Hamm. Eltern wurden nicht informiert. Stattdessen gab es eine Abschiedsfeier für den Erzieher
Eine Kita in Hamm soll den Eltern mehrere Jahre verheimlicht haben, dass der Mitgründer der Einrichtung zwischenzeitlich wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden war. Wegen der ersten Tat von 2011 wurde der damals 51-Jährige 2012 zügig aus der Kita entfernt und im Februar 2013 rechtskräftig zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt. Das Opfer, ein damals neunjähriges Mädchen, wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht in der Kita missbraucht.
Eltern richteten empörte Briefe und E-Mails an die Behörde
Aber erst kürzlich, vier Jahre nach den Taten und fast zwei Jahre nach der ersten Verurteilung, wurden auch die Kita-Eltern über die Vorgänge informiert. Es habe Anfang Mai 2015 bei der Kita-Aufsicht Anrufe, E-Mails und Briefe empörter Eltern gegeben, sagte der Sprecher der Sozialbehörde, Marcel Schweitzer. Die Eltern seien stutzig geworden, weil die Staatsanwaltschaft in einem weiteren Fall gegen den 51-Jährigen ermittelt.
Der zweite Fall soll sich ebenfalls 2011 ereignet haben, sagte Oberstaatsanwalt Carsten Rinio. Der Junge sei zur Tatzeit etwa vier Jahre alt gewesen und habe sich erst jetzt den Eltern anvertraut. Die Mutter habe Ende März 2015 Anzeige bei der Polizei erstattet. Im ersten Fall habe die Sozialbehörde am 12. September 2012 schriftlich angeordnet, dass der Erzieher nicht mehr in der Kita beschäftigt sein und sie auch nicht mehr betreten dürfe, solange sich dort Kinder aufhielten. Der 51-Jährige habe aber entgegen der Anweisung an einem Abschiedsfest in der Kita mit Eltern, Kindern und Kollegen teilnehmen dürfen. Die Eltern hätten sogar Geld für ein Fahrrad gesammelt, mit dem der Mann angeblich auf Weltreise gehen wollte, sagte Schweitzer. Nicht zuletzt darum sei die Empörung unter den Eltern jetzt besonders groß.
Es gebe auch Kritik an der Behörde, räumte Schweitzer ein. Das Beschäftigungs- und Zutrittsverbot für den Mann sei aber damals sowohl dem 51-Jährigen als auch der Kita-Leiterin zugestellt worden. Die Frau hatte die Kita 2009 zusammen mit dem Mann gegründet. Sie habe erst im September 2012 von den Ermittlungen im ersten Fall erfahren, teilte sie mit. „Es gab damals keinerlei Anhaltspunkte für einen Vorfall in der Kita selbst.“ Bei der Abschiedsfeier für den Erzieher im Dezember 2012 sei wegen des Verdachts sichergestellt worden, „dass er zu keinem Zeitpunkt während der Feier allein Kontakt zu Kindern hatte“. Dennoch sei im Rückblick die Einladung ein Fehler gewesen. Zum zweiten Fall hieß es: „Erst jetzt, drei Jahre später hat uns eine Mutter von einem Vorfall berichtet, der die Arbeit von Karsten W. in der Kita selbst betrifft.“ Eltern und Behörde seien dann benachrichtigt worden.