Altstadt. Zeitzeugen aus Japan sowie der Operation „Gomorrha“ berichten vor Hamburger Schülern im Mahnmal St. Nikolai

Der Japaner Ito Masao war vier Jahre alt und mit seinem Dreirad in Hiroshima unterwegs, als die Atombombe explodierte – drei Kilometer von ihm entfernt. Ito überlebte und begann die Amerikaner für den Atombombenabwurf zu hassen. „Bis ich in der Bibel las, dass man seine Feinde lieben soll.“ Der heute 74-jährige Mann erkannte: „Wenn man nur auf Rache sinnt, dann kommt der Frieden nie.“ Seitdem engagiert sich Ito Masao als „Hiroshima Peace Volunteer“ für eine atomwaffenfreie Welt.

Mit weiteren Überlebenden der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki berichtete der Japaner am Mittwoch in der Krypta des Mahnmals St. Nikolai über seine schrecklichen Erlebnisse. Unter den Zuhörern waren neben Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) 50 Schüler der Gymnasien Dörpsweg und Klosterschule, der Max-Brauer-Schule und der Stadtteilschule Allermöhe.

Für sie wurde die Veranstaltung auch deshalb zu einer einzigartigen Lektion lebendiger Geschichte, weil gleichzeitig Überlebende des Hamburger Feuersturms auf dem Podium saßen. Sie schilderten eindrücklich, wie durch die Fliegerangriffe im Jahr 1943 die Hansestadt in Schutt und Asche versank.

Die japanischen Gäste hatten bei ihrer Weltreise auf dem Friedensschiff „Peace Boat“ einen Zwischenstopp in Warnemünde eingelegt und waren für den Dialog nach Hamburg gereist. Mit ihrer Reise, bei der sie in 105 Tagen in 26 Ländern Station machen werden, wollen sie an die Folgen von Krieg und Vernichtung erinnern. Die Weltreise der Zeitzeugen wurde vom Netzwerk Mayors for Peace ins Leben gerufen.

Bürgermeister Olaf Scholz würdigte den Einsatz der „Hibakusha“, der Explosionsopfer. „Wie unsere Hamburger Zeitzeugen kennen sie die unerträglichen Schrecken des modernen Vernichtungskrieges aus eigenem Erleben“, sagte er.

„Wir kennen die eindrücklichen Fotos der Schatten, die Menschen in der Sekunde ihres Todes waren, und die Bilder der in diesem Augenblick stehen gebliebenen Uhren.“ Weniger bekannt in Deutschland seien die Spätschäden, unter denen Überlebende, aber auch Nachgeborene oft zu leiden hätten. Mitamura Shizuko, 73, erzählte den sichtlich bewegten Schülern von ihrem Leiden an der Strahlenkrankheit, der viele ihrer Angehörigen zum Opfer fielen. Erst vor fünf Jahren sei ihre 39-jährige Tochter an den Folgen dieser Krankheit gestorben.

Auch der „Feuersturm“ über Hamburg brachte unvorstellbares Leid. Harald Hinsch, damals sechs Jahre alt, schilderte, wie sich bereits in den Bunkern ein Inferno abspielte und Menschen in Todesangst um ihr Leben schrien. Durch die Wucht der Bomben habe der Bunker gewackelt.

Alexandra Wandel, die stellvertretende Vorstandsvorsitzende des World Future Council (WFC), brachte in ihrer Ansprache die Gedanken der Zuhörer treffend auf den Punkt: „Die Gefahr eines Atomkrieges ist noch immer nicht gebannt. Wir alle müssen uns für die Abschaffung aller Massenvernichtungswaffen auf der Welt einsetzen.“