In Hamburg haben 55 Menschen Schutz vor Abschiebung in Kirchengemeinden gefunden. Flüchtlingspastorin Dietlind Jochims lehnt geplante Verschärfung der Reglungen ab: „Das wird Kirchenasyle nicht verhindern.“
Hamburg. Im Bereich der Nordkirche gibt es derzeit 56 Fälle von Kirchenasyl. Da es sich sowohl um einzelne Menschen als auch um Familien handele, gehe es um insgesamt 127 Menschen, teilte ein Sprecher der Nordkirche am Montag mit. Sie kämen vor allem aus dem Iran, Afghanistan und Syrien.
Um das Kirchenasyl ist ein Streit entbrannt. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte kürzlich erklärt, er lehne das Kirchenasyl „prinzipiell und fundamental“ ab. Es gehe nicht, dass sich die Kirchen eigenmächtig über bestehende Gesetze hinwegsetzten. In den vergangenen Wochen hatte es zahlreiche Gespräche mit Vertretern der Kirchen gegeben. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge will Menschen im Kirchenasyl künftig als „flüchtig“ einstufen. Damit verlängert sich für so genannte Dublin III-Flüchtlinge, die über europäische Drittländer eingereist sind, die Zeit bis zu einer Überprüfung ihres Asylverfahrens in Deutschland von sechs auf 18 Monate.
Ein Sprecher des Innenministeriums nannte als Grund, dass die Zahlen der Kirchenasyle deutlich gestiegen seien. „Die Kirchen setzen sich über geltendes Recht hinweg“, so der Sprecher gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Es gebe sogar Gemeinden, die Vorratsbeschlüsse fällten. Eine endgültige Entscheidung stehe allerdings noch aus. Bis Ende des Monats sollen weitere Gespräche geführt werden.
Die Hamburger Flüchtlingspastorin Dietlind Jochims lehnt die Pläne der Bundesregierung ab. „Wir teilen die Einschätzungen nicht“, sagte sie dem Hamburger Abendblatt. Auch eine Verschärfung der Reglung werde Kirchenasyle nicht verhindern, solange diese notwendig seien, so Jochims.
In Hamburg haben zurzeit 55 Menschen (30 Fälle) bei Kirchengemeinden Zuflucht vor Abschiebung gefunden. In Mecklenburg-Vorpommern sind es 45, in Schleswig-Holstein 27 (je 13 Fälle).