Hamburg. Immer mehr Gäste aus dem Nachbarland besuchen die Hansestadt. Hier locken nicht nur Geschäfte und Restaurants.

Dass Hamburg ein Tor zur Welt ist, spürte die Familie Busse aus Aalborg am Pfingstsonnabend intensiv. Bei einer Hafenrundfahrt inhalierte das Quartett einen Hauch der großen Freiheit. Im Miniatur Wunderland in der Speicherstadt waren auch ferne Länder zum Greifen nahe. Im russischen U-Boot am Fischmarkt wurde in die Vergangenheit eingetaucht. Und eine Stadtrundfahrt im roten Doppeldeckerbus zeigte die Reize der Metropole mit und im Überblick.

„Es war ein großartiger Tag“, bilanzierte Jan Busse abends. Gemeinsam mit Ehefrau Annette und den Töchtern Anne und Sofie war der Polizeioffizier aus der dänischen Hafenstadt Aalborg im Auto gut dreieinhalb Stunden nach Norddeutschland gereist. Anlass war ein Fußballturnier seines Sohnes Andreas in Bremen, an dem neben dem SV Werder und Borussia Mönchengladbach auch der FC St. Pauli teilnahm. Während der Junior kickte, nutzten die anderen Busses den Tag für ein zwölfstündiges Hamburg-Erlebnis. Damit wandelten sie auf der Fährte vieler Landsleute, die es immer öfter in die Hansestadt zieht. Die meisten Touristen, so die just veröffentlichten Zahlen, kommen aus dem nördlichen Nachbarland. Mit 67.300 Hotelübernachtungen im ersten Quartal 2015 lagen die Dänen an erster Stelle der internationalen Buchungen. Das ist fast ein Drittel mehr als im Jahr davor.

Hamburg beweist seinen weltoffenen Ruf im wahrsten Sinn des Wortes. Busse und Privatautos mit dänischen Kennzeichen gehören zum vertrauten Stadtbild – nicht nur an den Landungsbrücken, auf St. Pauli oder in der HafenCity. Auch bei Sportveranstaltungen oder in den Einkaufszentren gehört Dänisch längst zum guten Ton. Die Europa-Passage an der Binnenalster wird im Volksmund „Klein-Dänemark“ genannt. Nicht nur der Wechselkurs der Krone zum Euro von aktuell 7,45:1 und die in Deutschland geringere Umsatzsteuer tragen zur Attraktivität bei.

Mary und Frederik zu Besuch in Hamburg

Hunderte Schaulustige haben dem dänischen Kronprinzenpaar Frederik und Mary einen herzlichen Empfang in Hamburg bereitet
Hunderte Schaulustige haben dem dänischen Kronprinzenpaar Frederik und Mary einen herzlichen Empfang in Hamburg bereitet © dpa | Christian Charisius
Kronprinzessin Mary und Kronprinz Frederik von Dänemark kommen in Hamburg vor dem Rathaus an
Kronprinzessin Mary und Kronprinz Frederik von Dänemark kommen in Hamburg vor dem Rathaus an © dpa | Christian Charisius
Das Kronprinzenpaar hält sich bis zum 21. Mai zu einem Arbeitsbesuch unter dem Titel „Danish Living“ in Deutschland auf
Das Kronprinzenpaar hält sich bis zum 21. Mai zu einem Arbeitsbesuch unter dem Titel „Danish Living“ in Deutschland auf © dpa | Axel Heimken
Zahlreiche Menschen warteten vor dem Rathaus auf das Kronprinzenpaar...
Zahlreiche Menschen warteten vor dem Rathaus auf das Kronprinzenpaar... © dpa | Christian Charisius
Hunderte Schaulustige haben dem dänischen Kronprinzenpaar Frederik und Mary einen herzlichen Empfang in Hamburg bereitet
Hunderte Schaulustige haben dem dänischen Kronprinzenpaar Frederik und Mary einen herzlichen Empfang in Hamburg bereitet © dpa | Christian Charisius
Die dänische Flagge wurde für den Besuch des Kronprinzenpaares gehisst
Die dänische Flagge wurde für den Besuch des Kronprinzenpaares gehisst © Juliane Kmieciak | Juliane Kmieciak
Hunderte Schaulustige haben dem dänischen Kronprinzenpaar Frederik und Mary einen herzlichen Empfang in Hamburg bereitet
Hunderte Schaulustige haben dem dänischen Kronprinzenpaar Frederik und Mary einen herzlichen Empfang in Hamburg bereitet © Juliane Kmieciak | Juliane Kmieciak
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„In Dänemark existiert so etwas wie ein Hype um Hamburg“, weiß die Dänin Susanne Wähling. „Für viele ist die Hansestadt das neue Berlin.“ Aus Sicht der gebürtigen Esbjergerin, die als freie Art-Direktorin auf der Uhlenhorst lebt, gibt es zahlreiche Gründe für den Hamburg-Boom in ihrem Heimatland. Neben vielfältigen und vergleichsweise günstigen Shoppingmöglichkeiten gehören qualitativ gute, relativ günstige Hotels, erstklassige und bezahlbare Restaurants sowie spannende Stadtteile wie das Schanzenviertel oder Ottensen zu den Magneten. Und auch die Bierpreise, das soll nicht verschwiegen werden, fördern den Charme.

Susanne Wähling berichtet von einem Treffen ihres Abiturjahrgangs jüngst in Esbjerg, das sie mit ihrer in Kopenhagen lebenden Schwester besuchte. Ein Thema sei das Verhältnis der Dänen zu den Deutschen gewesen – und umgekehrt. „Seit einigen Jahren ist bei uns Dänen auch die deutsche Sprache angesagt“, weiß Susanne Wähling. „Wir benutzen deutsche Wörter statt Anglizismen. Auch Cafés, Musikbands und Modemarken haben deutsche Namen.“ Und wenn das Gute also liegt so nahe, fährt man gerne hin. „Aus Jütland sind wir schneller in Hamburg als in Kopenhagen“, weiß sie. Selim Ugur Gürsel kann das nur bestätigen. Er leitet das Stadtbüro des Reiseunternehmens Euroline, das Fernreisebusse durch ganz Europa touren lässt.

Aus Richtung Dänemark kommen am ZOB wöchentlich 22 Linienbusse an. Gestern trafen am Hauptbahnhof um 5.15, 13.45 und 22 Uhr Fahrzeuge ein. Die Reise ab Kopenhagen ist schon ab neun Euro zu haben. „Die Fahrgastzahlen aus Dänemark haben in den letzten Jahren um etwa 60 bis 70 Prozent zugenommen“, sagt Selim Gürsel. Auch regelmäßige Zugverbindungen vernetzen beide Großstädte verlässlich und schnell. Mit dem ICE sind es gerade mal viereinhalb Stunden für eine Strecke.

Davon profitieren neben Geschäftsleuten und Gastronomen natürlich auch Hotels. Fast alle verbuchen merklich mehr Buchungen aus Dänemark. Das Hotel Gastwerk in Bahrenfeld zum Beispiel registrierte in den ersten vier Monaten dieses Jahres mehr als doppelt so viele dänische Gäste als 2011. Andere Hoteliers bestätigen diesen Trend.

Nach dem Zufallsprinzip befragte Pfingstbesucher aus Dänemark loben neben dem interessanten Angebot die Mentalität der Hamburger. Man fühle sich ein bisschen wie zu Hause, so der Tenor. Jan Busse und Ehefrau Annette, deren Premiere es hier war, genossen ihren Hamburg-Tag bei ausgefülltem Terminplan. Und warum stand eine Hafenrundfahrt auf dem Programm? Schließlich wird Aalborg ebenfalls von Schiffen aus aller Welt angesteuert.

„Riesige Containerschiffe wie auf der Elbe sind allein die Reise wert“, meint Polizeioffizier Busse. Beseelt von solchen Erlebnissen ging es am Pfingstmontag von Bremen aus zurück nach Aalborg – via Hamburg natürlich.