Hamburg. Bisher zerschneidet die Zufahrt zum Dammtorbahnhof Planten un Blomen. Grünanlage wächst um einen Hektar.

Hamburg soll grüner werden: Der Park Planten un Blomen im Herzen der Stadt wird um eine etwa einen Hektar große Grünfläche erweitert. Auch der Dag-Hammerskjöld-Platz auf der Südwest-Seite des Dammtorbahnhofs soll neu gestaltet werden. Den Realisierungswettbewerb der Stadt hat das Berliner Büro Pola Landschaftsarchitekten gewonnen. Den Entwurf stellten Pola-Geschäftsführer Jörg Michel und Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) am Mittwoch vor: „Das ist eine einmalige Chance für Hamburg, eine große, neue innerstädtische Grünfläche zu schaffen“, so Kerstan. Der jetzt vorgestellte Entwurf sei ein gelungener Vorschlag, um einerseits die zwei Teile des Planten-un-Blomen-Areals miteinander zu verbinden und andererseits das Gelände am CCH und am Dammtorbahnhof deutlich aufzuwerten, so Kerstan weiter. Für Jörg Michel steht fest: „Wir wollen einen neuen grünen Lebensraum inmitten der Stadt schaffen.“

28 Büros hatten sich an dem Realisierungswettbewerb beteiligt. Von diesem Donnerstag an bis zum 24. Juni sind die eingereichten Entwürfe im Rahmen der Ausstellung „Erweiterung Planten un Blomen sowie Umgestaltung Dag-Hammerskjöld-Platz“ im Virginia Haus an der Osakaallee 16 (HafenCity) zu sehen.

Der Ausbau von Planten un Blomen soll parallel zur Sanierung des Congress Center Hamburg (CCH) erfolgen und bis 2019 abgeschlossen sein. Die Stadt investiert in den Teilabriss sowie Neu- und Umbau des in den 70er Jahren errichteten Gebäudekomplexes rund 194 Millionen Euro. Die Bauarbeiten beginnen Anfang 2017.

Dann soll auch die „grüne Oase“, so Umweltsenator Kerstan, geschaffen werden. Herzstück ist die Marseiller Straße. Zurzeit dient diese als Zufahrt zur CCH-Tiefgarage und durchschneidet den Park wie ein Canyon. Nun soll die sechsspurige Straße verfüllt und begrünt werden.

„Die derzeit dunkle und steinerne Atmosphäre wandelt sich mittels neuer sonniger, grüner Terrassen in einen Ort des Lichts“, verspricht Jörg Michel von Pola Landschaftsarchitekten. Anders als Planten un Blomen wird das neue grüne Areal nicht eingezäunt, sondern „für die Besucher jederzeit zugänglich“ sein, sagt Umweltsenator Kerstan. Die Zufahrt zur Tiefgarage soll künftig über die Tiergartenstraße erfolgen.

Derselbe Blick heute: So sieht die Marseiller
Straße mit der Zufahrt jetzt aus
Derselbe Blick heute: So sieht die Marseiller Straße mit der Zufahrt jetzt aus © POLA Landschaftsarchitekten

Große Pläne haben die Berliner Landschaftsarchitekten auch für den Dag-Hammerskjöld-Platz am Dammtorbahnhof. Der wird zurzeit als Parkplatz genutzt. Nach der Umgestaltung sollen 40 der bisher 80 Parkplätze wegfallen: „Dieser Platz ist das neue Vorzimmer zum Alten Botanischen Garten“, so Michel. Mit dem neuen Park und Schaufenster Alter Botanischer Garten, welcher die vorhandene Stützmauer ersetzt, rückt der Alte Botanische Garten visuell und räumlich näher an den Bahnhof Dammtor heran, erläutert Michel.

Die Grünen hatten bereits im Dezember vergangenen Jahres die Begrünung der Marseiller Straße vorgeschlagen (wir berichteten): „Unsere grüne Idee nimmt jetzt konkrete Züge an. Im Herzen von Hamburg weichen Beton und Asphalt einem Hektar neuer Grünfläche“, freute sich Fraktionschef Anjes Tjarks am Mittwoch.

Die interessante Frage, was die Erweiterung des Planten-un-Blomen-Geländes am Ende kostet, konnte Umweltsenator Kerstan nicht beantworten: „Wir haben nun zunächst einmal den Siegerentwurf gekürt. Als nächster Schritt solle eine Berechnung der Kosten zur Umsetzung erfolgen“, so Kerstan.

Der Bund der Steuerzahler Hamburg kritisiert: „Diese Vorgehensweise erschließt sich uns nicht. Eigentlich sollte sich die Stadt zunächst überlegen, was sie sich leisten kann, bevor sie sich einen tollen Entwurf aussucht, ohne zu wissen, was dessen Umsetzung den Steuerzahler am Ende kosten wird, so der Vorsitzende Lorenz Palte. Das Ganze klinge fast nach der Elbphilharmonie. Auch hier wurde das Pferd von hinten aufgezäumt, so Palte weiter.

Nach Abendblatt-Informationen geht die Stadt von einem einstelligen Millionenbereich aus. Fest steht, dass diese Kosten nicht aus dem 194-Millionen-Euro-Budget der CCH-Sanierung bezahlt werden.

Die Pläne der Stadt gehen nach Informationen des Abendblatts weiter: Sie will nicht nur Planten un Blomen erweitern, sondern prüft auch, ob im Bereich der Marseiller Straße/Ecke St. Petersburger Straße ein weiteres Hotel gebaut werden könnte. Es soll auch bereits Gespräche mit potenziellen Investoren gegeben haben.