Hamburg . Germania gibt Tradition auf. Stadt macht Zuschuss für neues Clubhaus an der Alster von dieser Entscheidung abhängig.

Der Vorstand vom „Hamburger und Germania Ruder Club“, der 1836 gegründet wurde und damit der älteste Deutschlands ist, verabschiedet sich von einer Tradition: Er hat beschlossen, dass künftig auch Frauen uneingeschränkt in dem bislang reinen Herren-Ruderclub aufgenommen werden sollen. Das bestätigte Vereinschef Dirk Wengler auf Anfrage des Hamburger Abendblatts. Die Mitgliederversammlung muss dem Antrag des Vorstands im September noch zustimmen.

„Wir sehen in der Aufnahme von Frauen eine große Chance für die Zukunft unseres Ruderclubs, insbesondere im Bereich des Leistungssports“, sagt Wengler. Auch Jürgen Warner, Vorsitzender des Allgemeinen Alster-Club/Landesruderverband Hamburg und seit 58 Jahren Mitglied bei Germania, begrüßt den Vorstoß des Vorstands, auch Ruderinnen „eine sportliche Heimat“ zu geben. Dies sei „eine Reaktion auf die gesellschaftliche Entwicklung und ein positives Signal“.

Dass der elitäre Club, der etwa 770 Mitglieder hat und zahlreiche nationale und internationale Erfolge vorweisen kann, sich nun für Frauen öffnet, steht im Zusammenhang mit einem Bauvorhaben am Alsterufer: Für das neue Clubhaus – das alte marode Gebäude an dieser Stelle wurde abgerissen – werden bis zu vier Millionen Euro benötigt. Geld, das der Verein nicht auf der hohen Kante hat. Er ist deshalb auf einen Bankkredit angewiesen. Dafür soll die Stadt Hamburg bürgen, zudem könnte es nach Abendblatt-Informationen einen Zuschuss von 200.000 Euro geben – aber nicht ohne Bedingungen: „Die Stadt hat die Bürgschaft und die Zuwendung auch davon abhängig gemacht, dass wir künftig Frauen aufnehmen“, sagt Wengler. Damit habe der Club den „letzten Impuls für eine seit Langem gewünschte Veränderung“ erhalten.

Für SPD-Sportexpertin Juliane Timmermann steht fest: „Es ist gut, dass sich dieser traditionsreiche Club weiterentwickelt. Die Öffnung für Frauen ist dafür ein wichtiges Signal.“

Hamburg ist die deutsche Hauptstadt des Rudersports. Hier gibt es 20 Clubs mit insgesamt 5766 Mitgliedern (Stand 2014), davon 4212 männliche und 1554 weibliche. Zwar würde sich der Landesruderverband Hamburg „über weiteren weiblichen Nachwuchs für den Leistungssport freuen“, aber eine generelle Empfehlung für alle Vereine will Jürgen Warner als Verbandsvorsitzender von sich aus nicht geben: „Wir mischen uns grundsätzlich nicht in die inneren Prozesse der Clubs ein.“

Unterdessen gibt es auch beim 1854 gegründeten Traditionsverein Favorite Hammonia ein Umdenken: „Wir können uns durchaus vorstellen, künftig ebenfalls Frauen in unseren Reihen als Mitglieder aufzunehmen“, sagte der Vorsitzende Wolfgang Rauhut dem Abendblatt.