Berlin/Hamburg. Haushaltsausschuss des Bundestages beschließt finanzielle Unterstützung der Hamburger Bewerbung. Jetzt fehlt nur noch das Geld aus der Wirtschaft

Rainer Grünberg

Der Bund wird die Hamburger Bewerbung für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024 mit 30 Millionen Euro unterstützen. Das beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestages am Mittwochnachmittag im Berliner Reichstag. „Das ist ein klares und gleichzeitig ermutigendes Signal, dass der Bund die Hamburger Olympiakandidatur als eine gesamtdeutsche Angelegenheit ansieht und sich entsprechend in der Pflicht sieht. Darüber freue ich mich sehr“, sagte Johannes Kahrs dem Abendblatt. Der Hamburger Bundestagsabgeordnete ist haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

Der Zuschuss des Bundes fällt damit weit höher aus als erwartet. Zuletzt war eher mit einem Drittel der Summe gerechnet worden. Das nachhaltige Hamburger Bewerbungskonzept und die bislang überzeugende -kampagne hätten im politischen Berlin aber einen hoch professionellen Eindruck hinterlassen, heißt es aus Regierungskreisen. Der Stadt würden deshalb auch im internationalen Wettbewerb Erfolgsaussichten eingeräumt. Dass die Bundesregierung sich das erste Mal seit München 1972 wieder an einer Olympia-Bewerbungsgesellschaft beteiligen wird, war bereits ein erster Vertrauensbeweis für die Arbeit von Hamburgs Sportsenator Michael Neumann und Bürgermeister Olaf Scholz (beide SPD).

„Durch diese Unterstützung des Bundes erhält die Hamburger Bewerbung weiteren Rückenwind, weil damit endgültig klar wird, dass es sich um ein nationales Projekt handelt“, sagte Neumann. Auch Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), freute sich über die Nachrichten aus Berlin: „Die partnerschaftliche Beteiligung des Bundes ist ein großartiges Signal. Die Unterstützung des ganzen Landes ist für unsere gemeinsame Olympiabewerbung enorm wichtig.“

Die Bewerbungsgesellschaft soll in den nächsten Wochen gegründet werden, wenn in Absprache mit dem Bund alle Personalien geklärt sind. Mehrheitsgesellschafter wird mit 51 Prozent der DOSB, die restlichen 49 Prozent teilen sich Hamburg, der Segelstandort Kiel und der Bund. Geschäftsführer wird der ehemalige Hamburger Kultur- und Justizstaatsrat Nikolas Hill (CDU), DOSB-Vorstand Bernhard Schwank sein Stellvertreter. Höchstes Gremium der Olympia GmbH ist die Gesellschafterversammlung. Zudem sind Aufsichtsrat und Kuratorium geplant, in dem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Vorsitz übernehmen soll.

Die Kosten der Bewerbungskampagne werden auf 50 Millionen Euro geschätzt. Sollte die Handelskammer Hamburg ihre avisierten 25 Millionen Euro aus Wirtschaftskreisen beisteuern, wäre das Geld bereits beisammen. Hamburg hatte bislang mit einem Anteil von 15 Millionen Euro kalkuliert und will sich trotz der anzunehmenden positiven Finanzentwicklung weiter an den Ausgaben beteiligen.

Für Kahrs ist die Haushaltsentscheidung des Bundes auch ein Zeichen an die Hamburger Grünen, den Koalitionspartner der SPD, „dass die Stadt bei ihren Bemühungen um Olympia nicht allein gelassen wird“. Die 30 Millionen Euro „Bundeszuschüsse im Zusammenhang mit der Bewerbung Hamburgs für die Olympischen Spiele“, sollen in drei Tranchen ausgezahlt werden, jeweils zehn Millionen in den Jahren 2015 (bis zum Sommer), 2016 und 2017. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wählt wahrscheinlich im August 2017 in Perus Hauptstadt Lima den Ausrichter der Spiele 2024. Neben Hamburg wollen sich bislang Boston (USA), Paris und Rom bewerben, eventuell auch noch Budapest (Ungarn) und Istanbul (Türkei).

Bis zum 15. September müssen die Städte ihre Kandidatur beim IOC formlos bekunden, die Bewerbungsunterlagen („Mini Bid Book“) sind bis zum 8. Januar 2016 einzureichen. In Hamburg muss zuvor die Bevölkerung am 29. November in einem Referendum ihr Plazet zur Fortsetzung der Olympiakampagne geben. „Dass der Bund sich maßgeblich bei der Bewerbung engagieren will, könnte bei der Volksabstimmung ein wichtiges Argument pro Olympia werden“, glaubt Johannes Kahrs.

Sollte Hamburg 2017 den Zuschlag des IOC erhalten, wird der Bund, davon ist jetzt auszugehen, das Projekt weiter finanziell unterstützen. Im Herbst will der Hamburger Senat erste Kalkulationen veröffentlichen, wie viel die Ausrichtung der Spiele kosten könnte.