Alexander Otto Stiftung vergibt 30.000 Euro für Projekte im Behindertensport – Feier im Rathaus
Hamburg. „Soll ich?“, fragt Daniel. Der Zwölfjährige kniet auf dem Hallenboden, hält den schweren ,blauen Ball wurfbereit und schiebt sich die schwarze Brille, die an eine Ski-Brille erinnert, zurecht. Sie ist ein bisschen groß für sein schmales Gesicht und rutscht ihm immer wieder über die Nase. Das darf sie aber nicht. Daniel spielt nämlich gerade Goalball, eine klassische paralympische Sportart für Sehbehinderte. Die dunkle Brille schafft hier für alle Spieler die gleichen Bedingungen – auch wenn sie, wie Daniel, keine Seheinschränkungen haben. Sie sind quasi blind und müssen sich am Geräusch des blauen Klingelballs, den Rufen der anderen Spieler und den aufgeklebten Markierungslinien am Boden orientieren.
Daniels Lehrer Patrick Tscherning hat erreicht, dass an der Gretel-Bergmann-Schule in Allermöhe seit August 2014 Behindertensport in den klassischen Sportunterricht integriert wird. Diese bislang einzigartige Initiative wurde am Mittwoch im Kaisersaal des Rathauses mit dem Werner-Otto-Preis ausgezeichnet. „Ich freue mich, dieses Projekt mit Vorbildcharakter zu ehren und hoffe, dass es andernorts nachgeahmt wird“, sagt Alexander Otto, Kuratoriumsvorsitzende der Alexander Otto Stiftung. Die mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Auszeichnung wird bereits zum fünften Mal von der Alexander Otto Sportstiftung an Vereine und Institutionen im Bereich des Behindertensports verliehen, die zur Inklusion und zur Förderung behinderter Menschen im Sport beitragen. Mit ihrem inklusiven Sportangebot gewann die Gretel-Bergmann-Schule den Hauptpreis in Höhe von 15.000 Euro. Sportlehrer Patrick Tscherning: „Der Preis ist ein großer Schritt in die Zukunft. Damit können wir das Projekt weiterentwickeln und die Angebote ausbauen.“ Die große Urkunde in der Hand, freut sich ein Schüler der Ganztagsschule darüber, dass Goalball auch weiterhin auf seinem dem Stundenplan steht. Preise zu je 5000 Euro erhielten die Tanzgruppe Herde, der Sportverein Eidelstedt von 1880 und der Pinneberger Tennisclub.
„Mit der Aufnahme des Behindertensports in den Schulsport wird den behinderten Schülerinnen und Schülern die Chance gegeben, gleichberechtigt am Sportunterricht teilzunehmen und sich auf Augenhöhe mit ihren Mitschülern zu messen“, lobte die Fachjury der Sportstiftung, der unter anderem die Hamburger Paralympic-Siegerin Edina Müller angehört,
„Im Zuge der Inklusion gibt es an Schulen immer mehr Schüler mit unterschiedlichen Voraussetzungen, seien es körperliche Einschränkungen oder Verhaltensauffälligkeiten. Mein Ziel ist, dass alle Kinder unter denselben Voraussetzungen gemeinsam Sport treiben können“, sagt Patrick Tscherning, der seit 2012 an der Stadtteilschule in Allermöhe tätig ist.