Neustadt. Erster Hamburger Laden Lagerfelds entsteht in Kaisergalerie an Großen Bleichen. Auch sonst viel Bewegung: Montblanc zieht um, Marc Cain muss raus.

Das Hamburger Luxuseinkaufsviertel zwischen dem Neuen Wall und den Großen Bleichen ist in Bewegung: In der im November eröffneten Kaisergalerie an den Großen Bleichen, dem ehemaligen Ohnsorg-Theater, wird nach Abendblatt-Informationen der weltberühmte Modeschöpfer Karl Lagerfeld ein Geschäft eröffnen. Das ist der erste Laden des gebürtigen Hamburgers in der Hansestadt, bisher ist Karl Lagerfeld in Deutschland nur in Berlin und München mit eigenen Modeläden vertreten. Außerdem soll eine englische Modemarke eine Fläche in der Kaisergalerie beziehen. Damit ist die Passage komplett vermietet. Der Herrenausstatter Braun und die Nobelmarke Escada sind dort bereits Mieter.

Auch am Neuen Wall passiert viel: In das repräsentative Eckgeschäft mit der Nummer 52 zieht die Hamburger Traditionsmarke Montblanc ein, und damit wird die bisherige Fläche in der Nummer 18 frei. Die neuen Räume sind deutlich größer: „Dort werden wir ausreichend Platz haben, um die Markenwelt von Montblanc in seiner Vielseitigkeit präsentieren zu können“, sagte eine Sprecherin.

Allerdings brodelt es hinter den Kulissen wegen des Montblanc-Umzugs. Denn seit 2005 hat in der Nummer 52 die deutsche Premiummodemarke Marc Cain ihr Geschäft, und das Label aus dem schwäbischen Bodelshausen muss nun Montblanc weichen. Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte Helmut Schlotterer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Marc Cain, dass der Shop im August geschlossen wird. Unfreiwillig: „Eigentlich standen im Januar des Jahres Verhandlungen mit dem Vertreter des Vermieters über einen neuen Vertrag an, der dann den vereinbarten Termin kommentarlos nicht einhielt. Das war wohl die Retourkutsche dafür, dass wir nicht bereit waren, zwei Jahre vor Vertragsende freiwillig 10.000 Euro mehr Miete im Monat zu bezahlen“, sagte Schlotterer. Der Unternehmer kritisiert: Die hohen Mieten am Neuen Wall stünden in keinem Verhältnis zu den Einnahmen, so Schlotterer weiter.

Den Neuen Wall wird Marc Cain, das Unternehmen betreibt weltweit 179 eigene Shops, verlassen. Aber Hamburg treu bleiben: „Im September wird in der Nähe der neue, größere Marc-Cain-Store eröffnet“, sagte Schlotterer. Nach Abendblatt-Informationen handelt es sich dabei um eine Fläche im Kaufmannshaus, die zurzeit ein Interimsmieter belegt hat.

Der Neue Wall gilt in Hamburg als die Luxuseinkaufsmeile. Marken wie Hermes, Cartier oder Louis Vuitton haben sich hier niedergelassen. Bis zu 280 Euro pro Quadratmeter sollen auf dem Prachtboulevard aufgerufen werden.

Und es sind noch genügend Flächen zu haben. Aktuell sind es drei: Im Gebäude der UniCredit Bank AG mit der Hausnummer 64 steht das Geschäft im Erdgeschoss bereits seit etwa zwei Jahren leer. Die Bank wird die Fläche künftig selber nutzen, wie eine Sprecherin bestätigte. Wie, das konnte die Sprecherin noch nicht sagen. Nur so viel: „Im Laufe des Jahres wird ein Konzept erarbeitet.“

Auch die Geschäfte in der Nummer 54 und 71, zwischen Giorgio Armani und Chanel, stehen noch leer: „Wir sind hier in konkreten Verhandlungen mit Luxusmarken, die bislang noch nicht in Hamburg vertreten sind“, sagte Sven Bechert, Prokurist beim Immobiliendienstleister Grossmann & Berger.

Gerüchteweise wollen viele Händler wegen der Marktlage aufgeben

Nicht bestätigen wollte der Einzelhandelsexperte das Gerücht, dass es auf dem Neuen Wall mehrere Labels geben soll, die lieber heute als morgen aus ihren Mietverträgen aussteigen wollen. Aber Bechert weiß auch: „Dass immer mehr auch hochwertige Waren im Internet bestellt werden, wirkt sich natürlich auf die Umsätze im stationären Einzelhandel aus.“

Kein Gerücht ist, dass Stone Island sein zweites eigenes Geschäft in Deutschland in Hamburg eröffnen wird. Nach der noblen Maximilianstraße in München soll Ende des Jahres ein Shop der italienischen Modemarke an den Hohen Bleichen 22 eröffnen. Die Fläche hat bislang Antiquitäten-Steen. Das Traditionsgeschäft zieht an die Kaiser-Wilhelm-Straße.

Aber auch an den Hohen Bleichen gibt es Leerstand. In der Hausnummer 21 etwa, hier hatte früher Prada einen Laden. Nun wird die Fläche umgebaut und in den Innenhof hin erweitert: „Es wird nach dem Umbau hier zwei Ladengeschäfte geben, das entspricht mehr der aktuellen Nachfrage. Wir sind bereits in ernst zu nehmenden Verhandlungen mit mehreren Interessenten im Premiumsegment“, sagte Philipp Hass, Leiter der Einzelhandelsvermietung in Hamburg bei CBRE. Die Flächen sollen zum Sommer bezugsfertig sein. Nachdem Giorgio Armani an den Neuen Wall gezogen ist, steht dieser Laden an den Hohen Bleichen leer. Auch hier soll es ernsthafte Verhandlungen mit Interessenten geben.