnt sollte bleiben: Emanzipation gab es in dieser Sportart schon vor 90 Jahren: 1925 wurde der Hamburger Ruderinnen-Club gegründet. Der ist nach wie vor nur weiblichen Mitgliedern vorbehalten.