Hamburg. Neues Leben für die Max-Bahr-Märkte: Mömax zieht auf Gelände der ehemaligen Baumarktkette in Harburg. Hagebau erweitert in Rahlstedt.

Schön sieht er nicht gerade aus, der ehemalige Standort der Hamburger Baumarktkette Max Bahr in Harburg. Das markante Gelb des Flachbaus ist noch immer von der Buxtehuder Straße aus zu sehen, doch Bohrmaschinen, Hämmer und Nägel werden hier schon lange nicht mehr verkauft.

Dieser trostlose Zustand könnte sich in Kürze ändern. Fast zwei Jahre nach dem Insolvenzantrag von Max Bahr und dem darauf folgenden Untergang des Traditionsunternehmens zeichnet sich nun endlich eine Lösung für den Standort im Süden der Hansestadt ab. Der Möbelkonzern XXXL, der den Standort vor gut einem Jahr übernommen hatte, will nach längeren Planungsschwierigkeiten dort eine Filiale seiner Tochter Mömax eröffnen.

„Wir haben einen Bauantrag gestellt und rechnen mit der Genehmigung bis zum Sommer dieses Jahres“, sagte Unternehmenssprecher Julian Viering dem Abendblatt. Am Montagabend wurde das Konzept im Stadtplanungsausschuss des Bezirks präsentiert: Rund 7000 Quadratmeter Verkaufsfläche soll das neue Möbelhaus umfassen, etwa 50 Mitarbeiter könnten dort künftig arbeiten.

Mömax verfolgt ein Ikea-ähnliches Konzept und richtet sich vor allem an jüngere, preisbewusste Käufer, die sich zum ersten Mal eine Einrichtung für ihre Wohnung zusammenstellen. Neben Möbeln soll es in dem neuen Haus auch ein kleines Restaurant geben. Offen ist noch, inwieweit auch sogenannte Randsortimente wie Kerzen, Geschirr oder andere kleinere Artikel angeboten werden. Bezirkspolitiker hatten Bedenken geäußert, dass sich solche Angebote negativ auf die Einzelhändler in der Harburger Innenstadt auswirken könnten.

Neben der Fläche in Harburg hat die XXXL-Gruppe auch die einstigen Max-Bahr-Standorte in Bergedorf und Osdorf übernommen. In Osdorf soll ebenfalls eine Mömax-Filiale eröffnen, in Bergedorf sind die neuen Eigentümer hingegen von der Idee wieder abgerückt. „Dieser Standort entspricht nicht unseren internen Anforderungen, daher sind wir in Gesprächen mit mehreren Interessenten für eine alternative Nutzung“, sagt Unternehmenssprecher Viering.

Insgesamt sieht die XXXL-Gruppe ein großes Potenzial im Hamburger Markt. „Die Kaufkraft in der Region ist hoch“, sagt Viering. „Wir betrachten die geplanten Neueröffnungen als Teil unserer Expansion im norddeutschen Raum.“ Bisher ist der Konzern vor allem im Süden der Republik vertreten, in der Nähe Hamburgs gibt es nur Filialen in Braunschweig und Uelzen.

Während der Möbelkonzern XXXL noch an der Zukunft für die übernommenen Max-Bahr-Flächen arbeitet, sind andere Unternehmen schon deutlich weiter. Bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres wandelte der Hamburger Unternehmer Philipp Möller drei ehemalige Max-Bahr-Geschäfte in Hagebaumärkte um. Die neuen Filialen in Altona, Winterhude und Rahlstedt hätten sich positiv entwickelt und würden von den Kunden gut angenommen, resümiert Möller zufrieden. „Unsere Umsatzerwartungen haben sich erfüllt.“ In Rahlstedt will Möller jetzt sogar expandieren und den bestehenden Markt um eine Fläche von 2500 Quadratmetern erweitern.

Eine Lösung gibt es mittlerweile auch für einen weiteren alten Max-Bahr-Standort am Hammer Steindamm, den Möller ebenfalls übernommen hatte. Hier ist zwar kein neuer Baumarkt entstanden, doch stattdessen will ein Hamburger Unternehmen aus dem Medizintechniksektor die Flächen nutzen, um seine Zentrale in der Hansestadt zu erweitern.

Den größten Teil des alten Max-Bahr-Netzes hat sich die Baumarktkette Bauhaus gesichert. Durch die Übernahme von vier Standorten ist das Unternehmen mit Deutschlandsitz in Mannheim zum klaren Marktführer in der Hansestadt aufgestiegen. Insgesamt betreibt Bauhaus jetzt neun sogenannte Fachcentren in Hamburg.

Sowohl Bauhaus als auch Hagebau haben einen Großteil der ehemaligen Max-Bahr-Beschäftigten, die lange um ihre Zukunft bangen mussten, übernommen und darüber hinaus auch noch zahlreiche neue Jobs geschaffen. Insofern hat die dramatische Pleite des Traditionsunternehmens für viele ehemalige Mitarbeiter ein glimpfliches Ende genommen.

Praktiker-Pleite zog Max Bahr vor fast zwei Jahren mit in den Abgrund

Max Bahr hatte Ende Juli 2013 Insolvenzantrag stellen müssen, nachdem zuvor schon die Muttergesellschaft Praktiker in die Pleite geschlittert war. Eine verfehlte Rabattstrategie, interne Querelen und eine völlig verkorkste Frühjahrssaison hatten Praktiker in eine schwere finanzielle Schieflage gebracht. Die Tochter Max Bahr, die von dem Hamburger Peter Möhrle 2007 an Praktiker veräußert worden war, verfolgte zwar eine bessere Strategie, konnte sich aber aus dem Abwärtssog nicht befreien. Zahlreiche Rettungsversuche der Insolvenzverwalter scheiterten am Widerstand der Gläubiger, die in einer Zerschlagung die größte Chance sahen, um wenigstens einen Teil ihres Kapitals zu retten.