Die Leiche des Drach-Komplizen war bereits im Februar vergangenen Jahres entdeckt worden. Jetzt beantragt die Hamburger Staatsanwaltschaft, die in Portugal kühl gehaltenen Überreste in der Hansestadt obduzieren zu dürfen.

Hamburg. An der Südküste Portugals ist die Leiche des Reemtsma-Entführers Wolfgang Koszics gefunden worden. Der 72-Jährige sei bereits im Februar 2014 an der Algarve entdeckt worden, sagte Nana Frombach, Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft am Mittwoch und bestätigte damit einen Bericht der „Bild“-Zeitung. Er sei bald nach dem Fund identifiziert worden.

Das Landeskriminalamt habe im Mai vergangenen Jahres über Verbindungsbeamte der deutschen Botschaft in Portugal davon erfahren. Im Juni sei ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet worden.

Zur Todesursache und zum genauen Fundort der Leiche konnte Frombach keine Angaben machen. „Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen.“ Sie bestätigte jedoch, dass Koszics von einer Klippe gestürzt sei. Unbestätigten Berichten zufolge soll die Leiche am 10. Februar 2014 vor Sagres, dem südwestlichsten Zipfel Europas, gefunden worden sein.

Laut Staatsanwaltschaft sei ein Rechtshilfeersuchen an die portugiesischen Behörden gestellt worden, dessen Beantwortung noch ausstehe. Zum Inhalt des Ersuchens wollte die Sprecherin nichts sagen.

Dem Pressebericht zufolge soll Koszics viel Alkohol im Blut gehabt haben. Seine Leiche habe im Meer unter der Klippe getrieben. Derzeit wird Koszics‘ Körper in einem Kühlfach in Portugal konserviert. Es sei eine Obduktion durch einen Hamburger Gerichtsmediziner unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Püschel geplant.

Höchstes Lösegeld in deutscher Geschichte

Im März 1996 hatte eine vierköpfige Bande den Hamburger Millionenerben und Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma entführt und ihn in Ketten in einem Verlies in Garlstedt bei Bremen festgehalten. Nach 33 Tagen ließen die Täter Reemtsma für umgerechnet rund 15,3 Millionen Euro – das bis dahin höchste bekannte Lösegeld in Deutschland – unverletzt frei. Vom Großteil des Geldes fehlt bis heute jede Spur.

Koszics war Ende Mai 1996 in der spanischen Stadt Murcia festgenommen worden. Bei seiner Festnahme hatte er versucht, sich das Leben zu nehmen. Am 14. Februar 1997 verurteilte ihn das Hamburger Landgericht zu einer Haftstrafe von zehneinhalb Jahren. Im Oktober 2013 war als letzter der Verurteilten Thomas Drach nach mehr als 15 Jahren aus der Haft entlassen worden.

Am 28. Oktober vergangenen Jahres hatte das Aachener Landgericht einen Erpresser im Zusammenhang mit dem verschwundenen Lösegeld zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Der damals 62-jährige Hauptangeklagte habe führende Mitglieder der mittlerweile verbotenen Frankfurter Rocker Hells Angels mit seinem Wissen über Geldwäsche von Teilen des Reemtsma-Lösegeldes erpresst und rund 30.000 Euro abkassiert, stellte das Gericht fest. Die mitangeklagte Schwester wurde zu einer Geldstrafe wegen Beihilfe zur versuchten Erpressung verurteilt.