Was kostet die Hamburger Olympia-Bewerbung? Was kosten die Spiele? Wie würde Referendum laufen? Hier gibt‘s die Antworten auf einen Blick:
Hamburg. Die nationale Olympiabewerbung geht in die entscheidende Phase. Derzeit ermittelt das Meinungsforschungsinstitut Forsa in einer repräsentativen Umfrage die Olympiastimmung in Berlin und Hamburg. Das Ergebnis will der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) Anfang März bekannt geben. Die Stadt mit der größeren Zustimmung in der Bevölkerung hat wahrscheinlich gute Chancen, von der DOSB-Mitgliederversammlung am 21. März in der Frankfurter Paulskirche als deutscher Kandidat für die Sommerspiele 2024 nominiert zu werden.
Das sind die derzeit drei wichtigsten Fragen zur Olympiabewerbung:
Kosten der Spiele
Hamburg will die Kosten erst nach dem Zuschlag des DOSB ermitteln, weil für deren Berechnung ein zweistelliger Millionenbetrag aufgewendet werden muss. Experten gehen bislang von Ausgaben von rund fünf Milliarden Euro aus, die den Spielen direkt zuzuordnen sind; drei Milliarden für die Durchführung, zwei Milliarden für den Neubau und die Ertüchtigung von Stadien und Hallen. Die Ausrichterstadt wird 2024 einen Zuschuss von fast zwei Milliarden Euro vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) erhalten, mindestens eine Milliarde Euro erbringen Ticketverkauf, Merchandising und nationale Sponsoren. Den Sportstättenbau bezuschusst der Bund wahrscheinlich mit 700 bis 900 Millionen Euro. Zusätzliche Steuereinnahmen bleiben bei dieser Kalkulation unberücksichtigt.
Alle weiteren Kosten wie die Modernisierung der städtischen Infrastruktur (Brücken, Schienen, Straßen) wären Olympia nicht direkt zuzuordnen und würden darüber hinaus weitgehend vom Bund getragen. Darunter sind zudem viele Bauvorhaben, die Hamburg – wie die Hafenquerspange – ohnehin plant, die Ausrichtung Olympischer Spiele würde die Umsetzung wohl erheblich beschleunigen. In der Vergangenheit haben die Olympiastädte unterschiedlich viel in diesen Bereich investiert, London 2012 rund sieben Milliarden Euro, Sotschi für die Winterspiele 33 Milliarden, weil es in Russland kein Wintersportzentrum gab. Die Spiele selbst kosteten Sotschi sechs Milliarden, wovon zwei Drittel der Ausgaben wieder eingenommen wurden.
Kosten der Bewerbung
Die Entscheidung über die Vergabe der Sommerspiele 2024 fällt das IOC im Sommer 2017 in Lima (Peru). Die nationale und internationale Kampagne könnte Hamburg in den nächsten zwei Jahren geschätzte 50 Millionen Euro kosten. Die Handelskammer will helfen, dass die Wirtschaft mindestens die Hälfte der Summe aufbringt. Die Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2018 (Kosten: 32 Millionen Euro) unterstützten deutsche Unternehmen mit rund 26 Millionen. Das IOC hat die Möglichkeiten der weltweiten Präsentation der Olympiakandidaten jetzt auf vier Veranstaltungen beschränkt.
Referendum
Berlin und Hamburg wollen vor der Bewerbung beim IOC (Stichtag: 15. September 2015) die Zustimmung ihrer Bevölkerung einholen. Die Berliner würden das am 13. September tun, der Termin in Hamburg steht noch nicht fest. In beiden Städten fehlt bislang die gesetzliche Grundlage für ein Referendum, sie ist aber in Vorbereitung.
Wie schwierig es ist, bei einer Volksabstimmung eine Mehrheit für Olympia zu bekommen, zeigt das Beispiel München. Dort hatten in Meinungsumfragen rund 65 Prozent die Winterspiele 2022 in ihrer Region befürwortet, zur Urne gingen jedoch nur 29 Prozent der Wahlberechtigten, von denen 52 Prozent gegen Olympia votierten. Allein in Oslo fand sich bislang bei einer Volksabstimmung eine Mehrheit für Olympische (Winter-)Spiele. Dann kippte allerdings das norwegische Parlament das Vorhaben. In Deutschland steht die Bundesregierung jedoch hinter einer Olympiabewerbung.