Hamburg. Das Opernpublikum nimmt die Uraufführung der Abschiedsproduktion von Simone Young freundlich, aber nicht gerade euphorisch auf.
Hamburg. Zwei Männer, die Schädel kahlrasiert, beide in weißem Hemd und schwarzem Sakko, stolpern über die Bühne. Warum der Regisseur Ramin Gray die Figuren Dino und Regolo in Beat Furrers Oper „La bianca notte / die helle nacht“, die am Sonntagabend in der Staatsoper uraufgeführt wurde, als eine Art doppeltes Lottchen präsentiert, bleibt sein Geheimnis.
Dass der eine den Anschluss an die bürgerliche Gesellschaft schon lange verloren hat, während der andere im Ringen um seine Identität wahnsinnig wird, erschließt sich so jedenfalls nicht. Furrer lässt in seinem neuen Werk häufig offen, was tatsächlich gelebte Gegenwart ist, was Erinnerung und was Traum oder Einbildung. Gray aber, statt dem wenig eingehegten Assoziationsfluss der „bianca notte“ zu folgen, stellt die Bühne voll mit hübschen Bildern, die die feingesponnene Musik eher am Abheben hindern, als ihr aufzuhelfen.
Simone Young hat sich für ihre Hamburger Abschiedsproduktion ein feines fünfköpfiges Sängerensemble zusammengestellt. Der Staatsopernchor, von Eberhard Friedrich hervorragend vorbereitet, findet berückende Klänge, die Philharmoniker Hamburg schlagen sich souverän auf einem Terrain, das sie in den vergangenen Jahren recht selten betreten haben. Freundlicher Beifall vom Premierenpublikum. Buhs blieben aus, die große Begeisterung freilich auch.