Hamburg. CDU kritisiert Pläne für mehr Matheunterricht als zu spät und nicht konsequent genug

Fortsetzung von Seite 1

Dass Hamburger Schüler im Bereich Mathematik Nachholbedarf haben, ist seit Jahren bekannt. Länderübergreifende Studien wie PISA hatten das ebenso offenbart wie Lernstandserhebungen in Hamburg. Im September, als die Ergebnisse der Abiturarbeiten des Jahrgangs 2014 bekannt wurden, war die Ernüchterung groß. Denn die Mathe-Prüfungsnoten waren deutlich schlechter ausgefallen als die Vorzensuren. So hatten Stadtteilschüler vor dem Abitur im Schnitt die Note 2,73 in Mathe – im Abi hingegen im Schnitt nur eine 3,63. An den Gymnasien klaffte der Notenschnitt mit 2,52 zu 2,73 zwar weniger auseinander, aber der Handlungsbedarf war offensichtlich. Schon im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen wurden daher Maßnahmen angekündigt.

Dass Schulsenator Ties Rabe (SPD) diese am Donnerstag präsentiert hat, wurde auch von der Opposition begrüßt. Allerdings gibt es auch deutliche Kritik. „Offensichtlich hat Schulsenator Rabe Panik mit Blick auf das bundesweite Zentralabitur 2017 und die erwartbar schlechten Noten der Hamburger Schüler“, sagte CDU-Schulexpertin Karin Prien. Dass an Stadteilsschulen und Gymnasien bislang keine vier Stunden Mathe pro Woche unterrichtet wurden, halte sie für einen „Skandal“, sagte Prien. „Wenn der Senat das jetzt endlich angeht, ist es höchste Zeit.“ Auch bei der geplanten Steigerung der Fachlehrerquote forderte die CDU-Politikerin mehr Tempo: „In einem Fach wie Mathematik ist Fachdidaktik extrem wichtig. Deshalb sollte dieses Fach so weit wie möglich in allen Jahrgängen nur noch von Fachlehrern unterrichtet werden.“

FDP-Bildungsexpertin Anna von Treuenfels kritisierte, dass der Senat das Problem zu lange nicht angepackt habe: „Seit über einem Jahrzehnt ist die Matheschwäche vieler Hamburger Schüler bekannt, seit mehr als vier Jahren denkt Schulsenator Rabe über Gegenmaßnahmen nach – und nun hat er endlich eins und eins zusammengezählt. Mehr Unterricht von weniger fachfremden und besser qualifizierten Lehrern – auf diese Maßnahmen wäre ein engagierter Schulpolitiker sofort und nicht erst nach vier Jahren im Amt gekommen.“

Sabine Boeddinghaus, Fraktionschefin der Linkspartei, lenkte den Blick weg von den Zahlen: „Mehr Zeit für Mathe darf nicht nur heißen, die Zahl der Fachstunden zu erhöhen. Es muss auch heißen, einen sinnvollen Ganztag zu organisieren, in dem die Schüler sich den Stoff nach den aktuellsten pädagogischen Erkenntnissen erarbeiten.“ Natürlich müsse der Mathematikunterricht auch weiter entwickelt werden, „damit die Schüler auch verstehen, was sie lernen“.