Hamburg. Die Polizei plant nach schweren Unfällen am vergangenen Wochenende vermehrt Radarfallen und Videoaufzeichnungen in Hamburg.

Sonne, blauer Himmel, 16 Grad – und drei schwer verletzte Motorradfahrer in Hamburg, zwei Getötete im Umland. Das ist die Bilanz des vergangenen Wochenendes. Von Freitagabend bis Sonntagnachmittag ereigneten sich in der Stadt drei Unfälle, bei denen Biker schwer verletzt wurden, in Stade stießen zwei Motorradfahrer frontal zusammen. Beide waren sofort tot. Polizeipräsident Ralf Martin Meyer gestern zum Abendblatt: „Diese schweren Verkehrsunfälle zeigen erneut in erschreckender Weise die Gefahren für Kradfahrer im Straßenverkehr.“

Die Polizei plant nun verschiedene Aktionen, um auf die Gefahren für Motorradfahrer hinzuweisen. Zum offiziellen Saisonauftakt am zweiten Aprilwochenende soll es einen Aktionstag im Bereich Zollenspieker geben. Daneben seien auch wieder schwerpunktmäßig zivile Videomotorräder der Polizei in der Stadt und im Umland unterwegs. Karsten Wegge, Leiter der Abteilung Grundsatz und Verkehr bei der Hamburger Polizei: „Damit können wir die Geschwindigkeit eines Motorrads über eine längere Strecke sehr genau messen.“

Im vergangenen Jahr starben in Hamburg zehn Motorradfahrer bei Unfällen, 2013 waren es noch acht. Auch die Zahl der Verunglückten ist leicht gestiegen: von 521 auf 548. „2014 hatten wir eine besonders lange Saison. Die meisten tödlichen Unfälle kamen geballt im Juni und Juli“, sagt Wegge.

40 Prozent der tödlichen Unfälle wurden von den Motorradfahrern selbst verursacht. „Fast immer waren sie zu schnell unterwegs“, sagt Wegge. In 60 Prozent der Fälle waren Autofahrer schuld. „Schwierigkeiten kann es überall dort geben, wo sich die Wege kreuzen: beim Abbiegen, Wenden und wenn die Vorfahrt missachtet wird“, sagt Wegge.

Aber auch bezüglich der von Autofahrern verursachten Unfälle weist Wegge auf die Gefahr hin, die von zu schnell fahrenden Bikern ausgeht, vor allem für sie selbst: „In den vergangenen Jahren hätte mindestens die Hälfte der von Autofahrern verursachten Unfälle nicht tödlich geendet, wenn die Motorradfahrer nicht auch zu schnell gefahren wären.“

Motorradfahrern rät Wegge dazu, möglichst helle, gute Schutzkleidung zu tragen, langsam zu fahren und insbesondere zu Saisonbeginn Fahrsicherheitstrainings auf dem Übungsplatz zu absolvieren. „Mehr Fahrstunden als Pflicht bringen dagegen wohl nichts. Das ist vor allem eine Frage der Selbstdisziplin“, sagt Wegge, der gerade auch an ältere Fahrer appelliert, ihre Fahrkenntnisse immer wieder aufzufrischen. „Nur zwei der im vergangenen Jahr getöteten Motorradfahrer waren Fahranfänger. Fünf dagegen waren im Alter von 25 bis 40 Jahren. Wir erleben häufig diesen Effekt: Jemand lernt in jungen Jahren Motorradfahren, dann hat er eine Familie und Kinder und steigt lieber auf einen Kombi um.“

Seien die Kinder dann groß, kaufe man sich wieder ein Motorrad und habe auch eher Geld für ein besonders schweres, schnelles. „Dann haben die Biker zwar schon viele Jahre den Führerschein, aber kaum Fahrpraxis. So passieren viele Unfälle“, sagt Polizeiexperte Wegge. Auch die am Wochenende verunglückten Motorradfahrer zählten zu dieser mittleren Altersgruppe, sie sind zwischen 30 und 52 Jahre alt.