Hamburg. Hamburg Port Authority investiert in Datensysteme und Landstromanschluss. Drittes Kreuzfahrtterminal am 9. Juni fertig.

Selten in den vergangenen Jahrzehnten stand Hamburgs Hafen so im Fokus wie 2015. Vom 1. bis zum 5. Juni tagt in Hamburg die 29. Welthafenkonferenz – die Hansestadt wird damit zur Bühne und zum Schaufenster für die internationale Hafenwirtschaft. Noch in diesem Monat fällt zudem die Entscheidung, ob das Nationale Olympische Komitee mit Hamburg oder mit Berlin eine Bewerbung für die Austragung der Olympischen Sommerspiele im Jahr 2024 abgibt.

Würde Hamburg ins Rennen gehen, entstünden auf dem Kleinen Grasbrook im östlichen Hafenbereich die wichtigsten Spiel- und Wohnstätten. „Wir würden relativ schnell damit beginnen, unverzichtbare Projekte für eine Austragung der Olympischen Spiele im Hafen zu planen und umzusetzen, auch bevor das Internationale Olympische Komitee eine endgültige Entscheidung für 2024 fällt“, sagte Jens Meier, Chef der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), am Donnerstag bei der Vorstellung von Projekten für das laufende Jahr. „Es gibt ja Infrastrukturprojekte, die in den kommenden Jahren ohnehin realisiert werden müssen – die könnte man teilweise vorziehen. Wir sind gespannt auf die deutsche Auswahl am 21. März. Würden wir erst im Sommer 2017 mit den Arbeiten beginnen, wenn das Internationale Olympische Komitee über den Austragungsort für 2024 entscheidet, wäre das sicher zu spät.“

Die HPA bringt den Hafen in den kommenden Monaten auf Hochglanz. 250 Millionen Euro will die Hafenverwaltung in diesem Jahr in die Infrastruktur investieren. Die wichtigsten nach außen hin sichtbaren Projekte sind das neue, dritte Kreuzfahrtterminal auf Steinwerder und der erste Landstromanschluss für Kreuzfahrtschiffe am Terminal in Altona. „Am 9. Juni wird das Cruise Center Steinwerder eingeweiht, noch im Juni wird dort das erste Kreuzfahrtschiff abgefertigt“, sagte Meier. „Der Landstromanschluss soll vom 14. Mai an getestet werden und zur Welthafenkonferenz im Einsatz sein.“ Insgesamt setzt Meier für die weltweit wichtigste Branchenkonferenz der Hafenwirtschaft auf praktische Demonstrationen und Exponate. „Wir werden zahlreiche Exkursionen für unsere Gäste organisieren, um ihnen zu zeigen, wie wir den technologische Fortschritt im Hamburger Hafen verstehen und wie wir ihn umsetzen.“

Eines dieser Beispiele führte der HPA-Chef am Donnerstag in der Zen­trale der Hafenverwaltung am Neuen Wandrahm selbst vor. Auf einem interaktiven Kartentisch zeigte er den Hamburger Hafen mit den Peilständen für die Tiefe der Elbe. Das Besondere daran: Die von den Messschiffen der HPA täglich aktualisierten Tiefenwerte des Fahrwassers lassen sich mit dem neuen Gerät im Zeitverlauf darstellen. Ebbe und Flut ebenso wie aktuelle Windlagen verändern die Pegelstände auf der Elbe permanent. Die Lotsen und Nautiker in der Nautischen Zentrale des Hamburger Hafens haben nun erstmals ein Werkzeug, mit dem alle Daten integriert werden können. Auf dem sogenannten Touch-Peiltisch – dessen Benutzeroberfläche funktioniert wie die eines überdimensionalen Smartphones – lassen sich Schiffseinläufe analog zu Tide und Wetter simulieren. „Angesichts der wachsenden Zahl immer größerer Schiffe, vor allem Containerfrachter, wird das die Arbeit der Nautischen Zentrale stark vereinfachen und die Hafenanläufe in Hamburg noch sicherer machen“, sagte Meier.

Seit Jahren treibt Meier, der früher lange in der Branche der Informationstechnologie gearbeitet hat, mit seinen Mitarbeitern bei der HPA die Modernisierung der Hafeninfrastruktur durch neue Daten- und Kommunikationssysteme voran. Meiers „Smart Port“-Konzept reicht von der Hafenbahn-Weiche, die ihren eigenen Betriebszustand meldet, bis zur Parkplatz-Navigation per Smartphone-App für Trucker. Auch die wasserseitigen Informationssysteme der HPA in Vernetzung mit den Hafenunternehmen und mit dem Zoll wurden in jüngerer Zeit stark ausgebaut. „Wir werden den Hamburger Hafen und das Smart-Port-Konzept kommende Woche bei der weltgrößten Messe für Informationstechnologie, der Cebit in Hannover, präsentieren. Wir hoffen, dass sich möglichst viele Nutzer an den Informationssystemen im Hafen beteiligen – erst das verleiht der Technologie ja die nötige Effektivität.“

Einen Rückschlag hingegen gibt es beim Neubau der Retheklappbrücke im zentralen Hafenbereich. Die Doppelbrücke mit getrennten Fahrwegen für Straße und Bahn wird verspätet erst 2016 fertig sein. „Unsere Qualitätskontrolle hat ergeben, dass Schweißarbeiten am Steuerstand der Brücke mangelhaft waren“, sagte Meier. Regressforderungen seien jedoch für die HPA als öffentliches Unternehmen schwer zu realisieren, da aus den Verzögerungen beim Bau der Brücke als Teil des öffentlichen Straßennetzes keine Einnahmeausfälle resultierten.

Dem widersprach am Donnerstag die FDP in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Die zeitliche Verzögerung von mindestens neun Monaten beim Neubau der Retheklappbrücke zeigt erneut Mängel im Projektmanagement der HPA auf“, sagte Michael Kruse, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. „Offenbar hat die HPA auf Bonus-Malus-Regelungen bei der Auftragsvergabe verzichtet und damit Verzögerungen bei der Fertigstellung in Kauf genommen.“ Verträge mit Anreizen zur schnellstmöglichen Fertigstellung sollten künftig die Regel bei der Vergabe öffentlicher Aufträge sein.