Hamburg. Immobilienvergleich in Norddeutschland: In Hamburg sind bei einer Neuanmietung im Schnitt 10,80 Euro kalt pro Quadratmeter fällig.
Wohnen wird in Norddeutschland immer teurer. Von dieser Entwicklung sind vor allem Hamburg und Bremen betroffen. In den beiden Bundesländern stiegen die Mieten bei Neuvermietung seit 2006 am stärksten. Hamburger müssen bei der Anmietung eines neuen Quartiers 42 Prozent mehr bezahlen als 2006. In Bremen stiegen die Mieten um 26 Prozent. Das geht aus einer neuen Studie des Maklerunternehmens Jones Lang LaSalle (JLL) und des Wohnungsvermieters Westgrund hervor. Die Firma, die im vergangenen Jahr rund 12.000 Wohneinheiten gekauft hat, soll demnächst von dem Hamburger Unternehmen Adler Real Estate übernommen werden. Damit würde das fünftgrößte börsennotierte Wohnimmobilienunternehmen in Deutschland entstehen.
Im Schnitt müssen in Hamburg bei einer Neuanmietung 10,80 Euro kalt pro Quadratmeter bezahlt werden. Seit 2006 sind die Mieten jährlich um 4,5 Prozent pro Jahr gestiegen und damit stärker als die Inflationsrate und die Kaufkraft in diesem Zeitraum. Unter Kaufkraft versteht man den Geldbetrag, der für Konsumzwecke zur Verfügung steht. Im vergangenen Jahr waren das in Hamburg pro Einwohner 23.469 Euro.
Die Hansestadt ist der teuerste Standort in Norddeutschland. Mit Ausnahme von Wolfsburg folgen auf den weiteren Plätzen die Landkreise Stormarn, Pinneberg und Harburg als ebenfalls sehr teuere Wohnstandorte. Im Landkreis Stormarn müssen 8,25 Euro pro Quadratmeter ausgegeben werden. In Pinneberg sind es acht Euro und in Harburg 7,85 Euro pro Quadratmeter. In Wolfsburg müssen 8,85 Euro für das Wohnen bezahlt werden. Die günstigsten Wohnungen in Norddeutschland gibt es im Landkreis Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen mit 4,45 Euro pro Quadratmeter. Das Bundesland ist das einzige im Norden mit einer schrumpfenden Bevölkerung.
„Hamburg profitiert am stärksten von dem Zuzug in die Städte“, sagt Roman Heidrich von JLL. Mit seiner breitgefächerten Branchenstruktur ziehe die Stadt viele junge Leute an und auch Ältere wollten zurück vom Land in die Stadt. Hamburgs Bevölkerung ist seit 2008 um 3,2 Prozent auf rund 1,75 Millionen Einwohner angestiegen. Wer sich die Mieten in Hamburg nicht leisten kann oder größere Flächen für seine Familie benötigt, weicht in die anliegenden Landkreise aus.
Wolfsburg hat mit 24.045 Euro pro Einwohner eine noch höhere Kaufkraft als Hamburg. Der Grund dafür liegt in der guten Entwicklung des Autobauers VW und einem starken Bevölkerungswachstum. Wer in der Nähe des Autowerkes wohnen will, muss knapp zehn Euro pro Quadratmeter bezahlen. Seit 2009 sind die Mieten in der Autostadt um 55 Prozent gestiegen.
Wie in ganz Norddeutschland gibt es auch in Hamburg eine große Spreizung bei der Miethöhe. Nach der Studie werden die höchsten Mieten in der HafenCity (16,30 Euro pro Quadratmeter), in Harvestehude und am Rotherbaum (15,50 Euro) bezahlt. Am preiswertesten sind die Wohnungen in Finkenwerder (7,05 Euro). Den höchsten Mietpreisanstieg verzeichnete seit 2009 mit 41 Prozent Barmbek-Süd. Für den Quadratmeter Wohnfläche müssen bei Neuanmietung im Schnitt 11,85 Euro bezahlt werden. „Da die Bevölkerung insgesamt weiter zunehmen wird und die Bautätigkeit unzureichend bleibt, dürften in Hamburg und Bremen die Mieten in den nächsten Jahren allerdings überdurchschnittlich zulegen“, sagt Heidrich. Hamburg hat mit 0,7 Prozent den geringsten Leerstand.
Für Westgrund-Vorstand Arndt Krienen ist die große Wohnungsnachfrage in Hamburg kein Grund, hier in der Stadt zu investieren. „Die Kaufpreise sind einfach viel zu hoch, das entspricht nicht unserem Geschäftsmodell“, sagt Krienen. Er bevorzugt Städte wie Bremen, Wilhelmshaven, Dresden oder Leipzig. Im Schnitt bezahlt Krienen nur 500 bis 600 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, bedingt auch durch den Ankauf großer Wohnungsbestände.
Dagegen sind die Kaufpreise in Hamburg seit 2006 noch deutlich stärker gestiegen als die Mieten. Im Schnitt liegt der Quadratmeterpreis für Eigentumswohnungen aus dem Bestand bei 3720 Euro. Das ist seit 2006 ein Anstieg um 86 Prozent. In den anderen Bundesländern lag der Preisanstieg nur bei rund 30 Prozent.