St. Pauli. 1500 Gäste werden zur Verleihung der Goldenen Kamera in Hamburg erwartet. Technik und Dekoration sind eine Herausforderung.
Es ist eine Herausforderung, eine ziemlich große sogar: Jürgen Hassler und sein Team von Hassler Made gestalten seit Tagen die eher kargen Messehallen für die glanzvolle Verleihung der Goldenen Kamera um. Eine Bühne mit entsprechender Technik muss entstehen, die Stimmung soll sich auf die prominenten Gäste im Saal und die Zuschauer vor den Bildschirmen übertragen. Hasslers Firma ist für all dies zuständig.
Andere Firmen kümmern sich um die Gestaltung der Partyräume und um den Roten Teppich, über den heute Abend Stars wie Arnold Schwarzenegger und Susan Sarandon flanieren werden. „Die Messehallen sind von der Atomsphäre her ziemlich emotionslos. Hier Stimmung reinzubekommen, ist schwieriger als beispielsweise in ein Theater“, sagt Jürgen Hassler.
Hassler ist ein Profi. Seit 1990 ist er schon zuständig für die Bühne bei der Goldenen Kamera. Er bereitet in den Messehallen derzeit mit zehn Kollegen die Verleihung zum 50. Jubiläum vor. Dazu sind rund 150 Bühnen- und Medientechniker sowie Dekorateure engagiert. Hassler ist einer der Menschen, die in diesen Tagen geradezu rund um die Uhr daran arbeiten, dass heute Abend für die 1500 Gäste auch wirklich alles perfekt läuft. Zahlreiche Prominente aus Fernsehen, Kultur und der Musikszene werden in die Hansestadt erwartet, dazu kommen internationale Größen wie der berühmte Musikproduzent Nile Rodgers, der unter anderem mit Diana Ross und Madonna gearbeitet hat. Aber natürlich soll auch für die Fernsehzuschauer, die die von Thomas Gottschalk moderierte Gala am Sonnabend im ZDF verfolgen, jedes Detail stimmen.
Für den Bühnenbauer ist der Umbau der Messe eine umfangreiche Aufgabe, denn die Bühne muss so entworfen werden, dass sie auf allen Kanälen perfekt aussieht. „Dabei muss das, was im Saal von den Gästen als gut empfunden wird, für die Kamera nicht unbedingt gut aussehen“, sagt Hassler.
Zwei Kilometer Lichtlinien für die Bühne
So müsse es für den Gast im Saal etwas gemütlicher wirken. Damit es am nächsten Tag jedoch im Fernsehen richtig wirke, müsse man beispielsweise mit Unschärfen Illusionen schaffen, damit die feierlich geschmückte Halle tiefer aussehe. Die Zahlen, die Hassler nennt, zeigen, wie aufwendig das Projekt Goldene Kamera ist: 40 Sattelschlepper haben das Material für den Umbau herbei geschafft. Verbaut werden insgesamt 4,5 Kilometer Traversen, 14 Kilometer Kabel und zwei Kilometer Lichtlinien allein für die Bühne.
Und nicht nur in dieser Hinsicht gibt man bei der Goldenen Kamera alles: Auch bei der Dekoration der Räume ist alles bis ins Detail geplant. Die Hamburgerin Gisa Narracott gehört zu jenen, die für die Stimmung zuständig sind. Sie setzt die Gala mit ihrer Firma Lightcouture durch Kronleuchter ins rechte Licht. Passend zum Thema (1950er- und 60er-Jahre) hat sie riesige Lüster entworfen und eigens in Murano fertigen lassen. „Nach Ende der Veranstaltung wird diese Kollektion in meinen Showroom wandern und zum Verkauf stehen.“ Seit Tagen ist sie gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner in den Messehallen unterwegs, um die wertvollen Leuchter zu platzieren. „Wir machen lieber alles selbst, denn die Stücke sind sehr empfindlich“, sagt die studierte Modedesignerin.
Zwischen 3000 Euro und 8000 Euro sind die Leuchter wert. Narracott ist zum ersten Mal für die Dekoration bei der Goldenen Kamera zuständig. „Ich finde das alles unheimlich spannend“, sagt sie. „Ich werde auch bei der großen Party dabei sein, wenn meine Leuchter zum Einsatz kommen“, so Narracott nicht ohne Stolz. „Ich hoffe sehr, dass später nicht noch irgendetwas zu Bruch geht.“
Insgesamt werde es eine kurze Nacht für sie werden. „Um acht Uhr am Sonnabendmorgen beginnt für uns wieder der Abbau.“ Denn in kürzester Zeit soll alles wieder aus den riesigen Hallen verschwinden. Bereits am Montag um sechs Uhr müssen Leuchter und Kameras wieder abgebaut sein. Dann sollen die Messehallen wieder so karg aussehen wie zuvor.