Hamburg. Alexander Tesch und Valerie Schlieper wollen am Wochenende bei den Hochschulmeisterschaften im Wellenreiten in Frankreich ihre Titel verteidigen.

Während einige Studenten in vollen, stickigen Hörsälen von einer Flucht an den Strand träumen, leben zwei Studenten aus Hamburg eben diesen Traum. Valerie Schlieper und Alexander Tesch starten bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften im Wellenreiten. Der Wettkampf findet im sonnigen Seignosse in Frankreich statt.

250 Studenten kämpfen von heute an eine Woche lang (23. - 30. Mai) um die beste Welle und die höchste Punktzahl. Angetreten wird in zwei Klassen: Open und Longboard. Der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband, der Veranstalter, erwartet rund 1000 Zuschauer, die dem Spektakel an der Atlantikküste beiwohnen werden. Neben dem Sportwettkampf werden auch Konzerte, Filmabende und ein Flohmark abseits der Wellen angeboten.

Für Alex und Valerie geht es auch um die Verteidigung des Titels. Beide gewannen im vergangenen Jahr ihre Wettkämpfe und holten so die Titel nach Hamburg.

Ein Interview per E-Mail mit Alexander Tesch:

Hamburger Abendblatt: Sie sind in München geboren, was hat sie nach Hamburg gezogen?

Alex Tesch: „Ich bin geborener Münchner, habe den Stadtwechsel jedoch vor allem wegen der Nähe zum Meer durchgezogen. Es sind zwar immer noch vier Stunden, allerdings kann man im Norden echt gute Wellen haben.“

Sie starten nun bei den Uni-Meisterschaften im Surfen. Was studieren Sie, wenn Sie nicht auf dem Brett stehen?

Tesch: „Ich studiere BWL mit dem Schwerpunkt Management im Gesundheitswesen. Im Juni, Juli werde ich meine Bachelorarbeit schreiben und das Studium abschließen.“

Wie sind Sie als Münchener, so weit ab vom Meer, zum Surfen gekommen?

Tesch: „Ich war sehr jung und bin mit meinen Eltern immer nach Südfrankreich an die Cote d’Azur. Mein Vater ist leidenschaftlicher Windsurfer. Dort bin ich das erste mal mit der Materie in Berührung gekommen und seitdem hat sich das auch nicht geändert. Mit 7 Jahren hatte ich damals mein erstes Brett und habe meine Sommerferien immer am Meer verbracht, allerdings wäre so etwas ohne die Unterstützung der Eltern nie möglich gewesen.

Wie oft stehen Sie denn auf dem Brett. Nur in den Semesterferien?

Tesch: Surfen geh ich hauptsächlich in den Semesterferien, dennoch ist es möglich das Studium und einige Wellentage an der Nordsee ganz gut zu verbinden. Im Sommer arbeite ich als Surflehrer in Frankreich und betreue etwa 30-40 Schüler pro Woche. Dennoch bleibt ein bisschen Zeit zum surfen und man hat das nötige Taschengeld, um sich die vielen Trips leisten zu können.

Während des Semesters fahre ich manchmal nach Dänemark, wenn es ein „guter“ Monat ist bin ich dann etwa 6-9 Tage surfen. Natürlich kann man seine Fitness und Koordination auch mit Übungen auf dem trockenen trainieren. Ansonsten kommt man denke ich ganz gut rum, ich war letztes Jahr in sieben verschiedenen Ländern surfen."

Haben Sie sich speziell auf die Meisterschaften vorbereitet?

Tesch: "Nein eigentlich nicht. Ich hatte seit Januar Knieprobleme und musste erstmal aussetzen. Die Diagnose vom Arzt ist nicht so gut, mir fehlt wohl der Knorpel zwischen Wadenbein und Meniskus. Ich bin fünf Tage früher angereist, um mein Knie im Wasser auszutesten und es geht sogar einigermaßen. Scheint wohl so, als sei in der Bibliothek sitzen ungesünder."

Was bedeutet Wellenreiten für Sie?

Tesch: "Ich bin damit groß geworden und habe mit etwa 13 Jahren erkannt, dass eine „Profi“-Karriere nicht drin sein wird, aber dennoch nie den Spaß daran verloren. Auch später, als es zu teuer wurde, surfen und snowboarden zu kombinieren, habe ich mich für das Surfen entschieden, obwohl die Alpen aus München ja nur ein Katzensprung entfernt sind. Es hat mich geprägt und geformt, ich habe genauso viel Spaß daran wie noch vor 15 Jahren, auch wenn manch einer vielleicht sagt, ich sei zu verbissen.

Ich sehe es als Sport und auch als Bestandteil in meinem Leben. Es gibt Klischees über Surfer, die auch zum Teil stimmen und eben auch wieder nicht. Ich habe während meiner Schulzeit die Urlaube mit meinen Eltern verbracht und habe vielleicht auch deswegen eine sehr sportliche Sichtweise. Außerdem habe ich ein bestimmtes Level in meinem Kopf, das ich erreichen will."

Sie haben im letzten Jahr den Titel gewonnen. Wie schwer wird es, diesen Titel zu verteidigen?

Tesch: "Das finde ich die nächsten Tage heraus, man weiß ja nie wer kommt und am Ende ist ein Austauschstudent aus Australien mit dabei.

Natürlich komme ich nicht hierher um Zweiter zu werden, aber wie gut ich mit meinem Knie zurecht komme, stellt sich auch erst im Verlauf des Wettbewerbes heraus."

Surfen Sie auch andere Wettkämpfe?

Tesch: "Ich habe einige Male an den Deutschen Meisterschaften, den Europameisterschaften und Contests in Dänemark teilgenommen. Leider bekommt der deutsche Wellenreitverband nicht so viel Unterstützung, weswegen er es sich nicht leisten kann, auch ein Team zu den Weltmeisterschaften schicken zu können.

Ich muss zugeben, das deutsche Surfen wird immer besser, aber bei den deutschen Meisterschaften ist das Niveau noch mal ein ganzes Stück höher (als bei den ADH-Meisterschaften;Anm.d.R.), denn dort nehmen auch Surfer Teil, die in Costa Rica oder Ecuador aufgewachsen sind und einen deutschen Pass haben. Ich finde das auch gut, denn für mich gesprochen, holt ein solches Niveau das beste aus einem heraus."

Worauf kommt es bei den Wettkämpfen an? Wofür gibt es besonders viel Punkte?

Tesch: "Die Kriterien im Surfen werden auf der Basis von Speed, Power und Flow bewertet. Darüber hinaus laufen die Schwierigkeit der Manöver und die Anzahl mit in das Resultat ein. Ein sehr flüssiger Turn am kritischen Teil der Welle, so nah wie möglich am brechenden Teil der Welle, bekommt eine höhere Punktzahl. Am Ende wird von 0-10 bewertet und die besten zwei Wellen gehen in die Endwertung. Besonders viele Punkte gibt es bei Airs, also Sprüngen."

Wie sind die Bedingungen in Frankreich? Ist es schade, dass es in Deutschland kaum gute Möglichkeiten gibt, zu surfen?

Tesch: "Ich liebe Frankreich. Die Sandstrände und die super starken Strömungen machen es nicht einfach die Wellen zu surfen und zu lesen, aber ich denke, kann man hier gut surfen, kann man es überall.

Wie sind Sie nach Frankreich gereist?

Tesch: "Ich fahre eigentlich immer mit dem Auto, weil es keinen Sinn macht zu fliegen oder den Zug zunehmen. Beim Surfen, muss man mobil sein und einige Strandabschnitte checken, bevor man irgendwo rein geht."

Haben Sie Unterstützung von der Uni bekommen?

Tesch: "Nein."