Altstadt . Von Steilshoop über Brüssel zur City-Kirche: Martina Severin-Kaiser ist im zweiten Wahlgang zur Hauptpastorin für St. Petri gewählt worden.
Die Catering-Mitarbeiter in der Hauptkirche St. Petri wollten sich schon mit neuen Häppchen auf einen längeren Abend einstellen. Schließlich schien es für kurze Zeit, als müsse ein dritter Wahlgang erfolgen. Doch dann genügten am Mittwochabend zwei Wahlgänge: Damit wählten die Synodalen (Kirchenparlamentarier) des Kirchenkreises Hamburg-Ost Pastorin Martina Severin-Kaiser, 55, mit 78 Stimmen zur neuen Hauptpastorin der Rathaus-Kirche St. Petri. Sie tritt die Nachfolge von Christoph Störmer, 64, an, der zum Jahresende in den Ruhestand geht. Ihr Mitbewerber Nils Christiansen, 50, bekam im zweiten Wahlgang 40 Stimmen.
Martina Severin-Kaiser, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), war mit ihrer Familie in die Hauptkirche gekommen, um sich am Fuße der Ansgar-Statue den Synodalen noch einmal vorzustellen. Sie sei eine „Meisterin des Multitaskings“, sagte sie mit Blick auf ihre organisatorischen Fähigkeiten und nannte die Stationen ihrer bisherigen pastoralen Tätigkeit: Steilshoop, Brüssel, Hamburger HafenCity. Nach langjähriger ökumenischer Tätigkeit in der Stadt – eine „Weltreise vor Ort“ – empfinde sie jetzt die Sehnsucht, für längere Zeit an einer Kirche für eine konkrete Gemeinde da zu sein. „Ich will“, sagte sie, „am Traum der Kirche und der Stadt von morgen mitarbeiten.“
Die in Eutin geborene Theologin entwickelte die Vision einer Kirche, in der Gott zur Sprache gebracht wird. „Ich wünsche mir eine Kirche als evangelische Antwort auf die multikulturelle Gesellschaft.“ Es müsse auch in der Kirche eine Willkommenskultur geben, betonte sie. Künftig sei es für die St. Petri-Hauptkirche wichtig, die interkulturelle Arbeit und den Dialog mit der Politik fortzuführen. Severin-Kaiser, eine begeisterte Seglerin, sagte: „Ich bin zwar nicht mehr ganz jung, aber noch immer neugierig.“ Sie lese gern in der Bibel, um neue Kraft zu schöpfen. „Das gibt mir beides: Wurzel und Flügel.“
Nils Christiansen, Pastor in Meiendorf-Oldenfelde, setzte bei seiner Vorstellung kurz vor der Wahl durch die Synode klare theologische und gesellschaftspolitische Akzente. Der Glaube müsse in der säkularisierten Welt dialog- und anschlussfähig werden. Jene Menschen, die am Rande stehen, müssten in die Mitte genommen werden – dafür stehe das Evangelium Jesu, und so verstehe er auch die Arbeit der Citykirche St. Petri. Wichtig sei zudem der interreligiöse Dialog in der Stadt. Führungsqualifikationen sammelte Christiansen bei den Fusionen von Kirchengemeinden. Dabei habe er mitgeholfen, zeitgemäße Personalstrukturen zu schaffen. Die Kirchenparlamentarier danken ihm mit stehendem Applaus für seine Kandidatur.
Zu Severin-Kaisers ersten Gratulanten zählte neben dem Kirchengemeinderat Michel-Hauptpastor Alexander Röder. Er freue sich sehr auf die Zusammenarbeit im Geistlichen Kollegium. Die stadtweit tätige Hauptkirche zählt rund 500 Mitglieder. Die Bezahlung des leitenden Geistlichen entspricht einem Schulleiter-Gehalt.