Hamburg. Einbruch zwecklos – Teil 2 der Abendblatt-Serie. Heute: Wie Sie Fenster und Türen nachrüsten, Täter mit Licht abschrecken – und warum es besser ist, Rollläden tagsüber oben zu lassen

Die Zahl der Einbrüche in Hamburg steigt, aber Haus- und Wohnungsbesitzer rüsten auf: Aus Angst vor einem Einbruch sichern immer mehr Menschen ihr Hab und Gut mit zusätzlicher Technik. Was gehört zu einer sinnvollen Grundsicherung des Hauses oder der Wohnung? Was gilt es zu beachten bei Fenstern, Türen, Beleuchtung und Schlössern? Was darf man getrost im Hause haben? Und was besser nicht? Wie geht man sinnvoll mit Schlüsseln um? Darum geht es in Teil 2 der Abendblatt-Serie „Einbruch zwecklos“.

Den besten Schutz vor Einbrechern bieten mechanische Sicherungssysteme von Fenstern und Türen. „Fensterfronten und Terrassentüren bieten sehr viel Angriffsfläche. Oft sind die Fassaden auch noch schlecht beleuchtet. Daraus ergeben sich ideale Tatgelegenheiten“, sagt Stefan Meder, der Leiter der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle an der Caffamacherreihe. Mehr als die Hälfte aller Einbrüche in Mehrfamilienhäusern und mehr als 80 Prozent der Einbrüche in Einfamilienhäusern in Hamburg erfolgen im Erdgeschoss über aufgehebelte Fenster und Terrassentüren. Sekundenschnell und fast geräuschlos.

„Viele glauben, Einbrecher kommen überall hinein. Das ist falsch“, sagt der Sicherheitsexperte. „Unsere Erfahrung zeigt, dass die wenigsten Einbrecher gut ausgerüstete Profis sind. Tatsächlich handelt es sich meistens um Gelegenheitstäter.“ Sichtbare Sicherungstechnik bedeute für den Täter längere „Arbeitszeit“ – und somit ein entsprechend höheres Entdeckungsrisiko. „Wenn ein Täter länger als drei Minuten braucht, eine Wohnung oder ein Haus zu öffnen, dann gibt er auf“, verrät Meder.

An erster Stelle sollten deshalb zertifizierte Sicherungssysteme für Fenster und Türen stehen. „Die sind übrigens bei einem Neubau wesentlich günstiger zu haben, als wenn man sie nachträglich einbaut“, sagt Meder. Zur Fensterabsicherung im Erdgeschoss empfiehlt der Fachmann Sicherungsbeschläge mit sogenannten Pilzköpfen. „Damit ausgestattet, lässt sich das Fenster nicht aufhebeln. Zusätzlich sind von außen sichtbare Stangenschlösser für Fenster empfehlenswert. So etwas gibt es auch für Terrassentüren“, sagt der Kommissar.

Haus- und Wohnungsschlüssel: Wem gibt man sie, wo versteckt man sie?

Rollläden böten entgegen der weit verbreiteten Meinung keineswegs Sicherheit gegen Einbruch, sondern dienten in den allermeisten Fällen lediglich als Sichtschutz. Es sei denn, sie sind einbruchhemmend und entsprechend mit der Widerstandsklasse RC2 zertifiziert. Das sind aber die wenigsten. Und: „Wer tagsüber die Rollläden runterlässt, signalisiert dem potenziellen Einbrecher vielmehr, dass niemand zu Hause ist. Und erhöht damit auch noch unnötig die Gefahr“, sagt Meder.

In höher gelegenen Miet- oder Eigentumswohnungen sind aus Sicht des Fachmanns im Mauerwerk fest verankerte Querriegelschlösser die erste und beste Wahl. Aber auch sogenannte Kastenriegelschlösser. Meder: „Sie ersetzen die gute alte Kette an der Wohnungstür. Die Kette hat ausgedient.“

Bei Neu- und Umbauten bietet der Einbau geprüfter einbruchhemmender Türen der Widerstandsklasse RC2 guten Schutz. „Diese Türen haben weder am Türblatt, der Zarge, dem Schloss noch am Beschlag Schwachpunkte. Sie haben ein Türelement aus einem Guss Und Sie müssen nichts nachrüsten“, sagt Meder. Solche Türen gibt es in verschiedenen Widerstandsklassen und auch für die Nebeneingänge. Kellertüren und Kellerfenster müssen ebenfalls gesichert werden, und auch Dachluken, wenn sie mit Aufstiegshilfen erreicht werden können.

Licht schreckt Einbrecher ebenfalls ab. „Schaltuhren, die in der Dämmerung Licht anmachen, kann ich als Ergänzung für eine sinnvolle mechanische Grundsicherung sehr empfehlen. Gleiches gilt für Bewegungsmelder“, sagt der Sicherheitsfachmann. Denn auch die Zugangswege sollten möglichst beleuchtet sein. Meder: „Trotzdem sollten Sie darüber hinaus mehrere Schalter im Haus haben – zum Beispiel auch im Schlafbereich.“

Ein weiteres sensibles Thema sind Schlüssel. Wem gibt man sie, wo versteckt man sie? „Sie sollten Schlüssel nur an Personen ihres Vertrauens aushändigen. Das können die Nachbarn sein“, sagt der Fachmann. „Aber geben Sie Schlüssel niemals einem Fremden! Und verstecken Sie Ihre Schlüssel niemals im öffentlichen Bereich: Ob Carport, Autoreifen, Stein, Lampe oder das Gartenhaus: Einbrecher finden jedes Versteck!“

Sein Tipp: (Ersatz-)Schlüssel im Schlüsseldepot eines Sicherheitsunternehmens hinterlegen. Auskünfte dazu erteilt die Beratungsstelle der Polizei. Oder Schlüssel für Tresore und Ersatz-Autoschlüssel ins Bankschließfach legen und den Schließfachschlüssel zu Hause aufbewahren. „Damit kommt keiner an das Bankschließfach, außer Sie selbst.“ Zur Grundsicherung gehöre auch, dass gewisse Dinge am besten von vornherein außerhalb des Hauses aufbewahrt werden. Meder: „Wertvolle Sachen wie Aktienpapiere, hohe Bargeldbeträge, wertvolle Uhren und teurer Schmuck, den man nur selten trägt, sollten in einem Bankschließfach sicher untergebracht werden.“

Für Leute, die aus beruflichen Gründen regelmäßig sehr viel Geld zu Hause aufbewahren – beispielsweise ein Autohändler, der am Wochenende seine Fahrzeuge verkauft oder ein Goldschmied, der von zu Hause aus arbeitet – hieße die Konsequenz „erhöhte Grundsicherung“. Meder: „In diesen besonderen Fällen sprechen wir über Tresore und Alarmanlagen – bis hin zu besonders gesicherten Rückzugsorten innerhalb des Hauses.“