Hamburg . Polizei stellt Statistik 2014 vor. Sehen Sie auf unserer Info-Grafik, wie es in Ihrem Stadtteil mit der Kriminalität aussieht.

Der Bezirk Mitte bleibt weiterhin der gefährlichste Hamburgs. Wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik 2014 hervorgeht, wurden dort im vergangenen Jahr 87.398 Straftaten begangen. Im Vergleich zu 2013 bedeutet das eine Zunahme von 5551 Fällen oder 6,8 Prozent, die sich vor allem durch die zahlreichen Straftaten in den Stadtteilen St. Pauli und St. Georg bedingt. Insbesondere wird ein großer Teil der angezeigten Körperverletzungen rund um den eigentlich größen- und einwohnerzahlenmäßig kleinen Kiez begangen. „Am Wochenende kommen auf St. Pauli 10.000 bis 15.000 Leute zusammen, bei Großveranstaltungen wie dem Schlagermove können es rund um die Reeperbahn auch mehrere 100.000 werden“, sagt Thomas Menzel, Leitender Kriminaldirektor der Polizei Hamburg. Allerdings: In St. Georg gab es im vergangenen Jahr mit 65,3 Prozent auch eine der höchsten Aufklärungsquoten, auf St. Pauli dagegen mit 33,3 Prozent eine der niedrigsten.

Positive Nachrichten gibt es dagegen für Stadtteile, die was Kriminalität angeht, sonst eher keinen besonders guten Ruf haben. In Wilhelmsburg und in Billstedt ist die Zahl der angezeigten Straftaten 2014 um 4,6 beziehungsweise vier Prozent zurückgegangen. Dort wurden im Vergleich zum Vorjahr in Wilhelmsburg 321 und in Billstedt 336 Fälle weniger verzeichnet. Einer der Hintergründe dürfte in Wilhelmsburg die Ausrichtung der Internationalen Gartenschau und der Bauausstellung 2013 gewesen sein, in deren Zuge der Stadtteil aufgewertet wurde.

Steigende Kriminalität in eher wohlsituierten Gegenden

Insgesamt gab es 2014 in den Hamburger Bezirken 4150 angezeigte Straftaten mehr als im Vorjahr. Dass diese Zahl unter der allein des Bezirks Mitte liegt, erklärt sich dadurch, dass die Kriminalität in tendenziell großen und vor allem fallstarken Bezirken wie Eimsbüttel, Nord und Wandsbek gesunken ist. Dort gab es zwischen 2,5 und 3,2 Prozent weniger Straftaten. Altona, Bergedorf und Harburg verzeichneten Zunahmen um bis zu 2,5 Prozent. Vor allem im Bezirk Eimsbüttel war die Aufklärungsquote mit 35,5 Prozent niedrig, in Harburg lag sie dagegen mit 50,5 Prozent über dem Durchschnitt von 43,8 Prozent.

In Altona zeichnet sich in der Statistik vor allem steigende Kriminalität in eher wohlsituierten Gegenden wie Blankenese und Groß Flottbek ab. Dort stieg die sogenannte Kriminalitätsbelastung um 25,4 und 23,1 Prozent, wobei die Fallzahlen mit im vergangenen Jahr 1134 beziehungsweise 720 immer noch vergleichsweise niedrig sind. Eppendorf verbesserte seinen Stand von 2945 auf 2305 Fälle, von denen jedoch nur knapp ein Drittel aufgeklärt werden konnten.

Was die Kriminalitätsbelastung angeht, blieb der Bezirk Mitte also auch im Jahr 2014 weiterhin das Sorgenkind der Polizei. Doch auch dort gibt es einen Lichtblick: Auf der Insel Neuwerk sank die Kriminalitätsrate von 2013 auf 2014 um ganze 100 Prozent: Von drei auf null Fälle.

Einer der Schwerpunkte der jetzt veröffentlichten Kriminalstatistik liegt auf der Ermittlung von Wohnungseinbrüchen. Nachdem Polizei und Innenbehörde 2013 noch einen Rückgang solcher Fälle verkünden konnten, hatten sie in diesem Jahr schlechte Nachrichten: Die Zahl der versuchten und der vollendeten Einbrüche ist um 8,2 Prozent auf 7490 Taten insgesamt gestiegen. Das entspricht einer Zunahme von 566 Fällen. Der Wohnungseinbruchsdiebstahl macht damit mittlerweile einen Anteil von 3,1 Prozent an der Gesamtkriminalität aus. Im Vorjahr waren es 2,9 Prozent. In einem Zeitraum von zehn Jahren zeigt sich im Bereich des Wohnungseinbruchsdiebstahls ein negativer Trend: 2005 gab es 5241 angezeigte Fälle, von denen 554 (10,6 Prozent) aufgeklärt werden konnten. Von den 7490 Fällen im vergangenen Jahr konnten 624 (8,3 Prozent) aufgeklärt werden.

Während der „Herbstoffensive“ stieg die Aufklärungsquote auf 10,7 Prozent

Jedoch reagieren offenbar auch immer mehr Anwohner aufmerksam auf die steigende Kriminalität: Wie aus der Statistik hervorgeht, liegt der Anteil der versuchten Einbrüche bei 42,5 Prozent, dem höchsten Wert seit 44 Jahren. In 3183 Fällen gelang es Dieben gar nicht erst, sich Zutritt zu Wohnungen zu verschaffen, weil sie offenbar bereits an gut gesicherten Türen und Fenstern scheiterten. In diesem Zusammenhang appellieren Polizei und Innensenator erneut an die Hamburger, auch selbst aufmerksam ihre Umgebung zu beobachten und „lieber einmal zu viel als einmal zu wenig die 110 zu wählen“.

Die Polizei selbst hat im vergangenen Jahr mit einem speziell entwickelten Konzept auf die zunehmende Zahl der Einbrüche reagiert. Erfolge konnten dabei nach Angaben des Polizeipräsidenten Ralf Martin Meyer vor allem mit der sogenannten Herbstoffensive erlangt werden. Die Polizei hatte für diverse Hamburger Regionen sogenannte Top-Ten-Listen von Tatverdächtigen aufgestellt, die dann observiert wurden. Von Anfang Oktober bis Mitte Dezember waren 8156 Mitarbeiter an diesem Konzept beteiligt, die in 1831 Einsätzen 316 Menschen festnahmen. Ralf Martin Meyer sagt: „Unserer Herbstoffensive schreiben wir es zu, dass die Aufklärungsquote in diesem Zeitraum sogar 10,7 Prozent betrug.“ Meyer erklärte, die Polizei wolle 2015 an das Konzept anknüpfen, um so weiter gegen Fälle des besonders schweren Diebstahls, zu denen Einbruch gehört, vorzugehen.

Hamburgs Innensenator Michael Neumann hob hervor, dass insbesondere im Bereich der Wohnungseinbrüche, aber auch der Gewaltkriminalität nicht nur die Anzahl der Taten reduziert, sondern auch die Aufklärungsquote erhöht werden müsse: „Diese Fälle sind für Opfer ganz besonders belastend. Darum muss an Täter das Signal gehen: Versucht es gar nicht erst. und wenn ihr es doch versucht, werdet ihr keinen Erfolg haben.“