Alexander Wolf will für die Alternative für Deutschland in die Bürgerschaft einziehen. Jetzt wurde bekannt, dass er Mitglied einer rechten Burschenschaft ist, die im Fokus des Verfassungsschutzes steht.
Hamburg. Vieles erzählt Alexander Wolf auf seiner Internetseite von seinem Leben. Zum Beispiel, dass er sich in der Oxford-University-Society engagiert, im Elternrat einer Hamburger Schule und beim Bund der Steuerzahler. Dass Wolf seit vielen Jahren Mitglied in der äußerst rechten Burschenschaft Danubia in München ist, schreibt er nicht. Denn Wolf ist auch Politiker in der „Alternative für Deutschland“. Von Listenplatz 9 will er am Sonntag in die Bürgerschaft einziehen. Mehrfach sorgten AfD-Mitglieder für Aufsehen, da sie Kontakte zum rechten Rand unterhalten. Auch in Hamburg.
Seit 2001 beobachtet der bayerische Verfassungsschutz die Burschenschaft, stuft die aktiven Studenten als rechtsextremistische Gruppe ein. Im aktuellen Bericht heißt es, dass sich in der Burschenschaft „einzelne Personen“ engagieren, „die Beziehungen zur rechtsextremistischen Szene unterhalten oder in der Vergangenheit unterhalten haben. Bei Veranstaltungen der Aktivitas treten seit Jahren auch Referenten aus dem rechtsextremistischen Bereich auf.“ Die Gruppe der Studenten agiert laut Behörde „revisionistisch“ und nationalistisch im „völkischen Sinne“.
Wolf trat 1989 der Burschenschaft bei
Alexander Wolf trat nach eigenen Angaben 1989 als junger Student in die Burschenschaft ein. Es ist die Zeit, in der Wolf auch den „Republikanischen Hochschulverband“ mitgründet und ihm vorsitzt. Eine Gruppe aus Studenten, die der rechten Partei „Die Republikaner“ nahe stand. Für wenige Monate war Wolf auch bei den „Reps“ Mitglied. Nach eigenen Angaben trat er dort bereits im Frühjahr 1990 wieder aus, da er sich von den Rechten „als liberal-konservatives Feigenblatt“ missbraucht gefühlt habe, wie er heute sagt. In den Jahren 1992 bis 2007 stufte der Verfassungsschutz auch die „Republikaner“ als Rechtsextremisten ein.
1994, mit dem Ende seines Studiums, wechselte Wolf zu den sogenannten „Alten Herren“. Er übernahm 1998 sogar für eine Amtszeit den Vorsitz des Altherrenverbands der Danuben. Hinweise darauf, dass auch die Gruppe der ehemaligen Danubia-Studenten rechtsextrem und verfassungsfeindlich seien, haben die Sicherheitsbehörden nicht. Heute wie damals.
Austreten kommt nicht infrage
Zu Wolfs Studentenzeit stand auch die aktive Burschenschaft noch nicht unter Beobachtung. Wolf hebt gegenüber dem Abendblatt hervor, er habe das Bekenntnis zur demokratischen Grundordnung bei der Aufnahme in die Burschenschaft durchgesetzt. Und Wolf habe mit Hausverboten den Radikalen in dem Studentenbund entgegengewirkt. Austreten aus der extrem rechten Verbindung möchte er heute dennoch nicht. Eine Burschenschaft sei wie eine Familie, da müssten die Älteren auf die Jüngeren aufpassen, sagt Wolf.
Und diese „Familie“ wurde in der Vergangenheit von mehreren Verfassungsfeinden besucht. So referierten im Haus der Burschenschaft unter anderem der Cheftheoretiker des rechtsextremistischen Deutschen Kollegs, Reinhold Oberlercher, der Holocaust-Leugner und Mitgründer der RAF, Horst Mahler, und der ehemalige NPD-Ideologe Jürgen Schwab.
Ein anderer Danube brachte der AfD bereits Schwierigkeiten. Benjamin Nolte war Vizechef der „Jungen Alternativen“ (JA), der Jugendorganisation der AfD. 2009 soll er auf dem Jahrestreffen der Burschen einem dunkelhäutigen Verbindungsmann eine Banane entgegengehalten haben. Nolte flog aus seiner Burschenschaft raus, und fand Zuflucht bei Danubia. Auf Druck trat er vom Vorstandsposten in der JA aus. Jetzt ist er „Alter Herr“ der Danuben, wie Wolf.
Hamburger AfD vergleichsweise bodenständig
Einst als Eurokritiker gestartet, schwenkt die „Alternative“ seit den Wahlen im Herbst in Ostdeutschland offen auf einen rechten Kurs ein. Im Brandenburger Wahlkampf forderte die Partei, die Grenzen zu Polen wegen häufiger Diebstähle im Grenzgebiet zu schließen. Das Hamburger Wahlprogramm kommt weitaus bodenständiger daher. Es geht um Verkehr und Bildung. Das Recht auf Asyl bleibe unangetastet, Integration sei zu fördern.
Doch auch die Hamburger AfD setzte zuletzt auf ihren Plakaten stärker auf Themen wie Innere Sicherheit und restriktivere Einwanderungspolitik – klassische Parolen von Rechtspopulisten. Burschenschafter Alexander Wolf fordert auf seiner Internetseite neben Bürokratieabbau oder Familienförderung auch: „straffällige Ausländer, vor allem minderjährige unbegleitete Jugendliche, abschieben“. Das will auch die rechtsextreme NPD. Wolf warnte in einer Wahlkampf-Rede vor „Multi-Kulti“ und „ungesteuerter Masseneinwanderung“.
Partei will nicht als radikal gelten
Die AfD setzt auf eine Opposition von rechts. Gleichzeitig will die Partei nicht als radikal gelten, viele ihre Politiker sehen sich als bürgerlich oder konservativ. Und doch tummeln sich immer wieder radikal Rechte in ihren Reihen: Derzeit prüft der Bundesverband auf Wunsch der Hamburger AfD ein Ausschlussverfahren gegen Björn Neumann, der noch 2011 für die NPD in Hamburg an deren Spitze kandidierte. Der frühere Landesvorsitzende der rechtspopulistischen Partei „Die Freiheit“, Jens Eckleben, war „Landeskoordinator“ bei der Gründung der Hamburger AfD. Bis heute ist er Mitglied. Auch der ehemalige Landesschriftführer der „Freiheit“, Claus Döring, kam bei der AfD unter und kandidierte im Mai für die AfD im Bezirk Nord bei den Bezirksversammlungswahlen.
Zudem engagieren sich zahlreiche ehemalige Politiker der rechtspopulistischen Partei von Ronald Schill bei der Hamburger AfD. Prominentester Ex-Schill-Politiker ist Dirk Nockemann, Listenplatz 3. Auch der frühere Innensenator Nockemann unterhält nach Recherchen von NDR und „taz“ in dem sozialen Netzwerk Facebook Kontakte zu Vertretern des ganz rechten Rands.
Unter den „Facebook-Freunden“ auch: Michael Stürzenberger, der Landeschef der islamfeindlichen „Freiheit“, und Manfred Rouhs, früher in der NPD aktiv und nun Vorsitzender der rechten Bewegung „Pro Deutschland“. Nockemann selbst soll dem NDR mitgeteilt haben, er knüpfe bei Facebook Verbindungen zu Profilen „von ganz rechts bis nach ganz links – um an Informationen zu kommen, über die die Medien nicht berichteten“. Mittlerweile sind Nockemanns Freundes-Listen im Internet nicht mehr einsehbar.