Hamburg. Große Belastung in Harburg: Die dortigen Mitarbeiter sind für je 72 Betreuungsfälle zuständig
Fortsetzung von Seite 1
Nach den tragischen Todesfällen der vergangenen Jahre, in denen drei Mädchen trotz der Betreuung der Familien durch Hamburger Ämter starben (Yagmur, Chantal, Lara Mia), war in der öffentlichen Diskussion viel von der Überlastung der Mitarbeiter in den Jugendämtern die Rede. Allerdings kann der Senat derzeit laut seiner Antwort auf die CDU-Anfrage nicht sagen, wie sich diese Belastung in den vergangenen Jahren in den Jugendämtern entwickelt hat.
Die sogenannte „Fallbelastung pro Vollzeitstelle“ wird demnach erst seit 2014 über das eingeführte neue Software-System JUS-IT erfasst. Demnach ist die Belastung der Jugendamtsmitarbeiter in Harburg am höchsten. Dort ist ein Vollzeitmitarbeiter für 72 Betreuungsfälle zuständig. In Wandsbek sind es 64, in Bergedorf 62 und in Mitte 60 Fälle. In den anderen Bezirken liegt die Belastung bei 53-57 Fällen.
Die vom Senat in der Antwort genannte Software JUS-IT war zuletzt allerdings immer wieder auch von Jugendamtsmitarbeitern kritisiert worden, weil ihre Bedienung sehr zeitaufwendig sei. Zudem waren die Kosten für ihre Einführung immer weiter gestiegen, sodass die Behörde das Projekt kürzlich stoppte.
Der Senat weist zudem in seiner Antwort darauf hin, „dass eine reine Akten- bzw. Fallmenge allein noch keine hinreichenden Anhaltspunkte über die Belastung der ASD-Mitarbeiter/innen liefert“. Um die „angemessenen Personalkapazitäten im ASD“ festzulegen, laufe derzeit „das Projekt Personalbemessung im ASD.“
Für die CDU reicht das nicht aus. „Vor dem Hintergrund der dramatischen Entwicklung müsste der Senat eigentlich alles daran setzen, dass die Jugendämter ausreichend Personal haben, um gefährdete Kinder schützen zu können“, sagt ihr Familien-Politiker Philipp Heißner. „Stattdessen muss die Sozialbehörde von Sozialsenator Detlef Scheele einräumen, dass niemand weiß, wie viele Mitarbeiter für eine adäquate Betreuung überhaupt benötigt würden.“
Dabei habe Scheele schon vor drei Jahren versprochen, bis Ende 2013 ein Personalbemessungssystem zur Klärung dieser Frage einzurichten, sagt der CDU-Politiker. Und fragt: „Muss es erst zu weiteren Fällen schwerer Kindesmisshandlung kommen, damit Senator Scheele endlich sein gebrochenes Versprechen zumindest nachträglich einlöst?“