Hamburg. Am Montag kam es zu zwei Kollisionen zwischen Autofahrern und Bussen. Verkehrsbetriebe sprechen von “Niedergang der Verkehrsmoral“.
Die Bremsungen kamen zu spät, Metall splitterte, dann rückten Rettungswagen an. Binnen weniger Stunden kam es am Montag zu zwei Kollisionen zwischen Autofahrern und Verkehrsbussen in Lurup und Altona-Nord, insgesamt 19 Menschen wurden verletzt. Die Unternehmen im Hamburger Nahverkehr beraten über Konsequenzen und kritisieren einen Moralverfall bei Autofahrern, die immer wieder zu gefährlichen Unfällen mit Personenschäden führe.
Die Busfahrer beklagten sich seit Jahren zunehmend über waghalsige Fahrmanöver der Autofahrer, sagte Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum dem Abendblatt. „Gefühlt steigt die Unachtsamkeit der Autofahrer immer weiter an“, sagte Kreienbaum. In die gleiche Kerbe schlägt Martin Beckmann von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH): „Wir erleben einen deutlichen Niedergang der Verkehrsmoral, der sich allerdings kaum statistisch belegen lässt, sondern eher in traurigen Einzelfällen augenscheinlich wird“.
Nach den jüngsten Unfällen wurde in einer Sitzung in einer Sitzung des VHH-Vorstandes diskutiert, worin die Ursachen liegen könnten. „Wir haben uns auch gefragt, ob etwa die Farbe von Bussen zur Unfallgefahr beiträgt“, sagt Beckmann. Silberne Busse, die der Asphaltfarbe ähnlich sehen, würden jedoch genau so häufig übersehen wie weiße oder rote Fahrzeuge.
Abbiegemanöver als Gefahrenquelle für schwere Unfälle
Die Häufigkeit von Kollisionen mit Linienbussen wird weder von der Polizei noch den Verkehrsbetrieben statistisch erfasst. „Aus ungeklärtem Grund häufen sich diese Unfälle von Zeit zu Zeit“, sagt ADAC-Sprecher Christian Hieff. Der Automobilclub teilt die Einschätzung der Verkehrsunternehmen, registriert seit Jahren selbst deutlich steigende Beschwerdezahlen von Mitgliedern, die sich über die Unachtsamkeit anderer Verkehrsteilnehmer beschweren.
In der Vergangenheit kam es insbesondere bei Wendemanövern von PKW über mehrere Spuren zu Kollisionen mit Bussen. „Manchen Autofahrern fehlt bei der Aussicht auf einen gegenüberliegenden Parkplatz die Geduld, die nächste Wendemöglichkeit abzuwarten“, sagt ADAC-Sprecher Hieff. Die neueste Unfallstatistik des Senats belegt, dass Fehler beim Einfahren, Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren mit 27,4 Prozent inzwischen die häufigste Ursache für Unfälle mit Personenschäden in Hamburg darstellen.
Busbeschleunigung soll eher einen positiven Effekt haben
Fahrgäste aus Linienbussen beschwerten sich dagegen wiederholt über eine sehr hohe Geschwindigkeit der Busfahrer im alltäglichen Verkehr. In der Vergangenheit verschuldeten auch die ÖPNV-Mitarbeiter schwere Unfälle im Personenverkehr. Eine intensivere Schulung der Fahrer ist laut den Verkehrsunternehmen jedoch kaum möglich. „Es gibt keine Steigerung des vorausschauenden Fahrens“, sagte Hochbahn-Sprecher Kreienbaum. Die Busfahrer würden laufend darauf trainiert, auf plötzliche Manöver anderer Verkehrsteilnehmer zu reagieren.
Das laufende Busbeschleunigungsprogramm des Senats habe bislang keinen Einfluss auf die Häufigkeit von Unfällen mit Busbeteiligung, sagte Kreienbaum. Durch neue Ampelsysteme und mehr eigene Busspuren auf Hamburgs Straßen erhofft sich der ADAC jedoch mittelfristig eine positive Wirkung. „Der Mischverkehr, die plötzlichen Einschermanöver fallen hierdurch an vielen Stellen weg“, sagte Sprecher Christian Hieff. Dies helfe jedoch nur, wenn sich alle Verkehrsteilnehmer wieder besser an die Regeln hielten.