Hamburg. Das dänische Kronprinzenpaar Mary und Frederik besucht Hamburg und muss erst ein wenig auftauen

Antonia Thiele

Ab und an ein Regentropfen, wolkig ist der Himmel, bevor am Morgen das dänische Kronprinzenpaar Mary und Frederik vor dem Rathaus vorfährt. Das trübe Wetter spiegelt die Stimmung wider, die sich breit macht, als das Paar endlich ankommt: eher kühl. Nur vorsichtig bahnen sich vereinzelte Sonnenstrahlen ihren Weg, etwas zögerlich tauen die Royals auf.

Die Sonnenstrahlen tun auch den rund 100 wartenden Royalty-Fans gut, die zitternd ihre Fähnchen schwenken und Blumen halten. Denn nicht wie angekündigt um 9.10 Uhr rollt die Limousine der ausländischen Gäste vor, sondern erst gute 20 Minuten später. Was die verspätete Kita-Gruppe freut, die Zwerge in Warnwesten verpassen so nichts. Obwohl es auch wenig zu verpassen gibt. Beim gemeinsamen Warten scherzen Sicherheitsleute mit Polizisten, „wir versuchen, das Wetter noch zu halten“, sagt einer, „aber jetzt müssen die sich ranhalten, sonst kommt doch ein Schauer runter.“

Ein übermütiger Schaulustiger höheren Alters muss wieder hinter die Absperrung auf dem Rathausmarkt geleitet werden, ein Fotograf eingefangen. Da haben die nahenden Sirenen der Eskorte schon etwas Erlösendes, lassen auf den Höhepunkt hoffen. Was wird Mary nur tragen? Hut und gewinnendes Lachen wie Maxima der Niederlande, die vor wenigen Wochen hier war? Wie gehen sie mit der Begrüßungssituation um?

Als die Eskorte von sieben schwarzen Limousinen und Polizeifahrzeugen endlich vorfährt, steigt Kronprinz Frederik auf der dem Rathaus zugewandten Seite aus und machte keinerlei Anstalten, sich zu den Wartenden zu begeben. Erst als seine Frau – schlicht gekleidet in schwarze Marlene-Hose und beiges Jackett mit Steinverzierungen und Goldring am Zeigefinger – zögerlich, dann zielstrebig beginnt, Hände zu schütteln, zu lächeln und für Fotos zu posieren, taut auch der Gatte auf und macht mit.

Nach diesen volksnahen Minuten wird das Paar zu Bürgermeister Olaf Scholz geleitet, der die Gäste im ersten Obergeschoss erwartet und ihnen nicht entgegen kommt – so will es die Hamburger Tradition. Ohnehin nicht der rechte Platz für Lockerheit: Die 25-köpfige Gruppe geht schweigend die Treppen hinauf.

Die dänische Delegation umfasst insgesamt 75 Personen, vor allem Wirtschaftsvertreter. Ihr Interesse gilt den Bereichen „Nachhaltigkeit“, „Design“, „Gesundheit“ und „gute Ernährung“. Die Eröffnungsreden gibt es dann aber nicht im Rathaus, sondern im fensterlosen Kellersaal des Emporio Hauses. Auch hier: wieder Schweigen. Gepaart mit höflichem Klatschen, als die Royals den Seminarraum betreten, sich setzen, einen Werbefilm über ihr Heimatland anschauen. Dann sprechen der Kronprinz und Scholz viel von Freundschaft, guten Beziehungen und Nachbarschaft.

Der Charakter eines sehr wörtlich genommenen Arbeitsbesuchs lockert sich etwas, als Mary beim „Schau-Kochen“ im 23. Stock des Hauses mit Panoramablick über die Stadt aufgefordert wird, ein Apfelband zu halten, das sich aus einer Apfel-Zerlegemachine heraus entwickelt.

Das freche Lachen des Gatten, als sie auf die Bühne geht, lässt ahnen, dass das Paar zuvor seine eigentliche Ungezwungenheit nicht hatte ausspielen können. Beim anschließenden Probieren des Bio-Salats mit heimischen Kräutern wirkt Frederik nun zufrieden und authentisch.

Jetzt ist es ein Heimspiel: Vom Bio-Gemüse-für-Kinder-Anbieter über den Ferienhaus-Vermarkter und den Chia-Samen-Importeur hatten einige dänische Firmen ihre Stände aufgebaut, präsentieren das Nachbarland von der innovativen und schmackhaften Seite. Mary posiert derweil für die Fotografen. Während sich Frederik im Anschluss die Asklepios Klinik in Barmbek zeigen lässt, geht es für seine Frau weiter um kulinarische Genüsse. In der Rindermarkthalle auf St. Pauli ist man auf den königlichen Besuch bestens vorbereitet: Der rote Teppich frisch gesaugt, die Papier-Dannebrogs im Gemüseregal, und die Mitarbeiter haben rot-weiße „Ich liebe Dänemark“-Shirts übergezogen. Die Verkostung der Lebensmittel kommentiert Mary zwar nicht originell, aber pflichtbewusst: „Aha, das Salz passt wohl gut zu Pasta.“

Auch wenn der Himmel sich bei der Abfahrt der Prinzessin schon wieder verdunkelt, die Stimmung ist endlich gelöst. Auch die immer noch etwas verkrampft wirkende Mary kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, als der Wirt eines spanischen Restaurants sie mit einem mitreißend auf der Gitarre gespielten und gesungenen „Eviva España“ aus der Rindermarkthalle begleitet. Und zum Abschied gibt es von den vor der Halle wartenden Fans ein herzliches: „Tschüss, Mary!“

Für sie und Frederik geht es noch weiter: in die Handelskammer, die Holsten-Brauerei – und dann weiter nach München.