Hamburg. Polizei macht 18 Stunden lang Jagd auf Raser. An welchen Straßen gemessen wird, haben die Bürger selbst bestimmt

Autofahrer aufgepasst: Fast einen Tag lang wird in Hamburg geblitzt. Am morgigen Donnerstag, von 6 Uhr früh bis 24 Uhr, machen Polizisten im gesamten Stadtgebiet mit Laserpistolen und stationären Radarmessgeräten Jagd auf Temposünder. Bereits zum dritten Mal seit 2013 beteiligt sich die Hamburger Polizei damit an einem bundesweiten Blitz-Marathon. Neu ist, dass diesmal nicht nur Autofahrer in Deutschland, sondern in ganz Europa kontrolliert werden, und die Blitzer nur 18 statt 24 Stunden „scharfgestellt“ sind. Grund: Die zentrale Gedenkfeier in Köln für die 150 Opfer des Germanwings-Absturzes soll am Freitag nicht durch eine weitere große öffentliche Aktion gestört werden. Von den mehr als 6000 Hamburger Straßen werden am Donnerstag 185 geschwindigkeitstechnisch überwacht, 191 Messstationen sind geplant. Wo geblitzt wird, haben die Hamburger zu einem guten Teil selbst bestimmt: Die Polizei hatte die Bürger im Vorfeld um Vorschläge gebeten. 1052 Mails und 427 Anrufe gingen dazu ein. An großen Straßen mit besonders hohem Verkehrsaufkommen wie der Kollaustraße, Simon-von-Utrecht-Straße, Osdorfer Landstraße und der Otto-Brenner-Straße gibt es zwei, an der Stresemannstraße sogar drei Messstationen.

„Unser Ziel ist es, das Geschwindigkeitsniveau durch derartige Kon­trollen nachhaltig zu senken“, sagt Polizeisprecherin Tanja von der Ahé. Vorwürfe von Gegnern der Kampagne, die Polizei ziele letztlich nur auf den Geldbeutel der Autofahrer, indem sie beim Blitzmarathon Bußgelder im großen Stil „ernte“, weist von der Ahé zurück. „Die Aktion hat einen rein präventiven Aspekt und hat mit dem Einsammeln von Bußgeldern nichts zu tun.“ Mit dem Blitzmarathon unterstreiche die Polizei, dass sie Geschwindigkeitsverstöße konsequent verfolgt und dass Autofahrer ohne Fuß auf dem Gaspedal ebenso schnell seien.

Auch der ADAC unterstützt die Aktion. „Überhöhte Geschwindigkeit ist eine der Hauptunfallursachen, wenngleich das Rasen in Flächenländern ein noch größeres Problem darstellt“, sagt ADAC-Hansa-Sprecher Christian Hieff. Von den rund 8000 Unfällen pro Jahr, bei denen Menschen in Hamburg leicht oder schwer verletzt werden, geht etwa jeder siebte auf zu hohes Tempo zurück. Der Blitzmarathon einmal im Jahr halte die Bürger dazu an, das eigene Fahrverhalten kritisch zu reflektieren. Von einem monatlichen Blitzertag rät Hieff ab. „Gut möglich, dass dann die beabsichtigte Wirkung verpufft, weil der Blitz-M;arathon nichts Besonderes mehr wäre.“

Als Erfolg bewertete die Hamburger Polizei schon den Blitz-Marathon im vergangenen September. Da lag die Zahl der Geschwindigkeitsverstöße in Hamburg, verglichen mit anderen Bundesländern, auf einem erfreulich niedrigen Niveau. Rund 260.000 Fahrzeuge waren durch die Kontrollen gefahren, doch die Beamten stellten insgesamt nur 2351 Verstöße fest.

Um Temposünder für die Gefahr zu sensibilisieren, setzt die Polizei im Umfeld von 18 Hamburger Schulen zudem auf eine weitere Erziehungsmaßnahme: Angehaltene Autofahrer werden dort von Schülern zu Rede gestellt und auf ihr Fehlverhalten hingewiesen.