Neulich beim Arzt. „Sie fühlen sich schwach, müde und antriebslos? Ich weiß schon, woran sie akut leiden. Sie haben HSV.“

Ja, es ist wieder schwer in Mode, auf Kosten des Clubs Witze zu reißen oder den Verein niederzumachen, und irgendwie dürfen sich die Hamburger auch nicht darüber beklagen, weil sie in der jüngeren Vergangenheit alles Erdenkliche dafür getan haben, ihren Bundesliga-Dinostatus zu verlieren. Und obwohl Bruno Labbadia in Bremen das Kunststück gelungen ist, dass bei der schon toten Mannschaft zumindest wieder ein Puls zu spüren ist, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Klassenerhalt noch gelingt, nicht nur seit der unglücklichen Niederlage beim Nordrivalen sehr hoch.

Labbadia hat einfach nicht genügend Zeit, die Sünden und Fehlentwicklungen innerhalb des Teams vergessen zu machen. Wer bis zum 29. Spieltag neun Tore weniger erzielt als Aufsteiger Paderborn und nur drei mehr als Bremens Di Santo, kann den Gang in die Zweite Liga kaum noch verhindern, vor allem dann nicht, wenn in einer entscheidenden Phase wichtige Spieler ausfallen, ob durch Sperren oder Verletzungen.

Eingetreten ist dieses Horrorszenario jedoch noch nicht. Und so lange sich die HSV-Profis – anders als gegen Wolfsburg und in Leverkusen – zumindest gegen den Abstieg wehren, verdienen sie die vorbehaltlose Unterstützung der Fans. Wer nicht die Unterstützung seiner Basis spürt, kann nicht mit Selbstvertrauen auflaufen und wird nie Tore schießen. Für Häme und Spott ist nach dem 23. Mai noch genug Zeit.