Hamburg . Sie fordern mehr Geld, um die hohen Haftpflichtprämien bezahlen zu können
Sie haben sich Kissen unter die T-Shirts gestopft und hielten Plakate in die Luft: „Schwanger? Bitte hinten anstellen!“ 200 Frauen und einige Männer haben am Dienstag in der Hamburger Innenstadt für bessere Arbeitsbedingungen für Hebammen demonstriert. Bei dem Flashmob zog die bunte Truppe in einer langen Schlange mit vielen Kinderwagen durch die Straßen.
„Wir können eine angemessene Versorgung unter den aktuellen Bedingungen nicht leisten, und es mangelt vor allem an der ambulanten Versorgung“, sagte die zweite Vorsitzende des Hebammen Verband Hamburg e.V., Susanne Lohmann. Als Folge würden viele Schwangere abgewiesen, müssten warten oder könnten gar nicht von einer Hebamme betreut werden.
Nicht nur Hebammen waren bei dem Protestmarsch dabei, sondern auch viele Eltern. „Wir waren nach den Geburten unserer Kinder auf die Unterstützung einer Hebamme angewiesen“, sagt Claus Trippen, Vater von drei Kindern. „Sie hat uns sehr geholfen, und ich weiß nicht, wie Familienbetreuung ohne kompetente Hebammen aussehen soll.“
Hintergrund der bundesweiten Aktionen zum internationalen Hebammentag sind nach Verbandsangaben unter anderem die gescheiterten Verhandlungen mit dem Spitzenverband der GKV, der zentralen Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen, zu Ausschlusskriterien für Hausgeburten. Damit liege auch eine fünfprozentige Vergütungssteigerung auf Eis. „Wir sind einfach genervt“, sagt Tanja Jankovic, die seit 13 Jahren als Hebamme arbeitet. Viele freiberufliche Hebammen könnten die hohen Haftpflichtprämien nicht erwirtschaften.
Die Vergütungsverhandlungen zwischen den Hebammenverbänden und dem GKV-Spitzenverband sollen im Sommer weitergehen. Immerhin gibt es aus dem Rathaus politischen Rückenwind: SPD und Grüne wollen die Hebammen unterstützen.